Für eine Probesprengung an der ICE-Trasse Stuttgart-Ulm musste die A 8 am Montagabend gesperrt werden. Die Sprengmeister hatten alles gut vorbereitet - so konnte es für die Autofahrer zügig weitergehen.
Merklingen - Als bilderbuchreif erwies sich am Montag um 20 Uhr die Sprengung für den Widderstall-Tunnel an der Neubaustrecke der Deutschen Bahn zwischen Wendlingen und Ulm. Für nur acht Minuten musste die Autobahn A 8 gesperrt werden.
148 Sprenglöcher mit einer Tiefe zwischen 2,80 und fünf Meter hat das Team um Sprengmeister Lothar Rapp mit Amoniumnitrat befüllt, dann die Löcher verkabelt und die Sprengstelle mit einem Zünder „scharf“ gemacht. Abgedeckt mit einer langen Plane zum Schutz des Umfeldes vor herausfliegenden Steinen lag das zu sprengende Feld in einem Felsbett zwischen dem Rand der Autobahn Richtung Ulm und einem Kornfeld auf der anderen Seite.
Zahlreiche Zuschauer fanden sich ein, darunter auch Bewohner des 250 Meter entfernten Weilers Widderstall, ebenso wie aus der angrenzenden Gemeinde Merklingen. Mit Fernglas und zum Teil wagemutigen Verrenkungen entlang von zwei Autobahnbrücken versuchten sie Einblick zu nehmen. Sie sahen, dass alles nach Plan verlief: Eine halbe Stunde vor der Sprengung wurde die Autobahn durch Polizeifahrzeuge verengt, dann für nur wenige Minuten gesperrt.
Eine Dreckwolke und einen gedämpften Knall
„Steine fangen ist nicht angesagt“, hieß es vom Sicherheitsteam, das alle Beobachter in Sicherheit wissen wollte. „Es war bilderbuchmäßig“, betonte Teilprojektleiter Stefan Kielbassa von der Deutschen Bahn die Sprengung, die eine Dreckwolke und einen gedämpften Knall mit sich brachte, letztlich aber nicht mal den Boden unter den Füßen erzittern ließ. „Vollprofis eben“, nennt Kielbassa die Sprengmeister, die 148 Löcher im Abstand von 17 Millisekunden zündeten.
Der Tunnel hat den Namen von dem Weiler Widderstall übernommen. Weil die 962 Meter lange und 37 Millionen Euro teure Röhre dicht unter der Erdoberfläche liegen wird, gräbt ein Konsortium unter der Führung der Wayss & Freytag Ingenieurbau AG sie von oben. Die Röhre, die zwei Gleise aufnimmt, wird 16 Meter breit und rund zwölf Meter hoch werden. Die Masse des Aushubs auf der Albhochfläche soll ein 90 Tonnen schwerer Spezialbagger bewältigen. Doch der massive Fels machte nun die erste von mehreren Sprengungen nötig. Die zweite soll am nächsten Montag folgen. Allerdings muss dafür voraussichtlich die Autobahn nicht mehr gesperrt werden.