Ingrid und Johann Rieth haben sich vor 60 Jahren das Ja-Wort gegeben.Foto: Rennig Foto: Schwarzwälder Bote

Diamantene Hochzeit: Ingrid und Johann Rieth feiern still

Wildberg. Wenn Ingrid und Johann Rieth an diesem Donnerstag auf 60 gemeinsame Jahre zurückblicken, erinnern die sich vor allem an viele Reisen, die sie lange gemeinsam mit den Kindern und später als Paar alleine unternahmen. Doch Kindheit, Jugend und die ersten Familienjahre waren für beide nicht gerade leicht.

1937 in Pforzheim als Sohn eines gelernten Silberschmieds und späteren Lastwagenfahrers geboren, wuchs Johann Rieth in Birkenfeld auf, wo der Vater einen Bauernhof gekauft hatte. Als Kind erlebte er den Bombenangriff auf Pforzheim – eine tief prägende Erfahrung. Später machte Johann Rieth eine Ausbildung zum Werkzeugmacher, ging auch gerne zum Tanz, und an Fasnacht 1958 sollte ihn das Tanzen auch zur Begegnung mit seiner späteren Frau führen.

Ingrid Pukies, 1935 in Gumbinnen/Ostpreußen geboren und in Insterburg aufgewachsen, musste mit der Mutter noch als Kind die Flucht antreten: Der Vater war im Krieg, die beiden älteren Schwestern waren im Arbeitsdienst und als OP-Schwester eingesetzt. Sachsen und Niederbayern waren die Stationen des Weges nach Westen, bis schließlich eine der Schwestern, die ihre Familie jahrelang nicht mehr gesehen hatte, diese ausfindig machen konnte und nach Pforzheim holte. Dort absolvierte Ingrid Pukies eine Ausbildung bei der Volksbank, arbeitete dann kurz bei einer anderen Bank, ehe sie die rechte Hand eines Handelsvertreters wurde.

Nach ihrer ersten Begegnung hatten sich die beiden jungen Leute nur scheinbar aus den Augen verloren, denn bei einer späteren Tanzveranstaltung trafen sie sich wieder. "Und da hat es schon ein bissel gefünkelt!", berichtet Johann Rieth lachend. Bald waren sie sich einig, den weiteren Lebensweg gemeinsam zu gehen, waren sogar noch vor ihrer Verlobung heimlich auf einer mehrtägigen Motorradtour, doch das Jawort gaben sie sich erst 1960.

Kurz darauf wurde der älteste ihrer drei Söhne geboren, und die junge Familie lebte zunächst mit auf dem Hof von Johann Rieths Eltern. Deshalb bewarb sich Johann Rieth in seinem erlernten Beruf in Meersburg, vier Jahre später in Mühlacker – und Frau Ingrid und die drei Söhne zogen mit. Weil Johann Rieth 1967 bei der Firma Hölzel in Wildberg, der er dann über 33 Jahre lang bis zur Rente treu blieb, eine Anstellung fand, wurde die Schäferlaufstadt die neue Heimat der Familie.

Erst 1980 konnte das Jubelpaar die Hochzeitsreise nachholen: Es ging nach Paris – ohne Kinder. Denn über Jahre hinweg waren sie nur gemeinsam mit dem Nachwuchs verreist, zunächst auf einen Bauernhof im Allgäu, später mit Zelt oder Wohnwagen nach Südfrankreich, Italien oder das ehemalige Jugoslawien. Als die Kinder flügge waren, unternahm das Jubelpaar Reisen in die USA, wo Johann Rieths Schwester lebte, und mehrere Flusskreuzfahrten. Während Ingrid Rieth sich früher Landschaftspuzzles und textilen Hobbys – von Makramee bis zum Teppichknüpfen – ist das Werkeln und Basteln Johann Rieths Leidenschaft: Schiffsmodelle, Regale, Badezimmereinrichtung, ein Schaukelpferd für den kleinen Urenkel – seine Kreativität scheint ohne Grenzen. Der besondere Hochzeitstag – so das Jubelpaar – soll ganz bewusst still verlaufen, denn die Familien der Kinder sind zum Teil recht weit weg. Doch vielleicht kommen alle zum 85. von "Oma Ingrid" dieses Jahr wieder zusammen. Darauf freuen sich die beiden.