Hinter dem Schutterentlastungskanal liegt der Schutzwald für Fledermäuse. Foto: Schabel

Eine 7,2 Hektar große Fläche neben dem Schutterentlastungskanal wird aus Rücksicht auf die Tierwelt bereits seit 2019 nicht mehr bewirtschaftet.

Seit acht Jahren werden die Dämme des Schutterentlastungskanals (SEK) verstärkt, um ihn fit zu machen für Wassermassen, wie sie bei einem 100-jährlichen Hochwasser zu erwarten sind. Das Mammutprojekt, bei dem Dämme von elf Kilometern Länge für 22 Millionen Euro ertüchtigt werden, ist im letzten Bauabschnitt angekommen – in diesem Jahr ist die Fertigstellung geplant.

Stadt und Regierungspräsidium hielten deshalb jetzt die Zeit für gekommen, um über einen Fledermausschutzwald zu informieren, der bereits 2019 neben dem Schutterentlastungskanal zwischen Lahr und der A5 eingerichtet worden ist. Hintergrund ist auch, dass dort in den vergangenen Jahren am Kanal gebaut wurde, das Gebiet dadurch nicht öffentlich zugänglich war. Das ist nun anders, die Baustelle ist weitergezogen, damit sind dort wieder Spaziergänger unterwegs. Deshalb sind drei Info-Tafeln aufgestellt worden, die über das Projekt Auskunft geben.

Der Fledermauswald ist, wenn man so will, ein „Nebenprodukt“ der Dammertüchtigung. Denn dafür wurden Bäume gefällt, für die als Ausgleichsmaßnahme der Schonwald ausgewiesen worden ist, der nicht mehr forstlich genutzt wird. Das Ganze war eine Kooperation des Nabu, des Landesbetriebs Gewässer und der Stadt Lahr, die den Wald zur Verfügung gestellt hat.

Es geht um den 7,2 Hektar großen Kaiserswald, in dem der Nabu bereits seit 1993 Fledermausnistkästen aufstellt, wie die Nabu-Fledermausschutzbeauftragte Silke Dorst-Jundt am Freitag vor Ort erzählte. Denn der Kaiserswald sei Wohn- und Jagdgebiet für mehrere Fledermausarten, etwa den Großen Abendsegler oder die Zwergfledermaus. Im Sommer diene er ihnen als Wochenstube zur Geburt der Jungtiere, im Herbst als Paarungsgebiet – und in der kalten Jahreszeit würden viele Tiere dort überwintern. In den dortigen Fledermaus-Überwinterungskästen sind schon bis zu 60 Tiere gleichzeitig nachgewiesen worden,war zu erfahren.

Zahlreiche Fledermäuse würden auch beringt, wodurch man wisse, dass sie erstaunliche Strecken zurücklegen, so Dorst-Jundt. So sei eine Zwergfledermaus aus Lahr 600 Kilometer weit entfernt in Zootzen in Brandenburg aufgetaucht. Manche Fledermäuse wanderten nämlich wie Zugvögel, wobei der Lahrer Wald auf ihrer Nord-Südroute ein wichtiger Rückzugsort für sie sei.

Auch Graureiher fühlen sich dort sehr wohl

Der Kaiserswald ist generell ein kleines Naturparadies, denn dort gibt es zum Beispiel auch eine 60 Brutpaare umfassende Graureiherkolonie, was wiederum dazu führte, dass sich eine weitere Vogelart etabliert hat. Schwarzmilane siedeln nämlich gern am Rand von Graureiher-Kolonien, da sie die Gewohnheit haben, den Reihern die Fischnahrung zu stehlen oder abzujagen. Dabei verfolgt der Schwarzmilan einen Reiher, der mit vollem Kropf zum Horst fliegt. Er setzt ihm dann dermaßen zu, bis er die Beute auswürgt, die der Milan dann einfach und bequem übernehmen kann. Gewissermaßen eine tierische Art der Wegelagerei, wie bei dem Vor-Ort-Termin mit Joachim Rau vom Freiburger Regierungspräsidium, dem Lahrer Forstrevierleiter Matthias Hummel und Ralph Brucker von der städtischen Abteilung Liegenschaften und Verwaltungsservice zu erfahren war. Zu den Graureihern haben sich außerdem weiße Silberreiher gesellt.

Waldfledermäuse jagen nachts über Baumkronen und schlafen tags kopfüber in verlassenen Spechthöhlen oder hinter abstehender Baumrinde. Oder in Nistkästen, die Menschen für sie aufstellen. Mehr als 100 dieser Kästen gibt es im Kaiserswald, so Dorst-Jundt. Doch da der Wald mittlerweile sich selbst überlassen wird, würden auch zunehmend „natürliche“ Schlafplätze für Fledermäuse entstehen – etwa in Baumhöhlen umgestürzter Bäume, die nicht mehr weggeräumt werden.