Mit dem Stuttgarter Operettenensemble hielt der Frühling Einzug in der Wildberger Stadthalle. Foto: Kosowska-Németh Foto: Schwarzwälder-Bote

Wildberger Publikum delektiert sich an wonnigen Melodien von Strauss und Co.

Von Maria Kosowska-Németh

Wildberg. Mit dem Konzert "Frühlingsstimmen" brachte das Stuttgarter Operettenensemble gute Laune und Frühlingsgefühle in die Wildberger Stadthalle. Allein die Titel der Arien und Instrumentalstücke wie "Im Prater blüh’n wieder die Bäume" oder "Frühlingsstimmen- Walzer" verkündeten die Ankunft der schönsten Jahreszeit.

Ganze Generationen erlagen dem Zauber des Wiener Walzers, man tanzte und verliebte sich in seinem Rhythmus. Anfangs in biederen Kreisen als unzüchtig verpönt, eroberte der reizvolle Wirbeltanz die aristokratischen und sogar kaiserlichen Ballsäle. Schnell gelangt er nach Amerika, wo Johann Strauß "Sohn" riesige Orchesterapparate aufstellte und für das Dirigieren seiner Polkas, Galoppe, Märsche und natürlich Walzer (die er selbst nicht tanzen konnte!) märchenhafte Gagen kassierte.

Kein Wunder, dass sich auch das Wildberger Publikum genüsslich an den wonnigen Melodien von Strauß und Co. delektierte, wobei die Stuttgarter – allen voran Conférencier Winfried Roesner mit seiner sachlich-interessanten Moderation – keine Mühe scheuten, um den Operetten-Nachmittag unterhaltsam zu gestalten.

Die Sopranistin Gudrun Kohlruss war der eigentliche Konzert-Star. Sowohl ihr sicheres Auftreten als auch elegante, mal grün-gelb, mal olive-braun, mit Pailletten bestickten Kreationen verliehen ihrem Äußeren eine frühlingshafte Note. Nach den ersten Arien applaudierten die Zuschauer noch ein wenig reserviert, belohnten aber gerecht das lyrische, dynamisch differenzierte Lied "Als geblüht der Kirschenbaum" aus dem "Vogelhändler" von Carl Zeller mit dem schönen Schluss-Piano im hohen Register. Wirklich begeistern konnte die Sängerin aber erst in der zweiten Konzerthälfte, wo ihre technisch-zuverlässige Stimme besonders in Duetten mit Steffen Fichtner rund und geschmeidig erblühte.

Der Tenor brauchte ebenfalls eine kurze Anlaufzeit, bevor der Beifall für seine Produktionen wie "Als ich ward ihr Mann" oder "Grüß euch Gott" von moderate in verzückt umgeschlagen war. Seine guten szenischen Voraussetzungen vermochte Fichtner schauspielerisch nicht ganz auszuspielen und wirkte zu angespannt im geschmeidigen Operetten-Repertoire, doch mit "Wien wird schön erst bei Nacht" und der Glanznummer vieler Tenöre "Ob blond, ob braun" gewann er das Publikum kraft Gesangsfreude und seiner starken, wohlklingenden und dynamisch-nuancierten Stimme für sich.

Begleitet wurden die Solisten vom gemischten Oktett, das sich auch in instrumentalen Stücken als ein solides Salonorchester erwies. Sowohl Wiener und Boston-Walzer, Foxtrott und Shimmy im "Fünf-Uhr-Tee"-Potpourri von Robert Stolz als auch das rustikale, jodelnde und zwitschernde Idyll in "Dorfschwalben aus Österreich" von Josef Strauß fanden einen breiten Publikumszuspruch.

Nach den vortrefflichen "Uhren"- und "Champagner"- Duetten aus der Operette "Fledermaus" krönten Kohlruss und Fichtner das Frühlingskonzert mit einer Zugabe – dem rührseligen Evergreen "Lippen schweigen" aus der "Lustigen Witwe" von Franz Lehár.