Der Musikverein Weilen unter den Rinnen bietet im dicht besetzten Chorraum der Dorfkirche eine imponierende Klangfülle mit einer Vielzahl musikalischer Höhepunkte. Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kirchenkonzert: Weilener Musiker bieten beeindruckenden Leistungsquerschnitt

Wer beim Kirchenkonzert des Musikvereins Weilen unter den Rinnen in der St.-Nikolaus-Kirche mit leichter Kirchen- und Weihnachtsliteratur gerechnet hatte, ist schnell eines Besseren belehrt worden.

Weilen u. d. R. Fünf englischsprachige Titel hatte Dirigent Mario Franke ausgewählt, die mit ihren unterschiedlichen Musikstilen einen bunten Querschnitt konzertanter Blasorchesterliteratur boten.

Schon das Eingangsstück überraschte: Das Alphorn-Solo des "Swiss Mountain Song" von Ferdinand Huber im Arrangement von Gilbert Tinner übernahmen vier Flügelhörner, die – zwei im Chorraum und zwei auf der Empore – die Zuhörer im erhabenen Unisono aus allen vier Ecken des Kirchenraumes mit majestätischen Klängen umhüllten und das dem Werk zu Grunde liegende Schweizer Volkslied in eine klangvolle Hymne verwandelten. Eingebettet in einem Klangteppich aus gehaltenen Tubatönen, verziert mit Schlägen der Röhrenglocken, fühlte man sich in die Idylle der Alpenromantik versetzt, die durch die hohen Register mit strahlenden Glanzpunkten erhellt wurde.

In seiner Begrüßung stellte der Vorsitzende Max Hummel die Musik als eine Basis für Gemeinschaftsgefühl dar und lud die Zuhörer zu einer besinnlichen "Auszeit" in der Hektik der Vorweihnachtszeit ein. Dirigent Mario Franke, der den Musikverein mit ruhigem und exaktem Dirigat gut gelaunt führte, erläuterte humorvoll die vorgetragenen Werke.

Lautmalerisch wurde es im zweiten Stück: Die "Giaccomo-Bourleske" von Peter Diesenberger beschreibt musikalisch Episoden aus dem Leben des Casanova, bei denen neben Liebelei und Leidenschaft auch Flucht und Gefängnis musikalisch dargestellt werden, so dass man sich nach dem Ausflug in die Bergwelt nun in das Venedig des 18. Jahrhunderts hineinversetzt fühlte.

Einen gänzlich anderen Charakter zeigte der Musikverein bei "The Spheres" von Ola Gjeilo. In seinen ursprünglich für Chor und Streichorchester komponierten "Sphärenklängen" versucht der Komponist den Grundklang des Universums einzufangen. So wirkt das Werk nicht durch Rhythmus, sondern durch Clusterklänge mit einkomponierten Dissonanzen, die durch die unterschiedlichen Klangfarben der verschiedenen Orchesterregister einen ganz besonderen Reiz erhielten. Eine anfangs gewöhnungsbedürftige Klangsprache, der man jedoch gerne noch länger zugehört hätte.

Zum Höhepunkt des Konzerts wurde das Höchststufenstück "Dragon Fight" von Otto M. Schwarz, das den Kampf eines Riesen mit einem bösen Drachen beschreibt. Das von Mario Franke humorvoll als "Kampf des Orchesters mit den Tönen" angekündigte Wagnis gelang hervorragend, und der Musikverein gefiel durch abgestufte Dynamik, differenzierte Tempowechsel und imposante Klangeffekte, bei denen den über 40 Musikerinnen und Musikern sowie ihrem Dirigenten die große Freude am Musizieren anzumerken war. Das letzte Stück im 45-minütigen Programm, ein von Michael Hoppe komponiertes Schöpfungslob unter dem Titel "This Majestic Land", überraschte mit ungewohnten Klangvariationen. Aus dem vom tiefen Holz begleiteten Unisono der Hörner wechselte die Besetzung ins tiefe Blech, auf dessen ruhige majestätische Melodie das hohe Blech glanzvoll die Krone aufsetzte, so dass sich nach dem turbulenten Drachenkampf wieder eine adventliche Stimmung einstellte.

Nach einer ersten Zugabe – "Stål Himmel" von Alan Fernie – bedankte sich Max Hummel bei den Aufbauhelfern sowie bei Musikern, Dirigent und Zuhörern, und lud zu Spenden für die T-Shirts der Jugendkapelle ein, bevor der Musikverein mit "White Christmas" die Zuhörer entließ. Der einzige "Wermutstropfen" war das Winterwetter, das wohl viele Besucher vom Besuch abgehalten hatte. Das Konzert hätte mehr Gäste verdient gehabt.