Im Spitalgarten kamen 30 Familien zu einem ökumenischen Gottesdienst am Heilig Abend zusammen. Foto: Disch

Auch in diesem Jahr feierten die Christen Weihnachten unter Pandemiebedingungen, was viele Gläubige traurig stimmte.

VS-Villingen - Normalerweise ist die Stimmung bei den Kinderkrippenfeiern, den Gottesdiensten in der Heiligen Nacht und am Weihnachtsfeiertag geprägt durch das festliche Singen mit Chören, Organisten und Musikern. Bei den angebotenen Zoomgottesdiensten hingegen schweigt man eher am Fernseher oder PC und lässt die Musik auf sich wirken.

Professionelle Darbietungen online

Auch in diesem Jahr feierten in Villingen zahlreiche Christen die Geburt Jesu unter dem Thema "Weihnachten findet Stadt". Die Verantwortlichen der katholischen und evangelischen Gemeinden hatten dazu eingeladen, Teil der Weihnachtsgeschichte zu werden. Mitten in der Stadt sollten sich die Gläubigen treffen in Garagen, in den Kirchen, auf Balkonen und Gärten oder in den Zimmern. Dazu hatten sie keine Mühen gescheut und ein Heftchen herausgebracht, dass das Weihnachtsevangelium, Lieder und Gebete beinhaltete. Das Programm war vielfältig und jeder, der wollte, fand einen passenden Gottesdienst. Auf der Plattform konnte man sich Krippenspiele anschauen, Weihnachtsgeschichten hören, aber auch Gottesdienste per Zoom oder im Livestream mitverfolgen. Es war richtiggehend professionell wie die Gottesdienste mit Lichteffekten, Bildüberschneidungen und mehr in die Wohnzimmer kamen.

Live-Gottesdienste rasch ausgebucht

Wer sich dazu entschloss persönlich einen Gottesdienst zu besuchen, konnte das in allen katholischen Gemeinden machen, jedoch nur nach Voranmeldung. Die Gottesdienste waren schnell ausgebucht, laut Dekan Josef Fischer habe man sich stets strikt an die hygienischen Maßnahmen und Abstandsgebote gehalten. Die Gotteshäuser konnten nur etwa 30 Prozent der normalen Gottesdienstbesucheranzahl aufnehmen und es galt die Maskenpflicht.

So hatte man in der Christmette im Münster das Gefühl, dass die Kirche kaum gefüllt war. Wo sonst die Bänke mit dicht an dicht sitzenden Gläubigen voll waren und die Gänge viele stehende Besucher noch aufnahmen, waren nun ganze Bankreihen unbesetzt. So war es aber möglich auch die Eucharistiefeiern zu feiern. Die Musizierenden standen im Abstand und in kleiner Besetzung auf der Empore.

Andere Weihnacht geht zu Herzen

Es war eine andere Weihnacht, aber sie ging auch zu Herzen, obwohl man nicht aus vielen klingenden Instrumenten das festliche "O du fröhliche" aus einem der vielen Kirchengebäude hören konnte. Festlich erklangen wie gewohnt die Glocken aller Gotteshäuser und sie verkündeten "den Frieden auf Erden, allen Menschen guten Willens". Die Glocken luden ein zum gemeinsamen Gottesdienst, wo auch immer. Überall wurde das Weihnachtsevangelium nach Lukas vorgelesen, wo sich Familien um den Christbaum oder an der Krippe zusammenfanden. An vielen ungewöhnlichen Orten trafen sich die Christen, nachdem zuletzt auch alle Kinderkrippenfeiern abgesagt wurden. Das Wohl der Kinder stand im Mittelpunkt bei der Entscheidung, so Dekan Fischer. An Heiligabend gab es lediglich zwei Outdoor-Präsenzgottesdienste: ab 15 Uhr am Schlittenhang Haslach/Wöschhalde für Groß und Klein mit Hirtenmusik und ab 16 Uhr im Spitalgarten für die ganze Familie mit dem Jugendchor der DoReMi-Singakademie unter Leitung von Lea Decker. Zu beiden mussten sich die Besucher anmelden.

130 Familien und ein Schattenspiel

Knapp 130 Familien fanden sich im Spitalgarten zu einem Schattenspiel auf einer großen Leinwand ein, behütet im Regenmantel oder unter dem Regenschirm. Es war eine eindrucksvolle Stimmung, die sich auf die Kinder und Besucher übertrug, die aufmerksam zuhörten. Die Türen der Kirchen waren an allen Tagen geöffnet, keiner sollte ausgeschlossen bleiben. Es gab keine regelmäßigen Programmpunkte in den Kirchen. Hin und wieder etwas Musik oder eine Lesung. Zu dem gab es am Heiligen Abend einen ökumenischen Zoom-Gottesdienst für Groß und Klein mit Live-Schaltung in einen Stall, dem Untermühlbachhof bei Peterzell, wo ein Junge namens Wanda die Tiere im Stall von Betlehem vorstellte. Knapp 80 Familien waren zugeschaltet. Auch dieser Gottesdienst bewies mit wie viel Kreativität und Inspiration man der Situation entgegentrat. Es war ein Angebot der katholischen und evangelischen Gemeinden.

Der ökumenische Gedanke prägte dieses Weihnachtsfest. Gemeinsam hatten sich die Verantwortlichen Gedanken zu der Aktion "Weihnachten findet Stadt" gemacht. Manches musste umgeworfen, abgesagt oder neu konzipiert werden.

Die festliche Christvesper aus der Johanneskirche konnte man im Internet auf YouTube mitfeiern. Lea Decker sang zusammen mit weiteren Mitsängern Weihnachtslieder und Pfarrerin Lisa Bender und Dekan Wolfgang Rüter-Ebel hielten ein Predigtzwiegespräch. Den Familiengottesdienst in der Heiligen Nacht in der St. Konradskirche mit Pfarrer Josef Fischer schauten sich über 400 Haushalte im Internet an. Der Gottesdienst wurde mit einem Krippenspiel und instrumentalen Beiträgen umrahmt. Ebenso sahen sich viele Gläubige am zweiten Weihnachtsfeiertag den Live-Stream aus der Johanneskirche an, in der die Kantorei die vierte Kantate des Weihnachtsoratoriums mit Solisten und Orchester unter der Leitung von Bezirkskantor Marius Mack – ohne Besucher in der Kirche – sangen.

Friedenslicht strahlt trotzdem

So wurde es in diesem Jahr erneut eine besondere Nacht, eine "stille heilige Nacht", eine Nacht der Besinnung und Solidarität, eine Nacht der Familie ohne Kneipengang, Gegröle, Menschenauflauf und Kuhreihen. Auf das Friedenslicht aus Bethlehem aber musste man nicht verzichten – im Villinger Münster in der Nägelinskapelle und in der Johanneskirche brennt es seit Tagen – wer wollte konnte dort eine Kerze entzünden und das Licht in seiner Laterne mit nach Hause nehmen. Hier erinnert das Licht an die Menschen in aller Welt. An die wollen auch die beiden großen Kollekten der katholischen und evangelischen Kirchen erinnern.

Im Villinger Münster feierten wenige Gottesdienstbesucher zusammen mit dem Zelebranten Dekan Josef Fischer und Diakon Horst Dyma die Christmette. Sie wurden durch den Münsterkantor Roman Laub an der Orgel und Mitglieder der Capella Nova im Vorfeld des Gottesdienstes mit der "Musik zur Heiligen Nacht" musikalisch eingestimmt.

Am ersten Weihnachtsfeiertag sangen im Hochamt ebenso Mitglieder der Capella Nova eine Messe von Charles Gounod und mit der feierlichen Christvesper klang der Weihnachtstag im Münster am Abend aus.