Gut aufgelegt: Johannes Holdt nimmt zufrieden Abschied aus dem Schlichemtal. Foto: Schwarzwälder Bote

Stadtpfarrer Johannes Holdt zitiert zu seinem Abschied aus Schömberg Papst Benedikt XVI.: "Man muss gehen, wenn es gut läuft und keiner es verlangt." Er verlässt nach 24 Jahren das Obere Schlichemtal und wird Wallfahrtsrektor im Kloster Weggental bei Rottenburg.

Schömberg - Seit mehr als 100 Jahren sei kein Pfarrer so lange in Schömberg gewesen wie er, blickt Holdt auf seine Zeit in der Kirchengemeinde St. Peter und Paul und in der Seelsorgeeinheit (SE) Oberes Schlichemtal zurück. Er habe sich hier sehr wohl gefühlt, die neun Gemeinden in der SE hätten gut zusammengefunden, was nicht selbstverständlich gewesen sei angesichts der unterschiedlichen Traditionen. Holdt hat daran einen maßgeblichen Anteil. Er sagt aber auch: "Es muss sich fügen, und es bedarf eines guten Willens bei allen." Nun also stellt sich der 59-Jährige einer neuen Aufgabe. Ihn freut, "dass alle bedauern, dass ich gehe, dass es aber alle verstehen". Und fügt an: "Mein Werk hier ist getan. Was ich zu sagen habe, habe ich gesagt. Was ich geben wollte, habe ich gegeben." Nun wolle er in Schömberg Platz machen für einen neuen Pfarrer, dem er jedoch keinen Tipp oder Ratschlag geben will. Wie lange die Zeit der Vakanz gehen werde, sei offen. Die Stelle werde Mitte April ausgeschrieben.

Als Holdt sein Amt in Schömberg antrat, zuvor war er Pfarradministrator in Frommern, war die Situation in der katholischen Kirchengemeinde eine ganz andere. Seine beiden Vorgänger seien jeweils nur kurz dort gewesen und seien beide im Unfrieden gegangen. Es habe große Spannungen in der Gemeinde gegeben, mehr noch: "Es hat Krieg geherrscht." Selbst von Kollegen sei er gewarnt worden.

Als eine seiner größten Leistungen rechnet es sich Holdt an, die Gemeinde wieder befriedet zu haben. Er habe damals einen neuen Anfang versprochen und gesagt, er sei Pfarrer für alle, wenngleich er "seine eigene Linie" vertreten wolle: "Das hat funktioniert, wenngleich auch ›Hilfe von oben‹ eine Rolle gespielt hat. Denn es gibt Dinge, die kann man selbst nicht richten."

Als seine pastoralen Schwerpunkte nennt Holdt, der 1990 in Weingarten zum Priester geweiht worden war, die Verkündung des Evangeliums, die Gemeinde zu sammeln und ein guter Seelsorger für die Menschen zu sein – mit anderen Worten: "ein guter Hirte".

Stolz ist er darauf, dass es ihm in guter Zusammenarbeit mit der weltlichen Gemeinde gelungen ist, den Caspar-Oechsle-Platz zwischen Stadtkirche und Pfarrhaus in Erinnerung an den ehemaligen Abt von Salem einzurichten und als "offizielle Adresse" auszuweisen. "Es ist toll, sich so verewigen zu können. Das reicht über meine Zeit in Schömberg hinaus." Dazu nennt er den Bau der neuen Nikolauskapelle auf dem Oberhohenberg. Man habe dafür viele Hürden nehmen müssen. Ein solches Werk zu vollenden, sei in der heutigen Zeit nicht alltäglich: "Das ist ein kleines Wunder."

Den Erfolg als Seelsorger könne man jedoch nicht an äußeren Dingen festmachen, schränkt er ein. Vielmehr komme es darauf an, ob die Predigten gewirkt hätten, ob die Saat aufgegangen sei. Darüber freilich erhalte ein Pfarrer kaum Rückmeldungen. Umso mehr freut es ihn, dass ein junger Mann ihm einmal bescheinigt hat: "Ich bin durch Sie im Glauben gestärkt worden." Und eine Frau, die aus Schömberg weggezogen ist, hat ihm mitgeteilt, dass sie sich in ihrer neuen Gemeinde "geistig unterernährt" fühle, in seinen Predigten jedoch "immer gute geistige Nahrung" gefunden habe.

Die ökumenische Arbeit in der Seelsorgeeinheit war dem scheidenden Stadtpfarrer stets ein Anliegen. Holdt erinnert an die Alpha-Kurse und an die "Pro-Christ-Wochen" in der Stauseehalle. Der jetzige Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Manfred Wachter, habe ihm damals bescheinigt: "Die Halle eine Woche lang zu füllen, gelingt nicht einmal in der Fasnet." Und Ulrich Parzany, einer der Referenten, sei begeistert gewesen "von dieser Ökumene des Glaubens" und vom Gleichklang mit den evangelischen Pfarrern, der nicht nur eine Pflichtübung sei, sondern dazu beitrage, "sich gegenseitig im Glauben zu stärken".

Dass in der Seelsorgeeinheit seit vielen Jahren auch Priester aus Indien Dienst tun, nennt Holdt befruchtend: "So ist die katholische Weltkirche direkt vor Ort spürbar" mit der Folge, dass "wir nicht nur provinziell denken". Für die indischen Priester sei die Arbeit in Deutschland freilich nicht einfach. Neben der Sprache und der Mentalität sieht Holdt vor allem ein Problem: "Sie leiden unter den leeren Kirchen. Wir hingegen sind das gewohnt."

Denn auch in der SE gebe es Kirchenaustritte, wobei man im Vergleich mit anderen Gemeinden noch gut abschneide. "Aber es ist immer zu viel und ein Aderlass." Corona habe die Lage verschärft durch die zeitweise Schließung der Kirchen, selbst an Ostern. "Das hat es seit dem Mittelalter nicht mehr gegeben und gezeigt, dass die Kirche nicht systemrelevant ist."

Hinsichtlich der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bescheinigt Holdt einigen Oberhirten ein unglückliches Agieren. "In anderen Ländern sind Bischöfe deswegen zurückgetreten. Bei uns nicht." Dass trotz allem die Geistlichen, die in der Pastoral tätig seien, das Vertrauen der Gläubigen genießen, sei schön.

Dass ohne Zölibat der Priestermangel in der katholischen Kirche behoben werden könne, glaubt Holdt, der 1996 mit einer Dissertation zum Thema "Hugo Rahner: sein geschichts- und symboltheologisches Denken" promoviert hatte, nicht. Er verweist auf die evangelische Kirche, die vor demselben Problem stehe. Das Zölibat habe Stärken und sei biblisch begründet: "Der Priester kann sich ungeteilt seiner Aufgabe widmen." Durch die Abschaffung des Zölibats, ist Holdt sicher, werde kein einziges Problem gelöst.

Nun wird er sich im ehemaligen Franziskanerkloster Weggental dem Wiederaufbau der dortigen Marienwallfahrt widmen. "Da muss man neu anfangen und kreativ sein", sagt Holdt, der sich darauf freut, sich künftig auf eine Kirche, auf einen Ort konzentrieren zu können.

Fortführen will er die Veröffentlichung seiner Predigten im Internet, bisher geschehen auf der Seite AlphaOmega, künftig unter der Homepage Johannes-Holdt.de. Vor allem deshalb, weil diese Schriften weit über die katholische Kirche und Deutschland hinaus wirken. So wird etwa an Karfreitag in einer deutschsprachigen lutherischen Gemeinde im US-amerikanischen Indianapolis eine Predigt von ihm zum Thema "Das letzte Abendmahl" gehalten.

n Seine letzten Gottesdienste als Stadtpfarrer wird Johannes Holdt am Ostersonntag in Schömberg und am Ostermontag in Schörzingen halten. Am Samstag, 27. März, wird er in einer Dankandacht in der Stadtkirche offiziell von den Kirchengemeinderäten der neun SE-Gemeinden verabschiedet.