Im Waldgebiet hinter dem Jettinger Umspannwerk soll bis 2026 ein Windkraftprojekt mit fünf Windrädern entstehen. Foto: Priestersbach

Die Stuttgarter Stadtwerke wollen auf einer rund 85 Hektar großen Waldfläche hinter dem Jettinger Umspannwerk einen Windkraftstandort errichten. Der Gemeinderat wurde jetzt über den aktuellen Planungsstand informiert.

„Das Thema Windkraft hat bei uns eine gewisse Tradition“, erinnerte Bürgermeister Hans Michael Burkhardt daran, dass auf der Hochfläche beim Jettinger Wasserturm in den 90er-Jahren bereits zwei Windräder in Betrieb waren. Streng genommen zwar auf Nagolder Gemarkung, „aber gefühlt Jettingen zugehörig“, so der Rathauschef. Allerdings bewegte sich die Windhöffigkeit an diesem Standort immer im Grenzbereich zur Wirtschaftlichkeit – doch sollen die jetzt geplanten Windräder deutlich höher errichtet werden, um einen wirtschaftlichen Betrieb zu ermöglichen.

Die Stadtwerke Stuttgart haben sich als kommunaler Energiedienstleister das Ziel auf die Fahnen geschrieben, die Energiewende nach Stuttgart zu bringen – wobei die Landeshauptstadt bis 2035 klimaneutral sein will. Gleichzeitig investieren die Stadtwerke ebenfalls in regionale Windprojekte. Derzeit werden bundesweit 31 Windenergieanlagen an sechs Standorten betrieben. Mit einer Nennleistung von 80 Megawatt werden somit rund 70 000 Haushalte versorgt.

Rund 20 Mitbewerber

In einem Ausschreibungsverfahren hatten sich die Stadtwerke mit ihrem Angebot für den Jettinger Windkraftstandort gegen rund 20 Mitbewerber durchgesetzt. „Das Projekt befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium“, machten Bettina Ambacher und Holger Techert als Vertreter der Stadtwerke deutlich, dass eine Inbetriebnahme der fünf geplanten Windräder vor 2026 nicht realistisch sei.

Das vorgesehene Grundstück von ForstBW bietet Potenzial für fünf Windräder, die bei einer Gesamthöhe von 260 Metern zusammen 36 Megawatt Strom erzeugen können. Wie Holger Techert, erläuterte, seien größere Rotoren nötig, um diesen Standort wirtschaftlich betreiben zu können. Die Stromeinspeisung soll praktischerweise über das Jettinger Umspannwerk erfolgen, wobei Ökostrom für circa 33 000 Haushalte erzeugt werden könne.

Derzeit laufen noch Windmessungen, wobei Ende des Jahres das Genehmigungsverfahren eingeleitet werden könne. Parallel dazu soll auch noch eine Informationsveranstaltung für die Bürger stattfinden.

„Das sind schon Riesendinger“

„Das sind schon Riesendinger – da bin ich hin- und hergerissen“, meinte Alexander Steinborn von den Freien Wählern in der anschließenden Diskussion, während sich für CDU-Rätin Silke Seeger die Frage nach den Ausgleichsflächen für die Windkraftanlagen stellte.

Wie Holger Techert erwiderte, werden die Schaffung von Ausgleichsflächen auf jeden Fall erforderlich sein – und dies möglichst am Standort selbst.

Auf die Frage von Birgit Seeger (Freie Wähler), inwieweit die Anlagen im Betrieb hörbar seien, wies Techert auf die Relevanz des Schallgutachtens hin, das im Zuge des Genehmigungsverfahrens erstellt werden müsse. Dabei machte er deutlich: „Ich kann nicht versprechen, dass man die Anlagen in einem Kilometer nicht mehr hört, wenn sie unter Volllast laufen.“ Allerdings beträgt der Abstand zu den nächsten Siedlungen bei allen Windrädern mehr als 1000 Meter.

Schutzkonzept für Vögel

Jürgen Scheef von den Grünen erkundigte sich, ob es Vorkehrungen gebe, um Schaden für die Vögel zu vermeiden. Holger Techert wies in diesem Zusammenhang auf das „umfassende Schutzkonzept“ im Genehmigungsverfahren hin, dessen Umsetzung später auch kontrolliert werde. „Das ist ein relativ guter Standort, der nach Jettingen passt“, lautete anschließend das Fazit des Bürgermeisters. Er findet es gut, wenn Gemeinderat und die Bürger rechtzeitig über das geplante Windkraftprojekt informiert werden.