Mayers Thesen: Auch wenn höchstens 30 Prozent der Menschen stark auf Infraschall reagierten, sei das keine geringe Zahl: Krebs, Diabetes und Demenz beträfen weniger als zehn Prozent der Bevölkerung. Das Planungsziel von 60 000 Windkraftanlagen in Deutschland bedeutete statistisch alle drei Kilometer eine Windkraftanlage, sagte Mayer. Fotos: Retter Foto: Schwarzwälder-Bote

Windkraft: Referent Johannes Mayer spricht über gesundheitliche Folgen / Das Problem ist der Infraschall

Von Anne Retter

Machen Windräder durch Infraschall krank? Die Interessensgemeinschaft Fachberg Riedern hatte zu einem Vortrag zu diesem Thema eingeladen. Johannes Mayer referierte.

Winterlingen. Die Festhalle war gut gefüllt, als Johannes Mayer zu Gast war. Der Mediziner, der an einer us-amerikanischen Hochschule eine Professur für Osteopathie innehat, klärte über Infraschall durch Windkraftanlagen auf. Er stellte den Bürgern ausführlich dar, welche negativen Konsequenzen sich nach dem aktuellen Forschungsstand dadurch für Lebewesen in der Umgebung von Windparks ergeben.

Der Wunsch der Bevölkerung nach einer Informationsveranstaltung zu medizinischen Aspekten von Infraschall sei ausschlaggebend für diese Veranstaltung gewesen, sagte Herbert Bitsche von der Interessengemeinschaft Fachberg Riedern in seiner Begrüßung. Dass in Winterlingen ohnehin keine große Begeisterung für Windkraftanlagen herrsche, sei kein Geheimnis – schon gar nicht wolle man weitere Windräder im Wald haben: "Am 9. und 10. Juni hatten wir zwei Brände im Windpark. Im Wald wäre das verheerend, da hat die Feuerwehr keine Chance, das Feuer schnell in den Griff zu bekommen!"

Dass es für Menschen und Tiere ernste gesundheitliche Konsequenzen haben kann, in der Nähe eines Windrades zu leben, stellte dann Mayer in seinem mehr als 90-minütigen Vortrag dar. Er stützte sich dabei auf Forschungsergebnisse zum Thema Infraschall.

So wird ein für den Menschen nicht hörbarer Frequenzbereich mit weniger als 18 Hertz bis 20 Hertz bezeichnet. Bei Windkraftanlagen entsteht er durch die Rotationsbewegung der Flügel, wenn zwischen dem Turm und den Rotorblättern Luft hindurch streicht. Schon durch die wahrnehmbaren Geräusche einer Windkraftanlage könnten Anwohner beeinträchtigt werden, wie der Referent darlegte. Infraschallemissionen stellen ebenfalls ein großes Problem dar, wenn man den Ergebnissen der Studien glaubt, auf die Mayer sich bezieht – und das sind seiner Auskunft nach immerhin rund 270 Publikationen.

Die Menschen nehmen die Schallwellen als Vibrationen wahr

Auch wenn diese Schallwellen nicht hörbar sind, nehmen Menschen sie als Vibrationen wahr. Und das kann für 20 bis 30 Prozent der exponierten Personen gravierende Folgen haben: Der Körper steht unter Dauerstress. Im EEG ist eine Veränderung der Hirnströme nachweisbar, die Atemfrequenz wird herabgesetzt, der Blutdruck steigt, es kommt zu Durchblutungsstörungen und der Spiegel des Stresshormons Cortisol steigt an. Vor allem nachts sei das verheerend, erklärte Mayer: "Zwischen 2 und 4 Uhr ist der Cortisolspiegel normalerweise am niedrigsten. Wird er durch Infraschall in die Höhe getrieben, kann sich der Körper nicht mehr erholen." Schlafstörungen, Konzentrationsbeeinträchtigung und in der Folge Leistungsabfall, Reizbarkeit und depressive Stimmung seien die Folge. Die Psyche empfindsamer Menschen könne durch Infraschall ebenfalls negativ beeinflusst werden. Ängste, Benommenheit, Kopfschmerzen, Ohrendruck und Magenbeschwerden wurden 2005 in einer Studie nachgewiesen. Eine kanadische Forscherin belegte 2014, dass die Qualität des Schlafs mit der Nähe zu einer Windkraftanlage signifikant schlechter werde – bis in eine Entfernung von drei Kilometern wies Claire Paller diese Effekte nach.

"Man will uns erzählen, Infraschall sei harmlos", ärgerte sich der Referent, "dabei wird er in den USA in Horrorfilmen eingesetzt, um die Angst bei Kinobesuchern zu verstärken – was in Deutschland bisher verboten ist – und beide Länder sind im Besitz von Infraschallwaffen, die zur Räumung von Häusern oder bei der Auflösung von Demonstrationen eingesetzt werden." Darüber hinaus sei die Beeinträchtigung durch Infraschall von den Krankenkassen als Diagnose anerkannt.

Wände schützten übrigens nicht vor den Schallwellen im niedrigen Hertz-Bereich, dafür müssten sie schon mehrere Meter dick sein. Das hat Überraschungsgast Konrad Saum am eigenen Leib erfahren. Der Ingenieur, der früher ein großer Befürworter von Windkraftanlagen war und auf dessen Grundstück im Hochschwarzwald ein Windrad gebaut wurde, hat mit seiner Familie den Biohof verlassen: "Meine Symptome waren vielfältig, das ging bis hin zu einer unerklärlichen Leberentzündung. Seitdem wir umgezogen sind, geht es mir und meiner Familie wieder gut." Er würde inzwischen lieber neben einem Atomkraftwerk als bei einem Windrad wohnen, wenn er wählen müsste.