Ein Riss zieht sich durch das Bild des heiligen Christophorus. Foto: Müller

Sanierung würde mehr als 100.000 Euro kosten. "Käpelle" wurde erst vor zehn Jahren umfassend renoviert.

Winterlingen-Harthausen - Der Anblick ist besorgniserregend: Tiefe Risse ziehen sich durch die Fassade der 14-Nothelfer-Kapelle in Harthausen. Obwohl das "Käpelle" vor zehn Jahren umfassend renoviert wurde, muss es dringend saniert werden.

Ortsvorsteher Emil Oswald, Vorsitzender des Fördervereins 14-Nothelfer-Kapelle, spricht von einer Herkulesaufgabe: 100.000 Euro dürften kaum reichen für die Sanierung der 14-Nothelfer-Kapelle in Harthausen – und darin seien die Malerarbeiten noch nicht enthalten.

Vor zehn Jahren wurde das "Käpelle", wie das kleine Gotteshaus von den Harthausern liebevoll genannt wird, umfassend saniert: Innerhalb von zwei Jahren wurde in einer Gemeinschaftsaktion der Außenbereich mit einer Dränage versehen, der Putz erneuert, das Dach neu eingedeckt und das Gebäude in einem zarten Gelbton gestrichen. Auch im Innenraum wurde einiges geschaffen: Der Holzboden im Kirchenschiff musste abgebaut werden, neue elektrische Leitungen wurden eingelassen.

Gotteshaus ist denkmalgeschützt

Doch die Idylle währte nicht lange: Nur wenige Jahre später zogen sich Risse durch das alte Gemäuer: An der Decke, an den Außenwänden entlang der Fenster und durch das Bild des Heiligen Christophorus über der Eingangstür. Zudem sei die einst schöne gelbliche Farbe mittlerweile recht fleckig.

Zuerst war angedacht, die Risse zu schließen und der Kapelle einen neuen Anstrich zu verpassen. Doch die Probleme der Kapelle sind tiefgreifender als gedacht. Ein Sachverständiger aus Gammertingen wurde eingeschaltet. Er macht einen Pilzbefall, bedingt durch Wassereintritt, für die Misere verantwortlich. "In früheren Tagen wurde teilweise unfachmännisch repariert", meinte Ortsvorsteher Oswald. Zudem sei nicht auszuschließen, dass das massive Wurzelwerk der beiden großen Linden neben der Kapelle ihren Teil zu den Rissen im Gemäuer beitrage.

Was Förderverein und Gemeinde von der Sanierung bisher abhält, ist das Geld: Oswald schätzt die Kosten weit über 100.000 Euro, wovon das meiste Geld in die Sanierung des Dachstuhls fließen dürfte. Die Gemeinde Winterlingen, in deren Besitz die 14-Nothelfer-Kapelle ist, habe zwar im Haushalt 2019 schon 30.000 Euro bereitgestellt, doch die dürften nicht weit reichen. "Wir als Förderverein haben nie und nimmer so viel Geld", sagt Oswald als dessen Vorsitzender. Um die Kosten schultern zu können, hofft Oswald neben dem Geld der weltlichen Gemeinde auf Unterstützung der Kirchengemeinde, des Landes Baden-Württemberg und von Spendern.

"An sich können wir das nicht so lassen", sagt Oswald. Schließlich sei das Gotteshaus von 1740 denkmalgeschützt. "Und ein Denkmal lässt man nicht einfach verkommen." Zumal die Risse mit der Zeit nicht gerade kleiner werden dürften. Nun tritt der Ortsvorsteher mit dem Denkmalamt in Kontakt und berät über das weitere Vorgehen und Fördermöglichkeiten.

Info: Geschichte

Die 14-Nothelfer-Kapelle geht zurück auf eine Stiftung des Harthausers Gregor Haag aus dem Jahr 1740. Die Glocke stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Altarbild mit den 14 Nothelfern wurde 1742 fertiggestellt. Pater Tutilo aus Beuron malte Anfang der 1950er-Jahre ein Deckenbild, für das Handwerker, Pfarrer und Mesner Modell standen. Die Kinder aus der Kapellenstraße wurden als Engelschar im Deckengemälde verewigt. In der Kapelle haben bis zu 50 Gläubige Platz.