Mit einem seltenen Programm-Mix und schwungvollem Spiel überzeugen die Orchester des Musikvereins
Von Karina Eyrich
Winterlingen-Harthausen. Wie man Winterwetter vergessen macht, das wissen die Musiker des Musikvereins Harthausen/Scher – davon überzeugten sich Hunderte von Zuhörern in einer restlos ausverkauften Festhalle beim Frühjahrskonzert.
Allein schon für den Programm-Mix hatten sich das Große Orchester und die Jugendkapelle des Musikvereins Harthausen den anhaltenden Applaus des Publikums beim Frühjahrskonzert in der ausverkauften Festhalle verdient. Höhepunkt waren die Titelmelodien bekannter Fernsehsendungen, die allen Instrumentengruppen des Großen Orchesters Gelegenheit gaben, herauszuragen: die Percussionisten und Trompeter bei "Lindenstraße" und "Herzblatt", die tiefen Blechbläser bei der "Schwarzwaldklinik", Schlagzeuger und Saxophonisten bei "Wetten dass..." und "Traumschiff" – und alle gemeinsam bei der Eurovisionshymne, bei "Derrick", der Sportstudio- und der Tagesschau-Melodie.
Jochen Rieber führt sein Orchester schwungvoll und mit viel Feingefühl. Zu welcher Präzision das 58 Personen starke Orchester fähig ist, machten Beethovens Ouvertüre zu "Egmont" und die "Laubener Schnellpolka" deutlich. Sie stammt übrigens, ebenso wie das polyphone Werk "Emotionen", vom Allgäuer Komponisten Kurt Gäble, der – so verriet Moderatorin Kathrine Koch – öfters mal in der schönen Harthausener Umgebung zum Radeln sei.
Dass es auf der Scher nicht nur schöne Landschaft, sondern auch schöne Stimmen gibt, machte der Auftritt von Theresa Gauggel deutlich, die das Solo beim Stück "Ich bin ich" von "Rosenstolz" sang: mit osterglockenklarer und samtweicher Stimme.
Besonders originelle Aktzente setzten die Musiker mit Andreas Ludwig Schultes melodischem und gleichsam rhythmisch-mitreißendem Werk "Rhythm Forever", das richtig ins Ohr geht, zumal wenn es so perfekt gespielt wird. Aber auch mit einem Klassiker: der Toccata und Fuge in d-moll von Johann Sebastian Bach, die das Orchester nur anspielte und dann in die Neuzeit transportierte: "Pop Looks Bach" von Sam Fonteyn vereint die Genialität des alten Meisters mit dem Rhythmus der Neuzeit.
Mit Mozart, und zwar einem "Best of", das ebenfalls richtig modern rüber kam, verdiente sich die Jugendkapelle unter der Leitung von Anna Maria Mauz ihren Applaus. Sie hatte den Abend eröffnet mit einem Stück, das zum Frühlingsanfang passt: "Equinox", zu deutsch "Tag-Nacht-Gleiche". Zugabe-Rufe folgten auf die präzise gespielte Polka "Neuer Schwung", und beim Queens-Klassiker "We Will Rock You" mit einer Gitarreneinlage von Florian Ritter zeigten die Nachwuchsmusiker, dass sie auch richtig kräftig tuten und blasen können – etwas zaghaft hatten sie ihre ersten Stücke gespielt.
Gar nicht zaghaft hingegen endete der Abend mit dem Großen Orchester und einem Hit-Mix, bei dem alle mitsingen konnten: Unter den besten Songs von Wolfgang Petry, welche die Musiker spielten, war auch "Sommer in der Stadt" – Frühling wäre freilich auch schon mal schön.