Die Größe des Aufführungsapparats ließ manchen Zuhörer über die Ausmaße des Unterfangens staunen. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Unter Leitung von Paul Ehrmann führen "Eintracht", Orchester und Solisten "Weihnachtshistorie" auf

Wildberg-Effringen. Großes in einer kleinen Kirche – diesen Eindruck hinterließ das adventliche Konzert im Effringer Gotteshaus. Allein bei dem Anblick des Aufführungsapparats mit Solisten, Chor und Orchester staunte das Publikum über die Ausmaße des Unterfangens. Auch das Konzertprogramm gestaltete sich abwechslungsreich und überaus originell.

Ins Zentrum des Abends setzte der musikalische Leiter Paul Ehrmann das frühbarocke "Historia der freuden- und gnadenreichen Geburt Gottes und Marien Sohnes Jesu Christi" von Heinrich Schütz, dem ein instrumentaler Kanon aus derselben Epoche des Italieners Giovanni Picchi sowie eine kompositorische Seltenheit – ein "Concerto für vier Violinen ohne Bass" aus der barocken Feder Georg Philipp Telemanns – vorangingen.

Einen Vorgeschmack auf die Alte Musik bekamen die Zuhörer mit der kunstvollen Polyphonie des Kanons. Das markante Motiv zog zwischen zierlichen Geigen und kräftigen Posaunen unentwegt vorüber und die Instrumentalisten unterstrichen seinen verwinkelten Verlauf mit sicheren Einsätzen in angemessener Dynamik.

Das Klangbild des Telemannschen Konzerts gestalteten die vier junge Damen Amelie Friebel, Sofia Blessmann, Rose Boenke und Fiona Podolski echt weiblich und zart, mal mit pastoraler Verträumtheit, mal mit Verve, die den "Jagd-Charakter" des letzten Konzertsatzes besonders suggestiv hervorhob. Eine sehr gute Leistung.

Für die Aufführung des Großwerkes von Schütz, eines der ersten Weihnachtsoratorien überhaupt, formte der junge Dirigent (und Student) Ehrmann aus seinen Sängern vom Gesangsverein "Eintracht" Effringen, dem Orchester und den Solisten eine kompakt musizierende Einheit. Unter seiner Leitung klang der Chor vital und sonor – ab der einleitenden Introduktion bis zum finalen "Beschluss", sämtliche Einsätze folgten zeitig, und die Sänger hielten konsequent das präzise angegebene Tempo.

Auch das Orchester profitierte in hohem Maße von dem Debütanten am Dirigierpult. Die Instrumentalisten folgten aufmerksam seinen Anweisungen und achteten auf die richtige Lautstärke. Erwähnenswert waren der stimmungsvolle Dialog der Blockflöte mit dem Frauenchor sowie die punktgenauen Orchester-Einwürfe im imposanten Schlusschor mit dem abschließenden Super-Akkord.

Durch die Geschehnisse der Heiligen Nacht führte Tenor Sebastian Herrmann als Evangelist, seine junge, doch stabile und einfühlsame Stimme gab den Inhalt der Recitativi auf lyrische bis dramatische Weise wieder. Die Sopranistin Barbara Friebel sang ihre konzertanten Engel-Parts von der Kanzel und von der Empore aus mit expressiver Intensität und fülligem Vibrato. In der Herodes-Nebenrolle trat Severin Grund auf und präsentierte eine Kostprobe seiner tiefen und warmen Bassstimme im Duett mit dem Evangelisten.

Das Oratorium ergänzten Ehrmann und Professor Bernhard Leube um einige Choräle, um das Werk mit der Vertrautheit von "Hört der Engel helle Lieder", "Vom Himmel hoch" und "Ich steh an deiner Krippen hier" zu bereichern und den Zuhörern die Möglichkeit zu bieten, mitzusingen und das Adventsfest gemeinsam zu gestalten.

Nach dem ovationsartigen Applaus bedankte sich der Gesangsverein bei den Solisten und Orchester mit weißen Rosen. Eine schöne Geste, die der engen Zusammenarbeit zwischen allen Aufführenden ein symbolisches Zeichen der Verbundenheit setzte.

Das Konzert fand in Rahmen des Wildberger Kulturprogramms statt. Laut Bürgermeister Ulrich Bünger beteiligte sich die Stadt an den Kosten der Aufführung mit einem "namhaften" Betrag.