So sieht das Wilhelmspalais heute aus. Foto: Kraufmann

Das Wilhelmspalais bekommt eine neue Rolle - Vorstellungen der Planer kommen gut an.

Stuttgart - Wie das künftige Stuttgarter Stadtmuseum gestaltet sein soll, wurde im Februar bei einem Wettbewerb entschieden. Zusammen mit Projektleiterin Anja Dauschek haben Architekt Arno Lederer und Thomas Hundt von der Agentur Jangled Nerves die siegreichen Entwürfe erstmals öffentlich vorgestellt.

"Das Stadtmuseum liegt in guten Händen", so der Tenor unter den rund 100 Zuhörern nach der Präsentation, die im künftigen Museumsdomizil im Wilhelmspalais am Charlottenplatz über die Bühne ging. Das Publikum begrüßte die Aussagen von Planungschefin Dauschek, die das Stadtmuseum zu mehr als einem typischen Museum machen will: "Ausgehend von der Stadtgeschichte des 19. und 21.Jahrhunderts sollen die Bürger in diesen Räumen Gegenwart und Entwicklung Stuttgarts diskutieren", sagte sie. Neben der Dauerausstellung im Erdgeschoss werde es wechselnde Schauen im Obergeschoss geben. Eine Geschichtswerkstatt für Kinder und Jugendliche finde ihren Platz im Untergeschoss. Zudem werde es einen Lesesaal im Wohnzimmerstil und ein Café mit Aussicht auf die Planie geben.

Mit dem Umbau könnte Ende 2011 begonnen werden

Arno Lederer vom Architekturbüro Lederer, Ragnarsdíttir, Oei betonte, dass der Grundriss das Wilhelmspalais zu einem "unheimlich spannenden Gebäude mache". Das Palais, von Hofbaumeister Giovanni Salucci 1840 für die beiden Töchter von König Wilhelm I. erstellt, war im Zweiten Weltkrieg bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Der Architekt Wilhelm Tiedje, der es 1965 wieder aufbaute, verlegte wegen des mehrspurigen Ausbaus der Konrad-Adenauer-Straße den Hauptzugang auf die Rückfront. Diese Ausrichtung möchte Lederer beim Umbau wieder rückgängig machen. "Die Vorstellung von Stadtraum ist heute eine andere", sagte er. Lederer plant statt der bisherigen Stützmauer zur B 14 eine von Brunnen flankierte große Freitreppe hinauf zum Portal. Zudem schwebt dem Stuttgarter Architekten eine verkehrsberuhigte Planie als neue Museumsachse zwischen Wilhelmspalais und Kunstmuseum vor.

Museumsgestalter Hundt betonte, dass auf den rund 2000 Quadratmeter großen Ausstellungsetagen multimediale Techniken die Stadtgeschichte vermitteln sollen. Zum Blickfang werde ein mehrdimensionales Stadtrelief, auf dem durch Rückprojektion verschiedene Themen visualisiert werden.

Bezüglich der Details bei Inhalt und Exponaten sei es für Aussagen aber noch zu früh, betonte Dauschek, nachdem in der Diskussion von den Besuchern eine Architekturlastigkeit der Ausstellung befürchtet worden war. Man stimme sich ständig mit dem Württembergischen Landesmuseum und mit dem Haus der Geschichte ab, um Doppelungen bei Themen zu vermeiden, sagte Dauschek.

Mit dem Umbau des Palais könnte Ende 2011 begonnen werden, sobald die heutige Nutzerin, die Stadtbücherei, in die neue Bibliothek im Europaviertel umgezogen ist. Zuvor muss noch der Gemeinderat die Umbaukosten von rund 25 Millionen Euro im nächsten Doppelhaushalt 2012/13 freigeben, was ihm angesichts der Steuerausfälle nicht leicht fallen dürfte. Der unsicheren Finanzlage trotzen soll ein neuer Freundeskreis, den Dauschek noch in diesem Jahr gründen will. "Ich hoffe, dass wir dann in vier Jahren das neue Stadtmuseum eröffnen können", bekräftigte sie.