Vera und Heinz Koch stehen in der "Wasenstube", die sie 1982 eröffnet haben. Nun haben sie den regulären Gaststättenbetrieb geschlossen. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Gastronomie: Heinz Koch: Unverständnis über Ratsentscheidung / In Weilen geht eine Ära zu Ende

"Es fällt mir nicht einfach. Es tut weh": Der "singende Wasenwirt" Heinz Koch schließt nach 36 Jahren den regulären Wirtsbetrieb in der "Wasenstube". Damit geht in Weilen unter den Rinnen eine Ära zu Ende. Die Metzgerei bleibt geöffnet.

Weilen u. d. R. In der "Wasenstube" sind künftig jedoch auch künftig angemeldete Gesellschaften und Ausflügler, die mit dem Bus anreisen, willkommen. Auch das traditionelle Kesselfleischessen, jeden Mittwoch von 10 bis 18 Uhr, behalten die Kochs bei. Auch Betrieb der Metzgerei ändert sich nichts.

Mit der "Wasenstube" schließt die letzte noch verbliebene Gaststätte im Dorf. "Viele bedauern unsere Entscheidung", betonen Karl-Heinz und Vera Koch, die 1982 die Gaststätte und die Metzgerei eröffnet hatten. "Uns fällt das auch nicht leicht", sagen sie. Man höre auch nicht deshalb auf, weil es keinen Spaß mehr mache, aber: "Man muss Prioritäten setzen."

"Wir haben mit der ›Wasenstube‹ bei Null angefangen", erinnert Koch an die Erfolgsgeschichte der "Wasenstube". Vor allem mit seinen Festen und Musikveranstaltungen hat er die Gemeinde weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt gemacht. "Ich bin doch schon ein Werbeträger für Weilen", sagt er nicht ohne Stolz.

Umso mehr ärgert ihn das Verhalten des Gemeinderats und der Gemeindeverwaltung. So hatte er einen Zuschuss für die Verbreiterung der Zufahrt zur Wasenstube beantragt, "damit Busse einfahren und das Ganze einfacher zu bewerkstelligen ist". Der Gemeinderat habe seinen Antrag aber in nichtöffentlicher Sitzung abgelehnt, ohne zuvor mit ihm darüber zu reden, was er Bürgermeister Gerhard Reiner angeboten habe.

Ein "Armutszeugnis" nennt er das Vorgehen der Gemeinde: "Beschämend." Ärgerlich sei das Ganze auch deswegen, weil seine Tochter Alexandra Ilkiz die Gaststätte eigentlich weiterführen wollte.

Koch wagt noch einen weiteren Versuch: Am Mittwoch, 5. September, lädt er ab 19 Uhr Bürgermeister, Gemeinderäte, Stammgäste und alle Interessierten in die "Wasenstube" zu einer "ergebnisoffenen Gesprächsrunde" ein: "Dann stehe ich Rede und Antwort."

Fest steht, dass Koch seine Großveranstaltungen wie Wasenfest und Wasen-Open-Air auch weiterhin fortführen wird. Nur die Termine würden sich ändern, "nämlich so, dass sie sich nicht mehr mit den Musikveranstaltungen in Rottweil und Balingen überschneiden".

Vor allem das Balinger Kulturfestival mit sieben kostenlosen Veranstaltungen auf dem Marktplatz in diesem Jahr mache den "kommerziellen Veranstaltern zu schaffen". Koch: "Da kommt doch niemand und zahlt Eintritt, wenn es in Balingen alles umsonst gibt."

Koch und seine Frau eröffneten 1982, zwei Jahre nach ihrer Heirat, die "Wasenstube" und die Metzgerei, und erweiterten damit den Betrieb seines Vaters Julius Koch, der eine Hausmetzgerei hatte: "Damit hat sich für uns ein Lebenstraum erfüllt." Das "Wasenfest" gibt es seit 35 Jahren, das Open-Air-Konzert seit 26 Jahren.

Mit dem Singen hat Heinz Koch vor 21 Jahren begonnen: "Ich habe mir gesagt, wir verpflichten immer Künstler, die Geld kosten. Wenn ich selbst singe, sparen wir einen ein." Inzwischen hat er zwölf Tonträger veröffentlicht. Ende des Jahres wird er eine neue CD mit Kirchenliedern auf den Markt bringen.

Aber nicht nur das: Während seiner Karriere als Sänger hat der "singende Schwarzwurstbaron" mehr als 400 000 Euro für die Kinderkrebsstation des Stuttgarter Olgahospitals gesammelt und ist dafür vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler geehrt worden.