Seit rund 50 Jahren ziert ein Holzflugzeug den Aussichtspunkt an der Jettinger Steige. Jetzt ersetzten Bauhof-Mitarbeiter das marode gewordene Original.Foto: Geisel Foto: Schwarzwälder Bote

Schmuckstück: Forstliches Projekt gemahnt an Wildberger Segelflug-Tradition

Das Holzflugzeug in Wildberg ist so bekannt, dass es dem Waldparkplatz neben sich seinen Namen gibt. Doch woher kommt es eigentlich? Und wieso steht es im Wildberger Forst?

Wildberg. Das Holzflugzeug befindet sich in etwa auf Luftlinie zwischen dem Gelände der Flugsportvereinigung Wächtersberg und dem örtlichen Campingplatz, an der Steige nach Oberjettingen. Ende der 1960er, Anfang der 1970er dürfte es aufgestellt worden sein. Eberhard Fiedler erinnert sich, dass es bei seinem Zuzug 1971 bereits seinen angestammten Platz hatte.

Nähere Informationen dazu kann Rüdiger Schaible liefern, der das Buch "Wildberg Wald und Wild" von 1979 noch zu Hause hat. Förster Helmut Kehl hat den Bildband erstellt. Darin ist von einer "Reihe von Erholungsmaßnahmen im Kommunalwald" die Rede, die von 1970 bis 1972 durchgeführt wurden, "um den aufstrebenden Luftkurort auch von forstlicher Seite zu unterstützen".

Zugeschrieben wird das Projekt Oberforstrat Eisenkolb. Die Liste der in diesem Rahmen geschaffenen Anlagen ist lang: ein Waldlehrpfad, ein Trimm-Dich-Pfad, Sitzgruppen, Feuerstellen, Kinderspielplätze, ein Terrain-Kurwegenetz sowie Aussichtsmöglichkeiten. Zu letzteren mitsamt Sitzmöglichkeit dürfte das Holzfugzeug zählen. Zwischen den folgenden Bildern findet sich nämlich auch eines von dem hölzernen Kunstwerk und dem Ausblick von dessen Standort aus.

Das Buch legt außerdem die Vermutung nahe, dass kunstfertige Waldarbeiter selbst das Holzflugzeug hergestellt haben. "Nicht nur Holzfällung, sondern auch zu künstlerischer Tätigkeit wird die Motorsäge eingesetzt", steht hier geschrieben. Doch wieso ein Flugzeug als Motiv?

Wildberg ist eine "Hochburg der Segelfliegerei", erklärt Eberhard Fiedler. Wildberg sei einer der Orte in der Umgebung gewesen, in dem am frühesten Segelflug betrieben wurde, erzählt Herbert Bantle vom Arbeitskreis Museum und Heimatgeschichte. Noch vor dem zweiten Weltkrieg hätten die Segler dort abgehoben. Laut Chronik der FSV Wächtersberg wurde deren Vorläufer, die "Flug- und Arbeitsgruppe Wildberg", im Jahr 1929 gegründet.

Ein alter Freund, der in Wildberg das Segelfliegen lernte, erzählte Bantle dazu sogar eine Geschichte: Von einer Öffnung im Wald aus, einer Kante, seien die Segelflieger früher gestartet. Mit Glück habe man genug Aufwind gehabt, um eine Kurve über die Stadt zu fliegen und wieder auf dem Berg zu landen. Wenn nicht, musste man den Segelflieger selbst den Hügel wieder hinauf schleppen.

Fiedler und Bantle halten es daher für durchaus plausibel, dass das Holzflugzeug als Motiv gewählt wurde, um an diese lange Segelflugtradition zu erinnern.

"Die Stadt", so Fiedler mit einem Lachen, "hält den Flieger – obwohl am Boden – flugtauglich."

Erst vor wenigen Tagen haben Mitarbeiter des Wildberger Baubetriebshofs den bestehenden gegen ein ganz neues Modell ausgetauscht. Das alte, das bereits mehrfach repariert worden war, wies unter anderem Abplatzungen auf und war stellenweise kaputt, erzählt Karlheinz Röhm, Leiter des Baubetriebshofs. Das Holz hatte seinen Zenit einfach überschritten. Deswegen schmückt nun ein neues Holzflugzeug den altangestammten Standort.