Der neue Apotheker Valentin Schlieper fühlt sich in Brigachtal sehr gut aufgenommen. Foto: Hella Schimkat

Personalmangel, Lieferengpässe, Honorarkürzung – die Zeiten für Apotheker sind nicht gerade rosig. Trotz alledem: „Ich bin sehr gerne Apotheker“, sagt Valentin Schlieper. Er hat vor Kurzem die Apotheke in Brigachtal übernommen.

Valentin Schlieper betreibt neben der Brigachtaler Apotheke außerdem eine Apotheke in Lenzkirch und eine in Bräunlingen. „Sie liegen dicht beieinander, alle Gemeinden haben sowohl die richtige Größe wie auch Infrastruktur in einem funktionierenden Ort“, erläutert der promovierte Pharmazeut. Eine einzelne Apotheke, sozusagen ein Einzelkämpfer, habe heute keine Überlebenschance mehr, die bürokratischen Anforderungen seien zu hoch.

„Harmonisches Miteinander“

Er fühle sich in allen drei Apotheken wohl. Das liege aber nicht nur an der Infrastruktur der Apotheken, sondern auch an den Menschen, den Patienten. „Sie sind freundlich und angenehm, dazu habe ich Mitarbeiter, die hilfsbereit und sehr kompetent und angenehm im Umgang mit den Kunden sind. Es ist ein harmonisches Miteinander“, sagt der 29-Jährige.

Gesellschaftliches Problem

Überall herrsche Personalmangel – in den Kliniken, in Pflegeeinrichtungen bis hin zur Gastronomie. Dies sei ein gesellschaftliches Problem. Zum Glück habe er ein super Team; sollte eine Mitarbeiterin einmal ausfallen, könne eine Mitarbeiterin aus den anderen beiden Apotheken aushelfen. Dass die drei Gemeinden, in denen seine Apotheken sind, noch nicht unter Ärztemangel leiden, habe ihm ebenfalls die Entscheidung, sie weiterzuführen, leicht gemacht.

Teils massive Engpässe

Dazu kennt Schlieper das Metier. Er kommt aus einer Apothekerfamilie, seine Eltern besaßen eine Apotheke in Hinterzarten, sein Bruder betreibt eine Apotheke in Bonndorf. Er selbst ist in Freiburg geboren, im Schwarzwald aufgewachsen und wohnt jetzt in Freiburg zusammen mit seiner Verlobten, die aktuell als Ärztin in der Klinik arbeitet. Er fahre gern Auto, und er sei immer in der Apotheke, in der er gerade gebraucht werde.

Bei der Frage, wie es mit Lieferengpässen aussieht, kommt Schlieper in Fahrt: „Es gibt massive Lieferengpässe, die der Billigmentalität und der verfehlten Gesundheitspolitik geschuldet sind“, antwortet er. Im vergangenen Jahr habe es keine Fiebersäfte für Kinder gegeben: „Das darf doch nicht wahr sein.“ Auch bei Antibiotika und sonstigen Standardmedikamenten komme es zu Lieferengpässen. Deshalb sei er froh, dass er auf das Warenlager mehrerer Apotheken zugreifen könne, um im Falle eines Mangels im Sinne des Patienten gegensteuern zu können.

Produktion vorwiegend im Ausland

Der Großteil der Wirkstoffe für die Medikamente werde im Ausland hergestellt, unter anderem in China und Indien. „Sollten die mal nicht liefern, stehen wir dumm da.“ Dazu kämen Rabattverträge, die einige Krankenkassen mit manchen Herstellern vereinbaren, sagt Schlieper. Damit schmälere sich automatisch der Markt, da Hersteller ohne Abnahmeaussicht nichts produzierten. Falle ein Hersteller oder Lieferant aus, gebe es keine Medikamente.

Die Mehrarbeit für die Beschaffung von genügend Medikamenten sei enorm. „Als Reaktion auf diese Mehrarbeit und die anhaltende Inflation hat die Regierung uns unser Honorar seit Februar gekürzt“, bemerkt Schlieper ironisch. „Wir befinden uns aktuell fast auf dem Vergütungsstand von 2004.“ Da dürfe man sich nicht wundern, wenn immer mehr Landapotheken schließen müssen.

Gut aufgenommen

Er sei mehr als gut damit beschäftigt, in allen Apotheken wichtige Medikamente vorrätig zu haben. Sollte in einer Apotheke ein Medikament nicht vorrätig sein, werde es von einer seiner anderen Apotheken geholt; dann müsse der Kunde vielleicht ein paar Stunden warten.

Die Frage, ob in der Apotheke noch Medikamente selbst hergestellt werden, verwundert Schlieper: „Natürlich stellen wir Spezialmedikamente in unserem Labor her, sogar Zäpfchen und Salben sowieso.“ In jeder seiner Apotheken arbeiten ein kaufmännischer Assistent, zum Beispiel für Logistik, ein technischer Assistent und ein Apotheker, die die Verantwortung tragen. Trotz aller Schwierigkeiten arbeite er gern in allen drei Apotheken. Auch in Brigachtal sei er gut aufgenommen worden.