Ein alter Bau mit starkem Mistelbefall. Foto: Imago/Zoonar

Bei Asterix und Obelix kommt die Mistel in den Zaubertrank. An Weihnachten küssen sich unter ihr die Paare. Doch für Bäume im Klimastress werden sie zu einem immer größer werdenden Problem.

Der Kuss unter dem Mistelzweig ist in vielen europäischen Ländern fester Bestandteil der Adventszeit. Weniger bekannt ist, dass es in Großbritannien mit dem 1. Dezember sogar einen eigenen Mistelzweig-Tag (englisch: National Mistletoe Day) gibt. Bei Förstern und Waldbesitzern ist die Mistel allerdings weit weniger beliebt. Wir erklären Ihnen, warum das so ist:

 

Halbschmarotzer breiten sich aus

Misteln befallen zunehmend Kiefern in Bayerns Wäldern. Auch in Berlin ist ein steigender Befall von Laubbäumen dokumentiert. Fachleuten bereitet die Entwicklung Sorgen, denn die Halbschmarotzer schwächen die von der Klimaerwärmung ohnehin gestressten Bäume zusätzlich. „In Zeiten, wo es trocken ist, wird es doppelt schwierig für den Baum“, sagt Hans-Joachim Klemmt von der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) in Freising.

In Nordbayern untersuchen Fachleute, wie es befallenen Kiefern geht und ob sich Ausbreitungsmuster bei Misteln erkennen lassen. Kiefern sind hauptsächlich im Norden des Freistaats verbreitet.

Lebensbedingungen für Misteln werden immer besser

Im Jahr 2007 sei erstmals bei der Waldzustandserhebung auch der Befall mit Misteln dokumentiert worden, erklärt Klemmt. Damals seien 1,7 Prozent der Probebäume befallen gewesen, mittlerweile seien es fast 40 Prozent. Die Zunahme führt er auf die Erderwärmung zurück. „Die Lebensbedingungen für die Misteln werden besser. Die strengeren Fröste im Winter fallen aus.“

Berlin erfasst seit den 1980er-Jahren Mistelbefall von Laubbäumen wie Ahorn, Birke, Linde oder Pappel an ausgewählten Standorten im Südwesten der Stadt. Auch hier verzeichnen Fachleute einen deutlichen Anstieg bei den besiedelten Bäumen.

Laubholzmisteln in einer Pappel.  Foto: Imago/Blickwinkel

Vögel verbreiten Mistelsamen

Die Mistel (Viscum album) ist vielen Menschen als Weihnachtsschmuck, Glücksbringer oder Heilpflanze bekannt. Hierzulande sind Klemmt zufolge drei Arten heimisch:

  • Kiefernmistel
  • Tannenmistel
  • Laubbaummistel
Misteln sind ein beliebter Weihnachtsschmuck. Foto: Imago/Pond5 Images

Vögel naschen nach Angaben des Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) gerne von den weißen Beeren, die so klebrig sind, dass Teile am Schnabel hängen bleiben. Wetzen sie dann ihren Schnabel an einem Baum oder hinterlassen dort ihren Kot, bleiben Mistelsamen an der Rinde kleben.

Nach Nabu-Angaben haben Untersuchungen gezeigt, dass neben der Misteldrossel mindestens 26 weitere Vogelarten die Mistelbeeren fressen und Samen weitertragen, beispielsweise Sing- und Wacholderdrosseln, die Mönchsgrasmücke und der Seidenschwanz.

Halbschmarotzer entzieht Bäumen Nährstoffe

Kiefern sterben am Rand eines Waldes ab, sie bekommen einen roten Stamm und die Nadeln welken. Zudem sind die Kiefern von Misteln befallen, die hellgrünen dichten Stellen in den Baumkronen sind ein Schadenszeichen. Foto: dpa/Daniel Löb

Die Mistel zählt zu den Halbschmarotzern, weil sie ihrem Wirt zwar Nährstoffe entzieht, aber auch selbst per Fotosynthese Energie gewinnt. Unterschieden wird zwischen spezialisierten Tannen- und Kiefernmisteln sowie Laubholzmisteln, die neben Obstbäumen auch Linden, Pappeln, Weiden und Ahorn attackieren. Die Laubholzmistel hat sich in den letzten Jahren deutschlandweit stark ausgebreitet, ganze Baumgruppen und Waldstücke sind befallen – gerade auch in Ostdeutschland.

Die Mistel entzieht mit ihren Saugwurzeln dem Wirtsbaum Wasser und Nährstoffe. Sie wächst recht langsam, erst im zweiten Jahr bildet sich ein verzweigter Spross mit ledrigen Blättern. Über mehrere Jahre entsteht die typische Kugelbuschform. Misteln bevorzugen stickstoffreiche Böden und Pflanzen.