Anna Herrmann geht ab Mitte Juni in Urlaub und Mutterschutz und verlässt Wellendingen mit einem weinenden Auge. Schließlich hat sie seit 2010 die Gemeinde kennen und lieben gelernt. Foto: Schwarzwälder Bote

Gemeinderat: Vom Kinderzentrum über die Neuwiesschule und Neubürgern bis zum Sportheim – plus ein Abschied

Mit einer Handvoll jugendlicher Themen wird der Wellendinger Gemeinderat an einem Abend im Mai konfrontiert, von Noch-nicht-Geborenen bis zur scheidenden Chefin der Jugendarbeit reicht das Spektrum.

Wellendingen. Einen sehr engagierten Eindruck hinterlassen Drittklässler der Neuwiesschule, die sich als Gemeindedetektive in Wellendingen und Wilflingen umgeschaut haben und deren Ergebnisse Sophia, Leilani, Liam und Marcel zusammen mit ihren Lehrerinnen und Rektor Harald Gauß im Gemeinderat vorstellen.   Detektive Das Projekt hat einerseits die N-Region 5G angestoßen – hier ist Wellendingen Mitglied – und ist andererseits Teil des Lehrplans. Mit Feuereifer machten sich die Schüler an die Sache, nahmen Wellendingen und Wilflingen unter die Lupe, drehten kleine Filme oder schnitten Videosequenzen. Gehofft wird, dass das ein oder andere Manko beseitigt und der ein oder andere Wunsch erfüllt wird.

Die Gemeinderäte hörten zu und schauten genau hin. Ins "Töpfchen" kamen zum Beispiel tolle Spielplätze, das Minispielfeld, das leckere Mittagessen in der Schulmensa und der große Bolzplatz in Wilflingen. Ins "Kröpfchen" sortiert wurden altes Geschirr und Besteck in der Mensa, die Lautstärke in den Räumlichkeiten beim Essen (momentane Zwischenlösung: Essen in zwei Gruppen), fehlende Sitzbänke im Pausenhof, fehlende Rolläden im Stufenraum (Hitze im Sommer), kein Zaun oder Fangnetz beim Bolzplatz (Ball rollt leicht auf die Straße), keine Netze in den Toren in Wellendingen, mit Schimpfworten beschmierte Spielgeräte in Wilflingen (und die Bitte, diese neu zu streichen) sowie fehlendes Licht am Zebrastreifen beim Brunnen (der andere bei der Kirche hat es).

Bürgermeister Thomas Albrecht verspricht, sich Gedanken zu machen, den ein oder anderen Wunsch zu erfüllen und lädt die Detektive nach Vollzug erneut in den Gemeinderat ein.   Jugendarbeit Etwas wehmütig wird es, als Anna Herrmann den 2017er-Jahresbericht der Jugendarbeit durch das Haus Nazareth in der Gemeinde vorstellt. Es ist ihr letzter; Urlaub und Mutterschutz folgen ab Mitte Juni. Ihre Nachfolgerin, die ab Oktober vollumfänglich einsteigt, aber bereits schon Wellendinger Luft schnuppert, hat sie gleich mitgebracht: Franziska Lindner (24 Jahre jung).

Anna Herrmann, seit 2010 in Wellendingen, spricht von einer "supertollen Gemeinde" und der Schultes von einer "immer vertrauensvollen Zusammenarbeit".

Herrmann berichtet von den Aktivitäten in den Jugendhäusern, die übersichtlicher werden, von den Ferienprogrammen und von jenen Aktionen und Aufgaben in der Schule, auf die vermehrt ihr Blick und der ihres Teams gelegt wurde und wird.

Ein bemerkenswerter Punkt: Zum Mittagessen in der Schule seien derzeit 93 von 137 Schülern angemeldet. Tendenz steigend. Trotz der erforderlichen Erhöhung des Preises von 3,80 auf 4,20 Euro.

Ein zweites Hoppla: Das Betreuungskonzept, das nichts koste, überrasche und erfreue neue Eltern sehr und mache glücklich, so Herrmann über nicht selbstverständliche Angebote einer nicht alltäglichen Gemeinde. Und: Die verbindliche Anmeldung mache das Leben für ihr Team einfacher.

Ein weiterer Abschied kündigt sich an: Erzieherin Luisa Matwejew erreicht in einem Jahr das Rentenalter ("Eigentlich will sie nicht gehen"). Nun darf sich die Gemeinde rechtzeitig Gedanken über die Nachfolge machen.   Kinderzahlen Gedanken anderer Art muss sich aber auch das gesamte Gremium über eine weitere Entwicklung machen: über die Folgen der Zahlen, die im Rahmen der Kindergartenbedarfsplanung 2018/19 erstellt wurden. Stichwort: Rechtsanspruch auf Kindergarten- und -krippenplatz (ab dem ersten Lebensjahr). Auf der einen Seite sind die verfügbaren Plätze aufgelistet: Kinder über drei Jahre 95 Plätze in Wellendingen und 25 in Wilflingen, Kinder unter drei Jahre 32 Plätze in Wellendingen und zwölf in Wilflingen.

Mit Blick auf die Geburtenstatistik könnten, so Thomas Albrecht, im Kindergarten ab Mai 2019 freie Plätze fehlen (bis zu elf im August 2019) und in der Kinderkrippe ab September 2018 (bis zu 32 im Februar 2019). Eine Ursache sind Zuzüge, die bereits aktuell die Grenze der Belastbarkeit austesten. Wellendingen ist eine anziehende Gemeinde.

Angesprochen wird ein weiterer Anbau an den Kindergarten – hier soll Kämmerer Phillippe Liebermann für die kommenden Haushaltsplanberatungen mögliche Kosten ermitteln (Gemeinderat Thomas Albrecht). Aber auch Gespräche mit Schul- und Kindergartenleitung werden angeregt (Alois Eisele). Dies mit Blick auf die Belegung einzelner Räume in der ehemaligen Hauptschule, die bereits während des Kindergartenneubaus Heimstatt für Kindergartenkinder waren.

Grundsätzlich überhaupt kein einfaches Feld, wie der Ratsrunde schnell klar wird. Werden jetzt neue Gebäude gebaut, können diese bei zurückgehenden Kinderzahlen – zum Beispiel in fünf Jahren – wieder leerstehen. Wer weiß schließlich jetzt schon, wieviele Kinder in drei Jahren geboren werden.  Außer Kraft Ein Zeichen, wie schnell sich die Zeiten ändern. Deshalb erscheint es dem Gremium als zeitgemäß, zwei Zuschüsse, die die Gemeinde gewährt, außer Kraft zu setzen. Zum einen ab dem Januar 2019 jenen für erneuerbare Energien vom 11. September 2008; in der Zwischenzeit ist ein Energieausweis bei Neubauten Vorschrift. Zum anderen ab Juli 2018 jenen für Familienförderung beim Bauplatzerwerb vom 25. Juni 2009.

Nur ein Punkt: Damals sollte sie neben anderen Punkten zur Sicherung der Infrastruktur dazu dienen, die Hauptschule (die längst weggefallen ist) zu behalten. Außerdem wartet die Verwaltung mit einer Rechnung auf. Würden einmal in "Unter Elben" – nur nebenbei: der Satzungsbeschluss zum Bebauungsplan erfolgt an diesem Abend einstimmig – auf allen 41 Bauplätzen je zwei Kinder wohnen, müsste das Rathaus einen Gesamtzuschuss von 256 000 Euro reservieren. Dies würde den finanziellen Rahmen der Gemeinde zu stark beanspruchen, merkt die Verwaltung an.   Zebrastreifen Was Behörden nicht so ohne weiteres erlauben (dürfen), geht Bürgern mitunter leicht von der Hand. Wie das Anlegen eines Zebrastreifens. In der Ortsdurchfahrt schier nicht umsetzbar, ist es beim Sportclub – zwischen Sportheim und Kinderspielplatz – ein Klacks. Und soll notorische Zu-schnell-Fahrer daran erinnern, dass Kinder jederzeit den Asphalt kreuzen können. Zwar klatscht nicht jeder Gemeinderat über diese Aktion verbal Beifall, für Gesprächsstoff hat diese SC-Aktion allemal gesorgt.