Einig sind sich alle Parteien in einer Sache: Der Kindergarten in Waldmössingen muss saniert werden. Allerdings stehen mehrere Möglichkeiten offen. Archivfoto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Betreuung: Beim Kindergarten Waldmössingen drückt der Schuh / Neues Modell mit Betrieben möglich

Es muss jetzt zu einem Loch raus: In Waldmössingen fehlen Betreuungsplätze für Kinder. Die Wartelisten füllen sich. Nun sind Gemeinde- und Ortschaftsrat am Zug, um Abhilfe zu schaffen.

Es muss jetzt zu einem Loch raus: In Waldmössingen fehlen Betreuungsplätze für Kinder. Die Wartelisten füllen sich. Nun sind Gemeinde- und Ortschaftsrat am Zug, um Abhilfe zu schaffen.

Schramberg-Waldmössingen. Doch das Problem ist nicht einfach zu lösen, da es vor allem am lieben Geld hängt, das nicht im Überfluss vorhanden ist. Zwei Möglichkeiten stehen dabei zur Diskussion.

Variante A

Die Sanierung und kleine Erweiterung im Kindergarten St. Josef der Kirchengemeinde mit dem Erhalt der vier Gruppen. Kostenpunkt: 1,4 Millionen Euro. 220 000 Euro soll die Kirchengemeinde beisteuern. Der Knackpunkt: Diese Summe wollte die Kirchengemeinde eigentlich nur für eine größere Erweiterung zusagen. Um den Bedarf an Betreuungsplätzen zu decken, soll zusätzlich das Modell betrieblich unterstützter Kinderbetreuung verfolgt werden.

Zudem müsste das Gebäude etwas erweitert werden, da Zusatzräume für Personal und Besprechungen gebraucht werden. Ansonsten müsste eine der Gruppen in einen Modulbau verlagert werden.

Variante B

Die Alternative wäre die Sanierung und Erweiterung des bestehenden Kindergartens auf sechs Gruppen. Kostenpunkt: 2,9 Millionen Euro. Der Anteil der Stadt würde ohne Förderung 2,7 Millionen Euro betragen, mit Zuschuss 2,3 Millionen Euro. Die Kirchengemeinde würde das Risiko eventueller Baukostensteigerungen tragen.

Beide Varianten könnten relativ zeitnah umgesetzt werden. Im Idealfall wäre die Sanierung und Erweiterung im Herbst 2022 abgeschlossen.

Bis ein möglicher betrieblich unterstützter Kindergarten fertig ist, würde es wesentlich länger dauern. Als Übergangslösung ist dann ein Modulbau angedacht.

Aktuelle Situation

Besonders im U3-Bereich klemmt’s: Derzeit stehen bereits acht Kinder auf der Warteliste für Krippenplätze für das Kindergartenjahr 2021/ 22. Auch bei den Ü3-Kindern heißt es: ausgebucht. Entspannung ist nicht in Sicht, im Gegenteil. Die kommenden Jahrgänge sind stärker. Außerdem dürfte das Neubaugebiet Kehlenstraße weitere junge Familien anlocken – die Betreuungsplätze benötigen.

Betriebliche Unterstützung

In Waldmössingen hat sich eine Gruppe gebildet, die ein solches Modell befürwortet. Zudem bekundeten zehn von 55 Unternehmen aus Waldmössingen und dem Interkommunalen Gewerbegebiet Interesse an diesem Modell. Den Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen wurde von den Betrieben auf 31 bis 46 Plätze beziffert. Hiervon kämen elf bis 13 Kinder aus Waldmössingen.

Die Betriebe würden einen Standort im Webertal bevorzugen. Allerdings, so das Argument der Stadtverwaltung, würde ein solches Bauvorhaben das Inkrafttreten des Bebauungsplans "Gewerbegebiet Webertal III" erheblich verzögern. Bauwillige Unternehmen stehen bereits in den Startlöchern und setzen auf eine zügige Abwicklung. Käme das nicht zustande, müsste ein anderes Gelände gesucht und erworben werden.

Als Träger würde laut Stadtverwaltung "eine Stiftung aus der Region" in Frage kommen. Die Stiftung würde das Projekt bauen und finanzieren. Die Kirchengemeinde würde sich mit sechs Prozent an den Betriebskosten beteiligen.

Nun sind also die Gremien am Zug. Der Ortschaftsrat tagt am kommenden Montag, 12. April, ab 19 Uhr in der Kastellhalle, der Verwaltungsausschuss dann am Donnerstag, 15. April, ab 18 Uhr im Bärensaal und der Gemeinderat am Donnerstag, 29. April, 18 Uhr, ebenfalls im Bärensaal.

Schon Thema in der Bürgerfragestunde des Gemeinderats

Die Diskussionen um die Kindergartensanierung beziehungsweise -erweiterung in Waldmössingen haben sich auf die jüngste Sitzung des Schramberger Gemeinderats ausgeweitet.

Einige Mitglieder des Fördervereins Kindergarten St. Josef nutzten die Bürgerfragestunde, um ihrem Ärger bezüglich der aktuellen Pläne Luft zu machen. Vorsitzende Kathrin Keller ergriff zuerst das Wort: Wie bereits in Fragestunden vorherige Gremiumssitzungen wolle sie an dieser Stelle die Frage wiederholen: "Sind Sie sich alle hier darüber bewusst, was dieser Sperrvermerk der Sanierung, für die wir uns seit Jahren einsetzen, bedeutet?"

Den Sperrvermerk hatte der Gemeinderat in den Haushaltsplan-Sitzungen mehrheitlich beschlossen, was in Waldmössingen vielerorts Bedenken geschürt hat. Auch das Thema Eigenbeteiligung der Kirche anlässlich der Maßnahme und die Lösung, das Angebot mit einem Betriebskindergarten zu verbinden haben, in jüngeren Sitzungen städtischer Gremien für Gesprächsstoff gesorgt.

Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr erinnerte zunächst daran, dass sie auch bei an den Gemeinderat gestellten Fragen während der Bürgerfragestunde die einzige sei, die antworten dürfe. Sie betonte, dass sich aber bestimmt alle Anwesenden über die Notwendigkeit der Maßnahme und den dringenden Bedarf an Kindergartenplätzen in Waldmössingen bewusst seien. "Niemand erlässt leichtfertig einen Sperrvermerk", versicherte sie. Nun sei die Verwaltung dabei, mit Sorgfalt die Alternativen zu prüfen. Mitte April "wissen wir dazu sicher mehr", verwies sie auf anstehende Gemeinderatssitzungen zu diesem Thema.

Im Anschluss übernahm Bürgerin Susanne Schneider das Mikro: "Sind denn bei diesen Prüfungen Waldmössingens Eltern und Kinder bedacht worden?" Man wünsche sich nicht nur, den Bedarf an Plätzen zu decken, sondern auch einen weiterhin katholischen Kindergarten. "Wir Eltern machen uns Sorgen", sagte sie, dass die Kinder Waldmössingens von Nachbarn, Freunden und Geschwisterkindern getrennt würden. "Waldmössingen ist ein Dorf mit gewachsener Struktur", betonte Schneider. "Möchten Sie das aufs Spiel setzen?" Den Bestand der Einrichtung katholischer Kindergartens in Waldmössingen "hat nie jemand hinterfragt", versicherte Eisenlohr. Der Beitrag Schneiders sei eine wichtige Stimme, "uns haben aber auch andere Stimmen erreicht", so die Oberbürgermeistein.

Lohnen sich wirklich zwei?

Christoph Keller sprach, worauf Eisenlohr anspielte, konkret an: "Wie sollen denn zwei Einrichtungen in konkreten Zahlen auf Dauer günstiger sein als eine?" Diese Zahlen, so Eisenlohr, sei man eben derzeit noch dabei, zu sammeln. In bisherigen Verträgen dieser Art, holte Eisenlohr aus, habe es primär zwei Kennzahlen gegeben, auf die in dieser Hinsicht zu achten sei. "Die Investitionskosten, die von der Kirche zu 20 Prozent, und von der Stadt zu 80 Prozent getragen wurden", und die Betriebskosten, für die der kirchliche Träger mit fünf bis sechs Prozent aufkomme, den restlichen Abmangel übernehme die Stadt.

Bei alternativen Lösungen, etwa Betriebskindergärten seien etwa die Betriebskosten für den Betrieb höher und für die Stadt dementsprechend geringer. In welchem Verhältnis das nun genau herauskommen und sich besser auf Dauer rechnen könne, das werde eben derzeit geprüft und im April kommuniziert.