37 Jahre war Siegfried Geiger Revierleiter in den Wäldern rund um Balingen, Hund "Chico" war sein ständiger Begleiter. Nun geht Geiger in den Ruhestand. Foto: Meene

Siegfried Geiger war als Revierleiter der Wälder rund um Balingen das "Mädchen für alles". Nach 37 Jahren geht er zum Jahresende in den Ruhestand und blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Höhen und Tiefen seines Berufslebens zurück.

Balingen - Bereits mit zehn Jahren hat Siegfried Geiger gewusst: "Ich werde Förster". Schon immer sei er gerne draußen gewesen, habe gerne Zeit in der Natur verbracht. Nach einer Förster-Ausbildung an einer Fachschule und einem erfolgreichen Diplomabschluss arbeitete er vier Jahre in Stuttgart, im Innendienst beim Ministerium. Die Waldarbeit im Außendienst habe er dann aber erst im Zollernalbkreis kennengelernt.

1600 Hektar betreut

Nach 37 Jahren Revierleitung in Privat-, Staats-, Gemeinde-, und Kirchenwälder rund um Balingen verabschiedet sich Geiger mit 63 Jahren in den Ruhestand. Zuletzt habe er 1600 Hektar Waldfläche betreut, rund um Balingen mit seinen Ortsteilen und einzelne Gebieten in Hausen am Tann und Tieringen. Seinen Dienstsitz hatte der in Balingen wohnhafte Revierleiter seit 2004 im Rathaus Ostdorf.

"Etwas Sinnvolles leisten"

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt Geiger auf die vergangenen Jahre zurück: "Der Wald ist unheimlich wichtig", sagt der Förster im Gespräch mit unserer Redaktion. "Der Beruf gab mir eine große Erfüllung. Man hat das Gefühl, etwas Sinnvolles zu leisten."

Förster sei "ein Beruf fürs Gemeinwohl", findet Geiger. Viele Höhen, aber auch Tiefen habe er mit sich gebracht. Ihn jedoch als den schönsten Beruf der Welt zu bezeichnen, bei welchem man immer an der frischen Luft sei, werde ihm nicht gerecht. Etwa 70 bis 100 Kilometer habe er täglich mit dem Auto zurückgelegt. Forstarbeit bestehe neben dem Außendienst zu jeder Wetterlage auch aus viel Verwaltung: Rund 40 Prozent seiner Arbeitszeit habe er im Innendienst verbracht.

Wald in gutem Pflegezustand

Zu Beginn seines Dienstantritts im November 1984 habe es ein großes Pflegepensum im Revier gegeben. "Heute kann ich sagen: Der Balinger Stadtwald ist in einem sehr, sehr guten Pflegezustand", meint Geiger stolz. Trotzdem mache ihm die Zukunft des Waldes Sorgen: In den vergangenen Jahren gab es große Schäden durch Trockenheit und Käferbefall, ausgelöst durch den Klimawandel.

Drei Verwaltungsreformen hatte der Revierförster in seiner Amtszeit miterlebt, die jeweils große Veränderungen mit sich brachten. So sei ihm zuletzt, Anfang 2020, "nach langjährigen Verhandlungen", der Staatswald genommen worden. "Ich hab’ damit Kernbereiche des Reviers verloren", sagt Geiger. Dies sei unter anderem ein Grund für ihn gewesen, aus dem Dienst auszuscheiden. Jahrelang sei es seine Aufgabe gewesen, den Staatswald und Teile des Stadtwalds Balingen zu bewirtschaften.

Positive Erfahrungen und schlaflose Nächte

Für etwa 800 Privatwaldbesitzer sei er Ansprechpartner und "Mädchen für alles" gewesen. "In den 37 Jahren habe ich eine Vielzahl an Menschen kennengelernt", erzählt Geiger. Diese hätten ihm überwiegend positive Erfahrungen, manchmal aber auch "schlaflose Nächte" beschert. Den Privatwald nun in fremde Hände zu geben "tut schon ein bisschen weh", sagt Geiger. Über die Jahre sei ein freundschaftliches Verhältnis zu vielen Waldbesitzern entstanden.

Nachfolger steht fest

Nun freut sich Geiger auf seinen Ruhestand: In Zukunft möchte er, wenn möglich, auf das Auto verzichten und "wieder mehr aufs Fahrrad umsteigen". Er könne es kaum erwarten, sein rotes Diensttelefon abzugeben, das er sonst rund um die Uhr bei sich hatte.

Hund "Chico" begleitet ihn

Von dem Wald und der Natur wolle er sich nicht trennen: "Der Wald bleibt mir wichtig. Ich freue mich aber darauf, ihn auf andere Art wahrnehmen zu können." Gemeinsam mit seinem Hund "Chico" werde er weiterhin viel Zeit in der Natur verbringen.

"Es wird Zeit, das Revier in jüngere Hände zu geben", findet Geiger. Ein Nachfolger für den Posten als Revierleiter sei bereits gefunden, dieser wird Anfang 2022 seinen Dienst antreten. Als Tipp gibt Geiger ihm auf den Weg: "Es hilft, immer den Menschen zugewandt zu sein. Und der Verwaltungsaufwand wird nicht ohne sein."