Evelin Nolle-Rieder und ihre K3-Kollegen haben Rolf Keinath in seinen "Bufdi-Ruhestand" verabschiedet.Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Freiwilligenarbeit: Rolf Keinath beendet seinen Bundesfreiwilligendienst bei der Kleinkunstbühne K3

Vor seinem Ruhestand hat Rolf Keinath nochmal etwas ganz Anderes gemacht: Ein Jahr lang hat er als "Bufdi" Freiwilligendienst bei der Kleinkunstbühne K3 geleistet.

Winterlingen. Viele Jahre lang war Rolf Keinath Postbeamter – zuerst als Zusteller und später im Büro. In seinem letzten Arbeitsjahr vor dem Ruhestand ging Keinath jedoch einer ganz anderen Arbeit nach: Er leistete einen Bundesfreiwilligendienst bei der Kleinkunstbühne K3.

Am Montag hatte Keinath seinen letzten Arbeitstag als "Bufdi" und blickt gerne auf das vergangene Jahr zurück, in dem die zweiten sechs Monate freilich ganz anders verliefen als erwartet.

"Der Rolf war ein Segen für uns", schwärmt K3-Leiterin Evelin Nolle-Rieder. Vor allem mit seinen geschickten Händen konnte er anpacken, wo handwerkliches Geschick gebraucht wurde. Keinath übernahm hauptsächlich Hausmeisteraufgaben bei der Kleinkunstbühne. Vor Veranstaltungen verteilte er die Programm-Faltblätter und Plakate und ging auf die Suche nach neuen Sponsoren. Wenn Veranstaltungen waren, bereitete er diese vor und kümmerte sich währenddessen um die Bewirtung der Gäste. Während der coronabedingten Schließung der Kleinkunstbühne räumte Keinath die Einrichtung auf, baute ein Podest ein, bespannte Kulissen und strich die Räume. "Es gab trotzdem immer etwas zu tun", erklärt Keinath. Im Oktober bekommt die Kleinkunstbühne neue Theatersessel. Selbstverständlich baut auch diese Rolf Keinath ein, auch wenn er dann längst im Bufdi-Ruhestand sein wird. Als Ehrenamtlicher möchte er sich aber weiterhin für das K3 engagieren.

Mit Theaterschauspiel hingegen hat der Winterlinger gar nichts am Hut. Er fühlt sich vor der Bühne wohler als darauf und dann auch nur mit Gitarre in der Hand. Dennoch musste er einmal in eine andere Rolle schlüpfen: Bei Videoaufnahmen zum Kindertheaterstück "Das Traumfresserchen" spielte Keinath einen Schäfer. "Aber da musste ich zum Glück wenig sagen", erzählt er und lacht.

Eigentlich hat man beim Bundesfreiwilligendienst, der 2011 als Ersatz für den Zivildienst eingeführt wurde, eher jüngere Menschen vor Augen. Doch Rolf Keinath ist mit seinen 60 Jahren weniger Ausnahme als man meinen mag. "Bei Seminaren, die dann auch online stattgefunden haben, waren viele Bufdis älteren Kalibers", erzählt der Winterlinger.

Zu seiner Stelle kam er über ein Programm seines früheren Arbeitgebers, der Deutschen Post, namens "Engagierter Ruhestand". Die letzten Monate vor dem Ruhestand sollen die Mitarbeiter – vorausgesetzt sie erfüllen alle Anforderungen an das Programm – in einem Bundesfreiwilligendienst verbringen. Keinath sieht seine Bufdistelle als echten Glückstreffer. Das K3 hatte er vor seinem Freiwilligenjahr nie besucht, erinnerte sich aber als ehemaliger Gemeinderat, dass Nolle-Rieder stets auf der Suche nach "Bufdis" war. Die Stelle hatte er schnell sicher, seine Aufgaben waren wie auf ihn zugeschnitten und er konnte jeden Tag zu Fuß zur Arbeit gehen.

Mit Keinaths Weggang sind nun beide Bundesfreiwilligendienststellen im K3 unbesetzt und Evelin Nolle-Rieder erneut auf der Suche nach engagierten Helfern. Die Aufgaben seien nicht fix, "Bufdis" könnten sich gemäß ihrer Fähigkeiten bei der Kleinkunstbühne einbringen, erklärt sie. Und das derzeit mehr denn je: Weil nicht Theater gespielt werden darf, müssen die Menschen im K3 kreativ werden und suchen andere Möglichkeiten, die Kultur in Winterlingen hoch zu halten.

Rolf Keinath hingegen ist nun offiziell in Pension und hat jetzt Zeit, sich vermehrt um seine Kinder und Enkel zu kümmern. Im K3 wird er dennoch hin und wieder vorbeischauen – als Gast, oder wenn mal wieder geschickte Helfer gebraucht werden.