Verbandsrechner Hans Mauch (links) wird nach 34 Jahren vom Vorsitzenden des Wasserzweckverbands Oberer Neckar, Wellendingens Bürgermeister Thomas Albrecht, im Rahmen der Verbandsversammlung verabschiedet. Foto: Reinhardt Foto: Schwarzwälder Bote

Verbandsversammlung: Ausbaustufenplanung 2035 / Schätzungen reichen bis 20 Millionen Euro / Hans Mauch verabschiedet

Wellendingen/Dietingen/Frittlingen/Rottweil/Zimmern u. d. B./Deißlingen (shr). Mehr als 15 Millionen Euro muss der Zweckverband Wasserversorgung Oberer Neckar (ZVON) in den kommenden Jahren investieren. Das erläuterte der Vorsitzende, Wellendingens Bürgermeister Thomas Albrecht, bei der Sitzung des Verbands im Deißlinger Hotel Hirt unter "Ausbaustufenplanung 2035".

Allein die notwendig gewordene, neue Ringleitung zwischen den Gemeinden, die der Verband versorgt, wird acht Millionen Euro kosten. Das sind fast zwei Millionen mehr als 2016 geplant.

Vor zwei Jahren wurde bekannt, dass der ZVON über viele Jahre hinweg Investitionen einfach verschlafen hatte. Dadurch waren Hochbehälter, Leitungen und das Wasserwerk an der Neckarburg teils marode geworden. Damals versuchten mehrere Gemeinden, darunter Deißlingen, dessen Ortsteil Lauffen mit Neckarwasser versorgt wird, aus dem Zweckverband auszusteigen, was aber rechtlich nicht möglich ist.

Mitglieder des Verbands

Versorgt werden vom ZVON neben Lauffen die Gemeinden Wellendingen-Ort, Dietingen (ohne Rotenzimmern), Frittlingen, Zimmern unter der Burg sowie Rottweils Stadtteile Neukirch, Zepfenhan, Feckenhausen und Neufra.

Einiges wurde bereits saniert. So die marode Quellfassung und eine schadhafte Stützmauer am Wasserwerk Neckarburg, berichtete Gerd Schill von der Firma Fritz Planung aus Bad Urach.

Positive Nachricht dabei: Die Quellschüttung war höher, was im letzten heißen und trockenen Sommer sehr hilfreich war.

Auch die Querung von B 14 und Bahnstrecke bei Neufra sei erledigt, weiter habe man die Ferienhaussiedlung bei Feckenhausen für 930 000 Euro neu angeschlossen.

Spelz-Trespe entdeckt

Schill betonte, dass mehrere marode Hochbehälter stillgelegt würden und nur der bei Neukirch saniert werde. Eigentlich habe man vorgehabt, die bestehenden Leitungen zu richten, doch das habe man inzwischen verworfen und werde stattdessen die Ringleitung neu verlegen.

Was allerdings mit sehr hohem Aufwand verbunden sei, denn das Landratsamt Rottweil sei sehr gründlich. So müsse man nun ein Planfeststellungsverfahren durchziehen, mit Umweltplanung, Arten-, Landschafts- und Denkmalschutz und vielem mehr. "Das ist eine hohe Hürde", so Schill.

90 Prozent der neuen Trasse seien bereits vermessen, ein spezialisiertes Büro für Artenschutz sei seit Mai unterwegs. Dabei sei man zwischen Dietingen und Irslingen auf Haselmäuse gestoßen, außerdem sei die Spelz-Trespe, ein schützenswertes Ackerkraut, entdeckt worden. Ziel der Planer sei es nun, die gesamten Unterlagen bis zum Frühjahr 2019 beim Landratsamt einzureichen.

Ralf Ulbrichs Mahnung

Auch am Wasserwerk sei noch viel zu tun, unter anderem müssten die undichten Wehrklappen saniert werden. Ein Berufstaucher, der eingesetzt werde, werde sich das jetzt von unten anschauen, so Schill. Er hoffe, dass die dafür angesetzten 60 000 Euro reichen werden und die undichten Stellen mit ein paar aufgeschraubten Blechen in den Griff zu bekommen seien.

Probleme machen ebenso die Steuerungen der Hochbehälter. Diese sind so alt, dass es keine Ersatzteile mehr gibt. Auch deshalb habe man sich entschieden, nur den Hochbehälter in Neukirch zu sanieren und die anderen stillzulegen.

"Zugegeben, 15 Millionen Euro sind viel Geld", bestätigte denn auch Verbandsvorsitzender Albrecht, aber man sei auf einem guten Weg.

"Ich werde nicht müde, darauf hinzuweisen, dass das unsere Bürger deutlich mehr kosten wird", so Deißlingens Bürgermeister Ralf Ulbrich. Ohne Groll zwar, wie er betonte, aber bei den vorgesehenen 15 Millionen fehle schließlich noch die Leitung nach Lauffen. Man habe bei der Bürgerversammlung den Betrag von maximal zwei Euro für den Kubikmeter Wasser an die Wand geworfen, "aber das wird nicht reichen."

Frank Scholz’ Kritik

Schätzungsweise 20 Millionen Euro werde man stemmen müssen, stimmte Thomas Albrecht seinem Kollegen aus Deißlingen zu. "Das ist dem geschuldet, dass der Verband zusammengeblieben ist."

Dietingens Bürgermeister Frank Scholz, Albrechts langjähriger Vorgänger als Vorsitzender des Verbands, kritisierte die lange Zeit der Nicht-Investitionen. Es sei nun jedoch wichtig, dass die Bürger klare Zahlen auf den Tisch bekämen. Ob die angesetzten ein bis zwei Jahre für den Bau der neuen Ringleitung ausreichen, bezweifelt der Dietinger Schultes. "Das kann sich genauso gut über viele Jahre hinziehen."

Der Verbandsvorsitzende, Thomas Albrecht, versprach indessen, beim Landratsamt Druck zu machen: "Wir werden in aller Deutlichkeit sagen, worum es hier geht, nämlich um die Wasserversorgung vieler Menschen!" Bei der Versorgung mit Glasfaserkabel werde mitten durch den Wald gefräst. Doch schnelles Internet könne man eben nicht trinken.

Der scheidende Verbandspfleger, Hans Mauch, stellte die Jahresrechnung 2017 vor, die immerhin einen positiven Aspekt hat: Es wurde mehr Wasser verkauft. Dennoch müssen die Bürger ab dem kommenden Jahr zehn Cent mehr und damit 1,60 Euro für den Kubikmeter Neckarwasser zahlen.

Wasserpreis steigt

Eine schmerzhafte Maßnahme nannte das Frank Scholz, dem geschuldet, dass der Wasserpreis über viele Jahre nicht erhöht wurde. Er, der von 2009 bis 2017 an der Spitze stand, kritisierte dann auch die Begründung der Erhöhung in Mauchs Bericht, nachdem Zinsen und Tilgungen schuld am Anstieg seien. Trotz des Ärgers genehmigten die Verbandsmitglieder einstimmig die Jahresrechnung.

Hans Mauch, der 34 Jahre für den Verband tätig war, wurde mit einem Geschenkkorb verabschiedet. Zum Nachfolger von Hans Mauch wurde Phillippe Liebermann, Wellendingens Kämmerer, gewählt. Die Verbandsmitglieder votierten ihn einstimmig.