Die Stiko empfiehlt nun nach einer Erstimpfung mit Astrazeneca eine Zweitimpfung mit einem MRNA-Impfstoff nach vier Wochen. Foto: tache, Zinken/dpa; Montage: Kleinau

Erst Hü, dann Hott – und die Bürger verstehen wieder einmal die Welt nicht mehr: Weil die Ständige Impfkommission (Stiko) nun empfiehlt, nach einer Astrazeneca-Erstimpfung unabhängig vom Alter immer einen MRNA-Impfstoff zu verwenden – also Biontech oder Moderna – häufen sich die Anfragen im Kreisimpfzentrum (KIZ).

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Kreis Rottweil - In einem kurzfristig anberaumten Pressegespräch informierte KIZ-Koordinator Nicos Laetsch deshalb am Freitag über die Einzelheiten.

Schutz vor Delta-Variante

Hintergrund der neuen Stiko-Empfehlung ist die schnelle Verbreitung der Delta-Variante. Studien haben gezeigt, dass die Schutzwirkung nach nur einer Impfung deutlich herabgesetzt ist. Wie die Stiko am Donnerstag betonte, sei es angesichts der deutlich ansteckenderen Delta-Variante wichtig, die zweite Impfstoffdosis "zeitgerecht wahrzunehmen". Nach nur einer Impfstoffdosis scheine der Schutz gegen Delta "deutlich herabgesetzt" zu sein. Zudem sei die Immunantwort nach einem "heterologen Impfschema", also einer Kreuzimpfung, deutlich besser.

Wer mit Astrazeneca erstgeimpft ist, soll deshalb nun einen MRNA-Impfstoff bekommen, auch wenn eigentlich ein Astrazeneca-Termin gebucht war. Das Alter spielt dabei keine Rolle mehr. Dass dies nur für unter 60-Jährige gilt, ist hinfällig.

Sofortige Umsetzung

"Wir wollen die Impfempfehlung im KIZ ab sofort umsetzen", so Laetsch. Die Bürger müssten ihren Termin dafür nicht ändern und nichts umbuchen. Hier gebe es aktuell große Verunsicherung.

Das Problem: Die Stiko empfiehlt ebenfalls, aufgrund der Bedeutung der Zweitimpfung den Impfabstand zu verkürzen. Nach Astrazena war bislang ein Zwölf-Wochen-Abstand vorgesehen, die Kreuzimpfung mit Biontech/Moderna soll nun bereits nach vier mindestens Wochen erfolgen.

System hinkt hinterher

Es sei aber jetzt nicht kurzfristig möglich, im KIZ einen Termin vorzuziehen, bedauert Laetsch. Grund ist, dass die Impfdosen immer passgenau auf die im zentralen Netz gebuchten Impftermine geliefert werden. Man bitte um Verständnis, dass man vor Ort völlig von den Vorgaben abhängig sei. Für verkürzte Intervalle sei aktuell kein MRNA-Impfstoff vorhanden. Weiteres Problem: Diese Stiko-Empfehlung ist noch gar nicht im zentralen Impfvergabesystem hinterlegt worden. Wer Astrazeneca bucht, bekommt aktuell weiterhin einen Zwölf-Wochen-Intervall bis zum nächsten Termin angezeigt.

Das überrascht nicht wirklich, denn dass die Impfpriorisierung längst aufgehoben wurde, weiß das System laut Laetsch auch noch nicht. Hier werde immer noch die Impfberechtigung abgefragt.

Die neue Empfehlung hat nun auch Auswirkungen auf die Erstimpfungen: Dadurch, dass der ohnehin rare Biontech Impfstoff nun für die Zweitimpfungen verwendet wird, bleibt so gut wie nichts für die Erstimpfungen übrig.

Dagegen gibt es, wie berichtet, Astrazeneca im Überfluss. Wer übrigens entgegen der Empfehlung der Stiko die Zweitimpfung auch mit Astrazeneca möchte, bekommt dieses Vakzin auch, erklärt Laetsch. Dies könne vor Ort besprochen werden.

Angebot auf Berner Feld

Flexibler ist man da im Impfcenter auf dem Berner Feld, das nicht von zentralen Vergabesystem abhängig ist.

Organisator und Pandemiebeauftragter Bernhard Schönemann teilt am Freitag mit, dass man auf die Stiko-Empfehlung reagieren könne – mit verkürztem Abstand. "Aktuell gibt es eine immense Nachfrage von mit Astrazeneca geimpften Personen, die diese Kreuzimpfung haben möchten und zudem nicht zwölf Wochen auf die zweite Impfung mit Astrazeneca warten möchten. Daher bieten wir nun für die nächsten Wochen Biontech als Zweitimpfung nach Erstimpfung mit Astrazeneca in unserem Impfcenter auf dem Berner Feld an." Der Impfabstand betrage mindestens vier Wochen.

Start am 5. Juli

Beginn für dieses Angebot sei in der Woche ab dem 5. Juli. Diese Termine werden über die eigene Online-Plattform des Impfcenters www.impfcenter-rottweil.de vergeben. Schönemann weist darauf hin, dass diese Kreuzimpfung aktuell in den USA und in Japan nicht als vollständige Impfung anerkannt wird.