In Sulz weist nur noch das Hinweisschild auf eine Hausarztpraxis hin, die seit Anfang des Monats aber geschlossen ist. Foto: Priestersbach Foto: Schwarzwälder Bote

Ärzteversorgung: Wildberg setzt auf Zusammenarbeit

Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum entwickelt sich immer mehr zu einem Problem. Jüngst hatte beispielsweise im Stadtteil Wildberger Sulz altershalber die einzige Hausarztpraxis geschlossen. Der Wildberger Gemeinderat will jetzt mit dem Medizinischen Versorgungszentrum in Calw zusammenarbeiten.

Wildberg. Wie Bürgermeister Ulrich Bünger in der jüngsten Sitzung in der Stadthalle feststellte, sei der Nachwuchsmangel im allgemeinärztlichen Dienst nicht nur in Wildberg ein Thema – das die Bevölkerung, den Gemeinderat und die Verwaltung gleichermaßen umtreibt. So gelte das Führen einer Einzelpraxis auf dem Land nicht als Zukunftsmodell. Junge Ärzte würden lieber flexibel sein und möglichst in einer Praxis im Angestelltenverhältnis arbeiten. Kein Wunder also, dass es immer schwieriger werde, Nachfolger für eine Praxis zu finden, so Ulrich Bünger.

Bei dieser Gelegenheit machte der Wildberger Rathauschef allerdings ebenso deutlich, dass die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung von Gesetz wegen der Kassenärztlichen Vereinigung übertragen ist – und nicht den Rathäusern. Diese Zusammenhänge seien in der Bevölkerung nicht immer bekannt. Kommunen könnten allenfalls die so genannten "weichen" Rahmenbedingungen unterstützen – und in diesem Bereich sei die Stadt seit Jahren aktiv, wie der Bürgermeister erläuterte.

Vor diesem Hintergrund hat der Gemeinderat in dieser Woche einen wegweisenden Beschluss zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der Schäferlaufstadt gefasst. So gibt es seit neuestem die Möglichkeit, Medizinische Versorgungszentren als Genossenschaften zu führen, was Bürgermeister Ulrich Bünger als "interessanten Ansatz" bezeichnete. Ziel ist nun eine Zusammenarbeit mit dem neu gegründeten Medizinischen Versorgungszentrum in Calw – dem ersten dieser Art in Baden-Württemberg. Darin sieht man eine gute Chance, in diesem Bereich auch in der Schäferlaufstadt etwas zu bewegen.

Im Juni hatte sich der Gemeinderat von der Firma Diomedes über die Vorgehens- und Funktionsweise zum Medizinischen Versorgungszentrum informieren lassen. Dieses werde von einer Genossenschaft getragen, die sich um den Betrieb von Arztpraxen kümmert – und so attraktive und moderne Arbeitsbedingungen für junge Ärzte schafft. Mit diesem Modell möchte man dem Ärztemangel im ländlichen Bereich entgegenwirken.

Von einem "komplexen Thema" sprach Rolf Dittus, als er die Zustimmung der Freien Wähler zum Vorschlag der Verwaltung signalisierte. "Die ärztliche Versorgung liegt uns am Herzen, auch wenn es eigentlich nicht die Aufgabe der Kommune ist", betonte Rolf Dittus – der als Ortsvorsteher in Sulz nach der Schließung der Hausarztpraxis zudem direkt von der Problematik betroffen ist.

Für Gerhard Ostertag (CDU) war es wichtig, in diesem Bereich einen neuen Anlauf zu nehmen – aber auch deutlich zu machen, dass Stadt und Gemeinderat hier eigentlich nicht zuständig sind. Doch wolle man jetzt "zum Wohle der Bürger das leisten, was möglich ist", so Ostertag.

In der anschließenden Abstimmung folgte das Gremium einstimmig der Empfehlung aus dem Verwaltungs- und Wirtschaftsausschuss, die Firma Diomedes zum Pauschalpreis von 24 000 Euro zu beauftragen. Dabei handelt es sich um einen erfolgsorientierten Betrag, der nur dann fällig wird, wenn einer oder mehrere Ärzte ihre Tätigkeit in Wildberg aufnehmen.