Pfarrplan: Mangel an Seelsorgern / Streichungen stehen bevor

Wildberg-Sulz. Die Wildberger Gemeinden Gültlingen und Sulz könnten sich bald einen Pfarrer teilen müssen, wie Hartmut Heugel in seinen Ausführungen zum Pfarrplan 2024 prognostizierte. Diese Neuigkeit stieß erst mal auf wenig Begeisterung.

Etwa 30 Zuhörer hingen am Sonntag an Heugels Lippen. Nach dem Gottesdienst erklärte er kurz die wichtigsten Inhalte des Pfarrplans, der bis 2024 umgesetzt sein muss. "Der Pfarrplan ist nicht das Problem, sondern Teil der Lösung", stellte er klar. Das Problem sei die demografische Entwicklung.

Ein Großteil der Pfarrer der evangelischen Landeskirche in Württemberg sei derzeit im Alter zwischen Mitte 50 und Anfang 60 – also nah am Rentenalter. Daraus folgen bis 2024 voraussichtlich 497 Renteneintritte. "Wir werden einen eklatanten Pfarrermangel haben", brachte es Heugel auf den Punkt. Deswegen werden die Pfarrstellen von 1666 auf 1446 reduziert. 239 davon sind Sonderpfarrstellen, zum Beispiel in der Krankenhausseelsorge.

Wie viele Stellen wo eingespart werden müssen, errechnet sich aus der erwarteten, ebenfalls rückläufigen Anzahl an Gemeindemitgliedern im Jahr 2024. So komme der Nagolder Kirchenbezirk auf geschätzt rund 2600 Angehörige weniger – das bedeute zweieinhalb einzusparende Stellen. Trotzdem soll in jedem Ort weiterhin ein Gottesdienst stattfinden können. Das bedeutet Doppeldienste, um Stellen einzusparen. Die Kirchengemeinden sollen auch weiterhin selbstständig bleiben.

Die Planungen sehen derzeit die Streichung einer von vier Pfarrstellen im Wildberger Stadtgebiet vor: "Wir Sulzer müssen uns darauf einstellen, dass wir nur noch eine Stelle mit Gültlingen zusammen haben und Wildberg und Effringen uns unterstützen werden", prognostizierte Heugel und gestand: "Wir haben noch keinen blassen Schimmer, wie wir das machen können." Wichtig sei es, miteinander zu sprechen und gemeinsam nach einer Lösung zu suchen.

Auch anderen Gemeinden drohen Kürzungen

Wenig begeistert davon zeigten sich die Anwesenden. Man wolle wachsen, nicht schrumpfen, tat ein Bürger seinen Unmut kund. "Der Oberkirchenrat hat verschlafen", meinte ein Bürger. "So was nennt man aktive Personalpolitik."

"Können Sie sich vorstellen, Gültlingen und Sulz zu betreuen?", fragte ein Zuhörer direkt an Heugel gewandt. Möglich sei es, befand der Pfarrer, aber die Qualität werde darunter leiden. Er rechne mit mehr Routine und weniger Zeit für einzelne Personen.

Wichtig sei die Stelle der Sekretärin als Gemeindemanagerin, wie er auf Nachfrage betonte, die zur administrativen Entlastung ausgebaut werden müsse. Weitere Stelleneinsparungen seien in Hochdorf, Vollmaringen und Schietingen eingeplant, wo von zwei auf eineinhalb Stellen reduziert werden soll. Auch in Wart, Ebershardt und Rotfelden-Wenden könnte eine der beiden Stellen gestrichen werden.