Im Wildberger Rathaus rechnet man damit, finanziell glimpflich aus der Pandemie zu kommen. Foto: Priestersbach

"Für Euphorie ist kein Platz", warnte Wildbergs Stadtkämmerer Andreas Bauer den Gemeinderat angesichts Mehreinnahmen bei Gewerbesteuer und Holzerlösen.

"Wir versuchen, 2021 ein ordentliches Ergebnis mit einem ausgeglichenen Haushalt zu erzielen", machte Wildbergers Stadtkämmerer Andreas Bauer bei der Vorlage des Finanzzwischenberichts im Gemeinderat deutlich. Offenbar kommt die Schäferlaufstadt gut durch die Pandemie – aber für "Euphorie ist kein Platz", wie Bauer im gleichen Atemzug betonte.

Wildberg. Mehrerträge gebe es aktuell bei der Gewerbesteuer, wo die Erträge derzeit mit 920 000 Euro über dem Planansatz von knapp 3,6 Millionen Euro beziffert werden, aber auch die Holzerlöse im städtischen Forst bewegen sich dank steigender Holzpreise rund 150 000 Euro über Plan. Auf der anderen Seite liegen die Personalaufwendungen wegen unbesetzter Stellen oder längerer Krankheitsausfälle 170 000 Euro unter den Ansätzen, und der Planansatz für Sach- und Dienstleistungen werde Stand September sogar um zwei Millionen Euro unterschritten.

Allerdings machte der Kämmerer darauf aufmerksam, dass die Zahlen im Ergebnishaushalt mehr als vorläufig und als Momentaufnahme anzusehen seien. Trotz aller positiven Aspekte sprach er auch Probleme und Unsicherheiten an – darunter Lieferengpässe und Preissteigerungen – oder die verzögerte Rechnungsstellung von Unternehmen, die der Verwaltung zu schaffen machen.

Im Finanzhaushalt hinkt man aktuell gut 5,9 Millionen Euro hinter dem Planansatz her, weil Maßnahmen noch nicht umgesetzt sind oder verschoben wurden. Vor diesem Hintergrund musste von der veranschlagten Kreditaufnahme in Höhe von 4,1 Millionen Euro noch kein Gebrauch gemacht werden. Der Kämmerer erinnerte daran, dass die Kreditermächtigungen 2020 ebenfalls nicht in Anspruch genommen wurden, während die bestehenden Verbindlichkeiten aber weiter getilgt wurden.

In seinem Ausblick auf den Haushalt 2022, der im Dezember im Gemeinderat beraten und im Februar beschlossen werden soll, prognostizierte Bauer ein verzögertes Wirtschaftswachstum – doch auch die Entwicklung der Kreisumlage sei noch nicht absehbar.

Auf ein interessantes Urteil des Bundesverwaltungsgerichts machte Bürgermeister Ulrich Bünger in diesem Zusammenhang aufmerksam. So dürfe die Kreisumlage nicht mehr ohne Abgleich mit dem gemeindlichen Finanzbedarf festgesetzt werden. Dem druckfrischen Urteil zufolge ergebe sich die verfassungsrechtliche Pflicht, den Finanzbedarf der Kommunen gleichrangig mit dem des Landkreise zu berücksichtigen. "Das wird eine spannende Diskussion", ist der Wildberger Rathauschef überzeugt.

"Wenn die Zahlen bis zum Jahresende so bleiben, sind wir glimpflich davon gekommen", erklärte CDU-Stadtrat Gerhard Ostertag. Zwar fand er es erfreulich, dass bislang keine Kreditaufnahme erforderlich wurde, doch seien dafür auch Maßnahmen nicht ausgeführt worden. "Wir werden das Geld in den Folgejahren brauchen, weil die Investitionen ja geplant sind", so Ostertag, der daher im Haushalt keinen Spielraum für zusätzliche Ausgaben sieht.