Rund 200 Personen nahmen an der Ferienwanderung teil. Foto: Wysotzki

Zur letzten Ferienwanderung im August sind die Teilnehmer ins Tal der Oberen Bära aufgebrochen. Dabei erhielten sie Informationen über den Biber.

Meßstetten-Oberdigisheim - Mit bangen Augen hatten die Veranstalter am Vormittag die Wetter-Apps und den Witterungsverlauf beobachtet. Doch der Wettergott hatte ein Einsehen mit den rund 200 Wanderern bei der Meßstetter Ferienwanderung, die sich trotz ein paar Tropfen aus einer dunklen Wolke nicht abbringen ließen. Der stellvertretende Ortsvorsteher Heiko Clesle, Walter Schäfer und Walter Mayer von der Ortsgruppe Oberdigisheim des Schwäbischen Albvereins begrüßten die Wanderschar. In seiner Funktion als Revierförster hieß auch Thomas Holl die Gäste willkommen und lud die jungen Teilnehmer zum Kinder- und Jugendprogramm ein.

Funde aus der Bronzezeit

Das von mehreren Bergen umschlungene Hochtal der Oberen Bära liegt auf 773 Meter über Normal Null. Die Ortschaft ist urkundlich zum ersten Mal 768 durch das Kloster St. Gallen erwähnt. Dass die Besiedelung wesentlich älter sein muss, unterstreichen Funde aus der Bronzezeit. Bergwerkliche Aktivitäten sind im Weiler Geyerbad nachgewiesen. Von der Bärahalle aus führte der Weg über die Artlishalde auf den Rad- und Fußweg entlang der Bära bachaufwärts in Richtung Tieringen. Im dortigen Feuchtgebiet sind seit einigen Jahren die europäischen Biber mit ihrem "Burgenbau" sehr aktiv. Heinz-Dieter Wagner, Biberbeauftragter des Zollernalbkreises, brachte an der ersten Wanderstation mit seinem Fachwissen über Europas größtes Nagetier die Wandergäste zum Staunen. Mit seinem Gewicht von rund 35 Kilogramm, mit ein bis drei Junge pro Jahr, als Vegetarier vernichtet der Biber nicht seinen eigenen Lebensraum, sondern schont seine Ressourcen. Die monogamen Tiere sind bodenständig, reviertreu und hegen ihre Jungen zwei Jahre. Die Besiedlung der Region erfolgte über die Donau, über die Schlichem und andere Nebenflüsse auf die Alb.

Auen sind aufwendig renaturiert

Ein wenig weiter vorbei an weiteren Biberbauten und Stauungen bog die Gruppe beim Zusammenfluss des Vohbachs in die Bära ins Vohental ab. In Kartenmaterialien wird sowohl das F als auch das V für V/Fohen verwendet. Moderator Walter Schäfer klärte auf. Im Mittelhochdeutschen setzte sich eine Unterscheidung zwischen männlichem und weiblichem Tier in den Formen "vuhs" und "vohe" fest. Vohen ist somit mit dem heutigen Begriff "Fehe" gleichzusetzen, dem Namen für den weiblichen Fuchs. 1954 sahen die Prioritäten im Sektor Landwirtschaft anders aus. Während einer damaligen Flurbereinigung wurde die Entwässerung des Geländes vorangetrieben. 1993 kam die Rückbesinnung. Im dortigen Feuchtgebiet wurde begonnen, die Auen wieder aufwendig zu renaturieren. Dass die Aktion gelungen ist, demonstrieren die Biber. Die Tiere haben durch den Bau ihrer Staudämme und ihre Abholzungsaktivitäten dem gesamten Tal ihren Stempel aufgedrückt. Interessantes gab es auch über das Forschungsprojekt "Marlene" einer Tieringer Firma zu berichten, die über Brennnesseln forscht und diese wirtschaftlich nutzbar machen möchte.

Im weiteren Verlauf der Wanderung führte der Weg zum Standort einer ehemaligen Mühle, die mit einer Säge betrieben wurde. Heute steht dort – versteckt – ein privates Anwesen. Schäfer brachte dazu eine Anekdote zu Gehör. Mühle und Wohnhaus müssen derart eng nebeneinander gestanden haben, dass es notwendig war, das Küchenfenster zu öffnen und Baumstämme dort hinein zu bugsieren, damit diese in der Säge überhaupt aufgenommen werden konnten.

Am Ende ruft die Wurst

Durch das Gewann Schauren führte der Weg zurück zum Wasserbehälter "Haselsteige", der 2019 neu in Betrieb genommen wurde. Über diese Ortrandlage erreichten die Wanderer den Ausgangspunkt an der Bärahalle in Oberdigisheim. Am Ende der Führung gab es für manchen Teilnehmer kein Halten mehr: Die Wurst rief.

Revierförster Thomas Holl ging mit den Kindern und Jugendlichen auf Pirsch in den nahen Wald. Einiges Interessantes und Wissenswertes über die heimischen Wälder und Bäume und die darin lebenden Tiere erfuhren die jungen Wanderer. Ein Erdnuss-Versteckspiel brachte den Kindern nahe, wie schwierig es für Eichhörnchen ist, alle für den Winter versteckten Nüsse wieder zu finden.