Wird es in diesem Jahr vielleicht sogar weiße Weihnachten geben? Foto: dpa

Wir wagen eine Prognose, was die kommenden Wintermonate bringen könnten. Kältewellen oder Regenpfützen? Oder vielleicht beides? Ein Blick in die Wetterprognosen von Meteorologen, den Hundertjährigen Kalender und alte Bauernregeln.

Der Sommer ist endgültig vorbei, denn am 1. September war meteorologischer Herbstanfang – und der war besonders warm. Generell dürfte das Jahr 2023 nach Einschätzung von Experten das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Das laufende Jahr sei auf dem Kurs, die Werte des bisherigen Rekordjahres 2016 zu übertreffen, teilte der EU-Klimawandeldienst Copernicus kürzlich mit. Ein globales Rekordjahr sei „schon jetzt quasi sicher“, sagt auch Dieter Gerten vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Obwohl noch Herbst ist, denken viele – vielleicht auch vor Hintergrund des „Hitze-Jahres“ – an den nahenden Winter. In den vergangen Jahren war der eher mild, Schnee zu Weihnachten etwa gab es lange nicht mehr. Wie sieht es in diesem Jahr aus? Eisige Kälte oder wieder milde Temperaturen? Was sagen die ersten Prognosen?

Langfristmodelle geben nur groben Trend

Wetter ist ein komplexes System und kann sich schnell ändern. Wettervorhersagen werden also vor allem ungenauer, je weiter sie in der Zukunft liegen, können also nur einen ersten Einblick geben – und bis zum Winter dauert es ja noch. Meteorologen definieren die Jahreszeit in der Zeit vom 1. Dezember bis zum 28. bzw. 29. Februar.

Langfristmodelle können allerdings einen groben Trend geben, wie das Wetter in Zukunft werden könnte. Dem National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) nach etwa soll der Winter wärmer als gewöhnlich werden. Laut NOAA soll die Temperaturabweichung 1 bis 2 Grad über dem langjährigen Klimamittel liegen. Auch die Berechnungen auf Basis des Europäischen Wettermodells sehen insgesamt einen eher zu warmen Winter.

Zudem soll dieser etwas nasser werden als üblich, wie der Meteorologe Dominik Jung von „wetter.net“ sagt. Das spreche für den bekannten „Westwetterlagen-Winter“ und heiße, dass immer wieder Tiefs vom Atlantik kommen werden und zeitweise Niederschlag bringen. Meist Regen, so der Meteorologe. In Hochlagen der Alpen aber – ab 2 000 bis 2500 Metern – könnte das auch ein Schneebringer sein, für die meisten allerdings nicht.

Auch Meteorologe Jung verweist darauf, dass man jetzt noch nicht sagen könne, wie das Wetter an einzelnen Tagen sein werde oder ob man etwa weiße Weihnachten bekomme. Er sagt auch, dass man aus Langfristmodellen keine klassische Wetterprognose erstellen sollte. Vor diesem Hintergrund blickt er auf die Wintermonate:

Der Dezember soll demnach in ganz Europa relativ mild ausfallen, der Januar als „Hochwintermonat“ ebenfalls zu warm. Jung spricht von ein bis zwei Grad. Eine Ausnahme bilde Süddeutschland, wo es nur eine Abweichung von 0,5 bis 1 Grad geben solle. Im Februar werde es „etwas weniger warm als im Dezember und Januar“, sagt der Experte weiter. Das Wettermodell schließe allerdings nicht aus, dass es im Winter nicht auch mal Eis und Schnee geben werde, so der Meteorologe.

Was sagt der Hundertjährige Kalender zum kommenden Winter?

Nachdem der 100-jährige Kalender für den Herbst 2023 sogar Frost ab dem 10. Oktober und Kälte ab dem 25. Oktober vorhersagt, soll es im Winter sehr wechselhaft werden. Insgesamt prognostiziert er einen wechselhaften Winter und eher trockenes als feuchtes Winterwetter. Zudem sagt er Kälte voraus.

So soll es Ende Dezember kalt und ungemütlich werden. Im Januar erwartet die Menschen dann wieder Kälte, im letzen Drittel des Monats soll es zu besonders trüben Wetter kommen. Laut dem Kalender können zwischen dem 16. und 19. Januar ergiebige Niederschläge in Form von Regen und Schnee auftreten.

Der Hundertjährige Kalender beruht auf detaillierten Wetterbeobachtungen des Abtes Moriz Knauer, die von 1652 bis 1658 im Kloster Langheim bei Lichtenfels in Oberfranken durchgeführt wurden. Aus meteorologischer Sicht sind die Vorhersagen des Kalenders aber wissenschaftlich nicht haltbar.

Meteorologie, Hundertjähriger Kalender und Bauernregeln

Neben der Meteorologie, die versucht die Wetterlage mit Hilfe von Wissenschaft und modernster Technik vorherzusagen, und dem 100-jährigen Kalender gibt es auch noch die alten Bauernregeln. Diese beruhen auf Erfahrungswissen, das aus der Wetterbeobachtung über viele Generationen hinweg gewonnen wurde. Auf welche Winter lassen die Bauernregeln schließen?

- „Sind an Jakobi (25. Juli) die Tage warm, gibt’s im Winter viel Kält’ und Harm.“

Am St.-Jakobus-Tag war es in diesem Sommer um 20 Grad in Stuttgart - und damit eigentlich zu kühl für die Jahreszeit. Während in der ersten Julihälfte die Temperaturen auf bis zu 36 Grad stiegen, war es in der zweiten Monatshälfte deutlich kühler.

Prognose: Der Winter 2023/2024 könnt deshalb eher zu warm werden.

- „Ist’s in der ersten Augustwoche heiß, bleibt der Winter lange weiß.“

Auch die ersten Augusttage waren in diesem Jahr deutlich zu kühl und regnerisch. Folglich müsste der Winter eher zu warm werden und wenig Schnee bringen.

Prognose: Der Winter 2023/2024 könnte deshalb eher zu warm werden.

- „Bringt der August viel Gewitter, wird der Winter kalt und bitter.“

Im Vergleich mit durchschnittlichen Augustmonaten waren die ersten Augusttage in diesem Jahr zwar durchwachsen und feucht, aber nicht von übermäßg vielen Gewittern geprägt.

Prognose: Der Winter 2023/2024 könnte deshalb eher zu warm werden.

Wie waren die Winter in den vergangenen Jahren?

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass man nicht klar beantworten kann, wie der Winter in diesem Jahr wird. „Jahreszeiten-Vorhersagen“ seien ein schwieriges Thema. „Die Trefferquote ist dabei ungefähr 50 zu 50“, meint Sabine Krüger vom Deutschen Wetterdienst.

Das trifft natürlich auch auf die Winter der vergangenen Jahre zu. Der Überblick zeigt, wie diese in puncto Temperaturen waren:

  • Winter 2021/2022: Die Durchschnittstemperatur lag im Winter 2021/22 mit 3,3 Grad Celsius um 3,1 Grad über dem Mittelwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur Zeitspanne 1991 bis 2020 betrug die Abweichung plus 1,9 Grad. Damit gehört der Winter 2021/22 zu den sieben wärmsten seit Beginn kontinuierlicher Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 und ist zugleich der elfte zu warme Winter in Folge.
  • Winter 2019/2020: Mit einer Mitteltemperatur von 4,1 Grad fiel der Winter 2019/20 über zweieinhalb Grad milder als im Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre aus. Damit war es nach 2006/07 der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881.
  • Winter 2018/2019: Auch der Winter 2018/19 war zu warm und damit der 8. Winter in Folge, der gegenüber dem langjährigen Mittelwert zu warm ausfiel.
  • Winter 2017/2018: Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,6 Grad war der Winter 2017/18 etwas milder als im langjährigen Mittel. Einem kalten Dezember mit Schneefällen bis ins Flachland folgte ein sehr milder und nasser Januar. Der Februar war deutlich kälter als im Durchschnitt und sorgte für Kälterekorde.
  • Winter 2016/2017: Mit einer Durchschnittstemperatur von 1,3 Grad war der Winter der kälteste seit dem Winter 2012/13 gewesen. Das lag vor allem am sehr kalten Januar mit teils wochenlangem Dauerfrost im Süden Deutschlands. Am Alpenrand herrschten Extremtemperaturen von unter minus 25.
  • Winter 2015/2016: Schon die Winter 2013/14, 2014/15waren deutlich zu warm ausgefallen. Das änderte sich auch im Winter 2015/16 nicht, der erneut außergewöhnlich mild deutlich zu warm war. Die Durchschnittstemperatur lag bei plus 3,6 Grad und damit plus 3,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert von 1961 bis 1990.
  • Winter 1978/1979: Lang, lang ist’s her: Deutschland bibbert in der Kälte, es gibt Schnee zuhauf. Das war vor 44 Jahren. Den Jahreswechsel 1978/79 haben viele bis heute nicht vergessen. In Norddeutschland türmten sich bis zu sieben Meter hoch die Schneewehen, die Versorgung der Bevölkerung geriet in Gefahr. Eine Eisfront mit sibirischer Kälte überzog zunächst den Norden und später den gesamten Norden und Osten Deutschlands.