Blicken auf viele gemeinsame Jahre der Zusammenarbeit zurück (von links): Notar Stefan Kalscheuer, seine Mitarbeiterinnen Edith Sautter und Gertrud Kern sowie Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger. Foto: Peters Foto: Schwarzwälder Bote

Justiz: Das letzte Notariat in Württemberg ist geschlossen / Notar und Bürgermeister blicken zurück

Die ersten Lastwagen stehen bereits vor den Toren des Wildberger Rathauses. Zahlreiche schwere Umzugskartons werden herausgeschleppt. Darin sind Berge von Akten. Die Grundbücher treten ihren Umzug ins Archiv nach Kornwestheim an.

Wildberg. Zum 01. Januar 2018 tritt in Baden-Württemberg die Notariatsreform in Kraft. Das bedeutet, dass alle staatlichen Notariate, dazu gehört auch das in Wildberg, geschlossen werden (wir berichteten mehrfach). Aus diesem Grund wurden nun die gelagerten Akten in ein Zentralarchiv, das in Kornwestheim steht, gebracht. Bürgermeister Ulrich Bünger und Notar Stefan Kalscheuer blicken gemeinsam zurück auf eine gelungene Zusammenarbeit. "Es war eine sehr erfolgreiche Arbeit. Sie haben es geschafft, mit Kenntnis und Vertrauenswürdigkeit die Bürger zu überzeugen", meint Bünger zu Kalscheuer im Rahmen der offiziellen Verabschiedungsfeier.

Generell ist der Bürgermeister sehr dankbar: "Es bedarf bei einem Notar einer hohen Fachlichkeit und persönlicher Integrität." Und genau diese Aufgabe habe Kalscheuer "sehr sachkundig und seriös für die Bürger" bewältigt, lobt Bünger. Gerade aus diesem Grund ist er betrübt über die Entscheidung von oben.

"Es ist eine politische Entscheidung, die man als Beamter eben hinnehmen und mit der Überzeugung, dass der Staat tragfähig ist, umsetzen muss", erklärt er.

Dennoch ist er nicht zufrieden mit der Auflösung des letzten Notariats Württembergs. "Die Bürger werden nun merken, was es bedeutet", gibt er zu. "Die Wege werden länger und die Zuständigkeiten sind aufgeteilt."

Und auch der Notar selbst erinnert sich gerne an seine vergangene Amtszeit, die im Jahr 2005 begann. "Ich möchte der Stadt danken, dass wir immer sehr gut untergebracht waren", betont er.

Außerdem ist Kalscheuer dankbar für die Unterstützung seiner Mitarbeiterinnen Gertrud Kern und Edith Sautter, die ebenfalls lange dabei waren. "Es war immer ein sehr schönes Arbeitsklima", lächelt er. "Gemeinsam haben wir viele Reformen mitgetragen, haben vieles digitalisiert. Damit haben wir uns vielleicht selber das Grab geschaufelt", lacht er.

Während er das sagt, sind die Akten schon längst abgefahren nach Kornwestheim.

Für die Zukunft hat das Justizministerium zwei Notare in Nagold bestellt. Bei notariellen Beurkundungen und Beglaubigungen können sich die Bürger an die Kanzlei Notare Lämmle Läpple Nagold wenden. In allen Betreuungs- und Nachlassangelegenheiten ist ab dem kommenden Jahr das Amtsgericht in Nagold zuständig. Die Grundbücher aus Wildberg mit den Teilorten Gültlingen, Effringen, Schönbronn und Sulz am Eck wurden nun an das Zentrale Grundbuchamt in Böblingen übertragen. Grundbuchanträge für Grundstücke werden dort bearbeitet.