Chaos in Schwenningen: Eine kaputte Wasserleitung sorgt für einen Großeinsatz. Foto: Marc Eich

Zunächst kam kein Wasser aus den Wasserhähnen, dann war das Chaos plötzlich perfekt: Den ganzen Freitag über war Schwenningen durch zwei Rohrbrüche nahezu lahmgelegt.

Am Freitagmorgen, als viele Schwenninger den Wasserhahn aufdrehen wollten, schauten sie dabei ins Leere oder saßen besser gesagt auf dem Trockenen. Denn aus dem Wasserhahn ließ sich kein Tropfen entlocken.

Als bei den Stadtwerken Villingen-Schwenningens morgens um 8.30 Uhr die Meldung einging, dass viele Schwenninger kein fließendes Wasser mehr hatten, war längst noch nicht absehbar, welches Chaos noch auf die Einsatzkräfte, Anwohner und Verkehrsbeteiligte wartete. Denn mit einem einfachen Schaden an einer Wasserleitung war es längst nicht getan.

Das war die Ausgangslage „Aktuell könne nicht eingegrenzt werden, welche Teile Schwenningens von der fehlenden Wasserversorgung betroffen sind“, gab Stadtwerke-Sprecherin Daniela Dietrich zunächst Auskunft. Bei einer Wasserleitung an der Einfahrt zur Prohoga in der Salinenstraße nahm das Chaos augenscheinlich seinen Anfang – hier war ein Rohr gebrochen. Doch nach kurzer Zeit schoss auch am anderen Ende der Salinenstraße am Kreisverkehr zur Neckarstraße das Wasser aus dem Boden. Offenbar hatten Bauarbeiten zu der Ausnahmesituation geführt.

Das Wasser schoss aus dem Boden

Was dann darauf folgte, könnte geradezu aus einem Katastrophenfilm kommen: Die Bagger rückten an. Die Straßen musste aufgegraben, eine Straßenlaterne musste demontiert werden. Das Technische Hilfswerk mit dem Ortsverband Trossingen war mit kraftvollen Wasserpumpen im Anmarsch.

Die Straßen sind aufgrund des Wasserschadens überflutet. Foto: Marc Eich

Quasi das ganze Team der Stadtwerke VS war vor Ort, um den Schaden zu beheben. Etliche Polizei Streifen kümmerten sich um den Verkehr, Revierleiter Alexander Türschmann schwang sich gar auf den Sattel, um das Chaos auf den Straßen zu umgehen.

Auch ein Notfallmanager der Deutschen Bahn begutachtete die Lage, um mögliche Auswirkungen auf den Ringzugverkehr im Auge zu behalten. Denn die Wassermassen flossen in Richtung der Gleise, denen wiederum ein Unterspülen drohte.

Ebenso war Dirk Ganter, Abteilungsleiter für den Bereich Netzbau bei der SVS, vor Ort und selbst völlig baff: „So etwas passiert alle 20 Jahre mal.“

Die Auswirkungen Das Wasser-Chaos hatte aber noch auf viele andere Bereich Auswirkungen. Bei der Zahnarztpraxis Stamer und Schmutz in Schwenningen herrschte Ausnahmezustand. „Man stellt sich mal vor, man bekommt gerade eine Wurzelbehandlung oder Füllung und plötzlich geht nichts mehr“, so Zahnarzt Jochen Schmutz beinahe schmunzelnd.

Die Bagger rücken an. Foto: Eich

Behandlungen bei Zahnarzt abgebrochen

Für ihn und sein Team galt dann: planbare Termine absagen, Büro-Arbeit war angesagt. „Und dann Feierabend“, nahm es der Arzt gelassen. Beim AWO-Seniorenheim am Stadtpark war man glücklicherweise vorbereitet: „Wir müssen improvisieren, haben aber Vorräte in der Küche, und mit dem Wasser aus der Regenzisterne können wir das Klo spülen“, so Heimleiter Martin Hayer. Aus den nahen Supermärkten war derweil zu hören, dass hier bereits das Wasser gehortet wurde.

Die Stadt hatte derweil gegen 17 Uhr verkündet, dass sie Anlaufstellen für die betroffenen Bürger einrichtet. Diese befanden sich in der Deutenberghalle, im Rathaus und in der Neckarhalle. Dort waren die sanitären Anlagen und die WCs geöffnet. Die Feuerwehr VS verkündete die Info auch über drei Fahrzeuge per Lautsprecherdurchsage im betroffenen Stadtgebiet.

Die Arbeiten Wo genau der Rohrbruch überhaupt war, musste erst rausgefunden werden – graben war angesagt. Währenddessen liefen die Pumpen des Technischen Hilfswerks auf Hochtouren, um das nachfließende Wasser aus der Grube zu bekommen.

„Wir wissen ungefähr, wo die Leitung liegt. Aber wir müssen mit Gefühl vorgehen“, so der zuständige Mitarbeiter der Baufirma Rosenberger, die zur Unterstützung der Stadtwerke an die Einsatzstelle gerufen wurde. Die Stadtwerke bemühten sich währenddessen um Noteinspeisung per oberirdischer Leitung, damit die Haushalte überhaupt etwas Wasser bekamen.

Keine Sorge vor trübem Wasser

Viele Helfer sind im Einsatz. Foto: Marc Eich

Auch ein Nachteinsatz wurde vorbereitet – lang war unklar, wie lange der Einsatz letztendlich andauern wurde.

Das Verkehrschaos Weitreichende Folgen hatten die Rohrbrüche auch auf den Verkehr: Die Salinenstraße blieb zwischen Neckarstraße und Schubertstraße komplett gesperrt, das Chaos im Bereich der Neckarstraße und der Erzbergerstraße bis zur Keplerstraße war damit über Stunden perfekt. Das Verkehrschaos sorgte gar dafür, dass die Feuerwehr ihre Einsatzkräfte vorsorglich auf der Wache zusammenzog. Auf diese Weise sollte im Alarmfall gewährleistet werden, dass die Feuerwehr schnell ausrücken kann.

Gegen 18 Uhr dann die Erleichterung: Das Leck wurde gefunden. Die Schadenstelle an der Wasserleitung in der Salinenstraße wurde am Abend freigelegt und die Reparaturarbeiten starteten.

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Hinweise der SVS

Trübes Wasser
In Folge der Störung kann es bei Wiederinbetriebnahme zu Trübungen des Wassers kommen. Von diesen Trübungen geht laut SVS keinerlei Gefahr aus. Die SVS empfiehlt, sofern möglich, die Perlatoren vom Wasserhahn abzuschrauben und die Hausinstallationen zu spülen, bis wieder klares Wasser aus den Leitungen fließt.

Luftkissen
Es ist laut SVS weiter möglich, dass sich sogenannte Luftkissen in den Leitungen gebildet haben, wodurch der Wasserdruck nicht wie gewohnt zur Verfügung steht. Diese Luftkissen werden ebenfalls durch das Spülen der Leitungen wie oben erwähnt beseitigt.

Betroffenes Gebiet
Das betroffene Gebiet (Hochzone Schwenningen) befindet sich im Westen der Stadt (zwischen Kunsteisbahn und Altem Klinikum). Es sind ungefähr die Hälfte der Schwenninger Haushalte davon betroffen.

Wiederinbetriebnahme
Nach der Reparatur wird die Wiederinbetriebnahme des betroffenen Wassernetzes sukzessive erfolgen. Dabei wird das Wasser zur Desinfektion mit einer Chlorung nach Abstimmung mit dem Gesundheitsamt und im Rahmen der Richtlinien der Trinkwasserverordnung versehen, teilen die Stadtwerke mit. Dabei kann ein leichter Chlorgeruch wahrnehmbar sein. „Wenn Sie das Wasser zum Verzehr verwenden, empfehlen wir es vorsorglich abzukochen“, so die Stadtwerke. Außerdem sollte die Hausinstallation durchgespült werden: Dabei die Perlatoren vom Wasserhahn abschrauben und alle Wasser-Entnahmestellen solange laufen lassen, bis wieder kühles und klares Wasser aus den Leitungen fließt.