Zwei Weinberge will die Stadt anlegen lassen. Doch gegen eine der Standorte regt sich Widerstand. Foto: Nädele

Seit der Diskussion über den städtischen Haushalt herrscht freudige Aufregung: Es könnte absehbar Rottweiler Wein geben. Die Vorbereitungen für zwei Weinberge laufen bereits. Doch es gibt auch kritische Stimmen.

Es war eine der Entdeckungen in der Haushaltsberatung: Die Stadt Rottweil plant, zwei Weinberge anzulegen. Bürgermeisterin Ines Gaehn verriet auf Nachfrage aus dem Gemeinderat, dass sich bereits Interessierte gefunden hätten und die Gründung eines Vereins geplant sei. Die Stadtverwaltung will also nicht selbst unter die Weinbauer gehen.

Ob es irgendwann mal ein „gutes Tröpfchen“ aus Rottweiler Lese wird – diese Frage steht im Moment noch gar nicht zur Debatte. Derweil mischt sich in die Vorfreude auf Rottweiler Wein etwas Wasser – in Form eines offenen Briefs an die Stadträte. Annett Kuhr, Ute Laudenbach, Claudia Kienzle und Margret Spreitzer bringen in ihrem Schreiben ihre Bedenken zu Papier, was die Rodungen in der Nähe der Höllensteinquelle betrifft. Dort soll einer der beiden Weinberge angelegt werden.

Das Experiment Weinberg

„In den letzten Tagen wurde das Grundstück bereits bis auf einen circa 100 Jahre alten, außergewöhnlich schönen und eindrucksvollen Walnussbaum abgeholzt“, schreiben die vier Rottweiler Frauen und beklagen, dass nun auch noch dieser besondere Baum gefällt werden solle, „um dem Experiment Weinberg und dessen ungewissen Ausgang die bestmöglichen Standortbedingungen zu verschaffen“.

Nur: Annett Kuhr, Ute Laudenbach, Claudia Kienzle und Margret Spreitzer bezweifeln, dass der alte Walnussbaum zu viel Schatten auf die Reben werfen würde, schließlich liege doch das „gesamte Grundstück im Wald“, der das Gelände beschatte. Sprich: Ob da der Walnussbaum so ins Gewicht falle?

Ein Alternativvorschlag

Den Stadträten machen sie in ihrem offenen Brief deshalb einen Alternativvorschlag. „Das gesamte Gebiet Höllenstein ist Lebensraum unter anderem von Kleineulen, Käuzen und Fledermäusen, die neben Wald auch Streuobstwiesen zum Überleben benötigen.“ Das Grundstück sei zudem einst eine Streuobstweise gewesen, bevor es mangels Pflege wieder verwaldet sei.

„Wäre es nicht sinnvoll, das jetzt abgeholzte Gelände wieder in eine Streuobstwiese umzuwandeln, in der auch der Walnussbaum seinen Platz behält“, fragen die Frauen rhetorisch. Annett Kuhr, Ute Laudenbach, Claudia Kienzle und Margret Spreitzer verweisen dabei auf gleich mehrere Vereine in der Umgebung, die sich der Pflege und dem Erhalt von Streuobstwiesen verschrieben hätten und deshalb doch sicher gerne mit Rat und Tat zur Seite stünden.

Charmante Idee

Indes: Annett Kuhr, Ute Laudenbach, Claudia Kienzle und Margret Spreitzer sprechen sich nicht grundsätzlich gegen Rottweiler Weinberge aus. „Wir möchten Sie bitten“, wenden sie sich an die Stadträte, „unseren Vorschlag zu prüfen und die charmante Idee eines städtischen Weinbergs nur am zweiten Standort umzusetzen“. Der biete Besuchern im übrigen auch einen schöneren Blick auf die Stadt anstatt der Aussicht auf die Kläranlage.