Mitte 2019 will Brian Burkhard mit seiner Frau Tracy ins "Peace River Country" zurückkehren. Foto: Roller Foto: Schwarzwälder Bote

Männervesper: Brian Burkhart berichtet rund 90 Zuhörern von seinem abenteuerlichem Leben

Beim Männervesper im Sulzer Sportheim berichtete Brian Burkhart rund 90 Zuhörern von seinem abenteuerlichen Leben zwischen dem "Peace River County" in Kanada und dem Schwabenland.

Wildberg-Sulz (tr). Ein gebürtiger Kanadier, der "akzentfrei" Schwäbisch spricht und sowohl Jäger ist als auch Gründer einer christlichen Gemeinde – Brian Burkhart ist in seinem Leben auf erstaunliche Weise zwischen dem Schwabenland und der Abgeschiedenheit in Kanada hin und her gependelt.

Seine Eltern sind als junge Leute nach Kanada ausgewandert, wo Brian Burkhard und seine Geschwister geboren wurden. Während eines Urlaubs in Deutschland beschloss die Familie sehr spontan – Brian war elf Jahre alt – Kanada den Rücken zu kehren und in Rutesheim zu bleiben. Die Kinder blieben gleich dort, die Eltern reisten noch einmal nach Kanada und lösten ihre dortige Existenz auf. Im Nachbarort Flacht bauten sie dann ein Haus, und Brian Burkhart verbrachte seine weitere Kindheit und Jugend dort. Im CVJM lernte er den Glauben an Jesus kennen und engagierte sich in der Jugendarbeit. Nach einer Ausbildung zum Zahntechniker verbrachte er ein Jahr reisend in Afrika.

Die Begegnung dort mit einem Missionarsehepaar ließ in ihm den Wunsch entstehen, wieder nach Kanada zurückzukehren. Da er dort geboren worden war und bereits die Staatsangehörigkeit besaß, war dies kein großes Problem. Nach dem Besuch einer Bibelschule und der Hochzeit mit seiner Frau Tracy kaufte er eine 64 Hektar großes Grundstück. Dort lebte die Familie, die Kinder wuchsen auf, wurden zu Hause unterrichtet, lernten von klein auf das Jagen und auch das Verarbeiten von Tieren zu Nahrungsmitteln. Nah an der Natur, mit vielen Freiheiten, aber auch ohne manchen Komfort, mit bis zu sechs Monaten Schnee im Jahr und Temperaturen bis 40 Grad unter Null – ein völlig anderes Leben als im beschaulichen Schwabenland.

Die Region "Peace River Country" in der Provinz Alberta ist von der Fläche her so groß wie Deutschland, hat aber nur 60 000 Einwohner. An Selbstversorgung und Heimunterricht führt kein Weg vorbei, tagelange Familienausflüge in unbewohnte Gegenden ohne Krankenhaus, Supermarkt und Handynetz waren immer wieder an der Tagesordnung von Familie Burkhard.

Sein Glaube an Jesus brachte Brian auf die Idee, in seiner weitläufigen neuen Heimat Gottesdienste zu veranstalten. Bald konnte eine Kirche gebaut werden, Kinder aus der ganzen Region versammelten sich zu Jugendgruppen. Sport und Reitfreizeiten wurden zu attraktiven Gelegenheiten für die Menschen aus weitem Umkreis, sich zu treffen.

Das besondere Interesse der etwa 90 Männer im Sulzer Sportheim weckte auch Burkhards Schilderung der Land- und Holzwirtschaft – die sich durch einige Größenordnungen vom hierzulande Bekannten unterscheiden: Aufgrund des Klimas müssen große Flächen Land innerhalb weniger Tage abgeerntet werden. Immer wieder half Burkhart aus, wenn der benachbarte Bauer seine über 20 Quadratkilometer Getreide ernten musste. Zwei Mähdrescher im Dauerbetrieb, das Beladen der Anhänger musste während der Fahrt erfolgen, um keine Zeit zu verlieren. Anschließend wurde das Korn auf riesige Lastwagen umgeladen und in ebenfalls überdimensionierte Getreidesilos eingelagert. Auch die Langholz-Transporter und Sägewerke im Gebiet "Peace River" haben Dimensionen, die weit über deutsche Verhältnisse hinausgehen – wie Burkhard immer wieder durch Bilder belegte.

Seit vier Jahren sind Brian und seine Frau im Wörnersberger Anker, da sie sich aus familiären Gründen für eine vorübergehende Auszeit aus der Gemeindegründungsarbeit entschieden hatten. Dort arbeiten sie derzeit im Leitungsgremium mit. Mitte 2019 wollen sie aber zurückkehren in ihre zweite und so ganz andere Heimat, in das "Abenteuer Kanada". Es entstehen zur Zeit Pläne, ein Gästehaus mit christlicher Lebensgemeinschaft auch in Übersee zu gründen. Und somit das Modell "Anker" vom für deutsche Verhältnisse bereits abgelegenen Wörnersberg ins noch dünner besiedelte "Peace River Country" zu exportieren.