Waldbrände in der Nähe des Downton Lake im südlichen Teil von British Columbia. Foto: XinHua/d/a

In den von Waldbränden betroffenen Gebieten im Westen Kanadas ist die Lage weiterhin kritisch. Einsatzkräfte und Bewohner hoffen auf den vorhergesagten Regen. Die Brandbekämpfung m Boden und aus der Luft geht unterdessen weiter.

Die Waldbrände in der kanadischen Provinz British Columbia haben mindestens 50 Gebäude zerstört. Der örtliche Ministerpräsident David Eby sprach am Montag (21. August, Ortszeit) von einer ersten Beurteilung, die Zahlen könnten noch steigen. "Man kann davon ausgehen, dass es sich bei den meisten, wenn nicht allen, dieser Gebäude um Wohnhäuser handelt, was bedeutet, dass diese Häuser verloren sind", so Eby. Die Lage hatte sich wegen des Einsatzes vieler Rettungskräfte vor allem bei der Stadt West Kelowna in den vergangenen 24 Stunden aber etwas entspannt. Zudem hoffen Anwohner und Behörden auf für Dienstag vorhergesagten Regen.

Wie ist die aktuelle Lage?

Die Karte zeigt die Regionen (rot), in denen in Kanada Waldbrände toben. Foto: Canadian Wildland Fire Information System

Dem Canadian Interagency Forest Fire Centre (CIFCC) zufolge sind in Kanada 1045 Brände aktiv. Davon wüteten am Sonntag (20. August) nach Angaben des BC Wildfire Service 385 allein in British Columbia.

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes ist die Provinz Quebec am stärksten betroffen, aber auch in anderen Provinzen wie Alberta, Ontario und eben auch in British Columbia gebe es zahlreiche Brandherde. Außerdem werden die Nordwest-Territorien von Bränden bedroht.

In der gesamten Provinz British Columbia gelten Anordnungen, dass etwa 35 000 Menschen in Sicherheit gebracht werden sollen, wie Premierminister David Eby mitteilte. Für etwa 30.000 weitere Menschen galt demnach eine Evakuierungswarnung.

Touristische Reisen in den betroffenen Gebieten seien ab sofort untersagt, heißt es. Grund: Unterkünfte sollten für Einsatzkräfte und Evakuierte freigehalten werden. „Angesichts der Trockenheit und der Winde verändert sich die Situation sehr schnell“, warnte Eby.

Bilder aus den kanadischen Waldbrandgebieten

Die Waldbrände sind nur noch wenige Kilometer vor der Stadtgrenze der Gebietshauptstadt Foto: The Canadian Press/AP/Darryl Dyck/dpa
Die Löschflugzeuge sind Tag und Nacht im Einsatz. Foto: Imago/British Columbia Wildfire Service
Die Rauchschwaden türmen sich zu einer undurchdringlichen Wand. Foto: Canadian Press/Zuma Press/British Columbia Wildfire Service
Die Rauchwolken steigen kilometerhoch in den wolkenlosen Himmel. Foto: The Canadian Press/AP/Joe O'Connal/dpa
Die Einsatzkräfte haben auf zahlreichen Straßen Sperren errichtet. Foto: Imago/Jeff Mcintosh
Riesige Flächen im Westen Kanadas sind zu lebensgefährlichen Feuerzonen erklärt worden. Foto: Imago/Darryl Dyck
Eine Mauer aus Rauch und Feuer.  Foto: Imago/Chuck Stoody
An dem bei Touristen beliebten Okanagan Lake wüten heftige Waldbrände. Foto: Imago//Darryl Dyck
Das sogenannte McDougall Creek Fire, das unter anderem die Stadt West Kelowna bedroht, erstreckt sich nach Schätzungen der Behörden über eine Fläche von 11 000 Hektar. Foto: Imago/Darryl Dyck
Das Satellitenbild der US-Raumfahrtbehörde Nasa zeigt das ganze Ausmaß der Waldbrände im Westen Kanadas. Foto: Imago/Nasa Earth

Wo wüten die Brände?

Etwa 100 Kilometer weiter südlich an dem bei Touristen beliebten Okanagan Lake wüten ebenfalls heftige Waldbrände.

Das sogenannte McDougall Creek Fire, das unter anderem die Stadt West Kelowna mit fast 150 000 Einwohnern auf der gegenüberliegenden Seite des Sees bedroht, erstreckt sich nach Schätzungen der Behörden über eine Fläche von 11 000 Hektar. Der Brand hatte sich in seiner Größe seit Freitag (18. August) mehr als verzehnfacht.

Auch in den nördlich angrenzenden Nordwest-Territorien Kanadas wüten heftige Waldbrände nur noch wenige Kilometer vor der Stadtgrenze der Gebietshauptstadt Yellowknife. Nach Angaben des regionalen Umweltministers Shane Thompson ist die Stadt nahezu vollständig verlassen.

„Wir haben in den vergangenen 48 Stunden mehr als 19 000 Menschen aus Yellowknife evakuiert“, schreibt Thompson auf der Online-Plattform X, die bislang unter dem Namen Twitter bekannt war. Mehr als 15 000 Menschen seien auf dem Landweg geflüchtet, etwa 3800 seien ausgeflogen worden. Etwa 1000 Menschen mit systemrelevanten Tätigkeiten seien in der Stadt und ihrer Umgebung zurückgeblieben.

Was sagen Experten über die Intensität der Waldbrände?

Dem Feuerökologen Johann Georg Goldammer zufolge sagen Fachleute für Kanada schon seit Jahrzehnten vermehrte Brände voraus. „Das ist vorprogrammiert durch die Austrocknung der Böden, der Wälder und der Feuchtgebiete.“ In nördlichen Breiten gebe es in vielen Gebieten eine Grundwasserabsenkung.

„Früher gab es Feuerrückkehr-Intervalle von 300 bis etwa 900 Jahren.“ Belege dafür seien in Jahrringen von Bäumen und den datierbaren Ablagerungen von Holzkohle zu finden. „Wir sehen jetzt schon eine erhebliche Verkürzung dieser Intervalle.“

„Wir hatten in Kanada ein Klima, das vorwiegend kalt und feucht war“, erklärt Goldammer, der das Zentrums für Globale Feuerüberwachung am Max-Planck-Institut für Chemie und an der Universität Freiburg leitet. Das verändere sich vor allem durch die Wetterextreme.

„Die Ausreißer wie längere Dürreperioden sind entscheidend. Sie versetzen den Wald in höhere Brennbereitschaft.“ Weitere Faktoren seien die Dauer der Schneeauflage, die Niederschlagsverteilung und die Temperatur. Kurzfristig spiele zudem Wind eine ganz wichtige Rolle.

Anderswo sind Experten ebenfalls nicht überrascht: „Eines ist klar: Der Klimawandel verstärkt extreme Wetterereignisse“, betont auch Ruben del Campo, Sprecher des spanischen Wetterdienstes Aemet.

Ist das Ausmaß der Brände außergewöhnlich?

Kanada kämpft bereits seit Monaten gegen Waldbrände in mehreren Teilen des Landes. Waldbrände sind in vielen Teilen Kanadas ein jährlich auftretendes Phänomen, bei dem auch immer wieder Menschen in Sicherheit gebracht werden müssen.

In diesem Jahr handelt es sich allerdings um die schlimmste bekannte Waldbrand-Saison in der Geschichte des Landes. In den Prärieprovinzen im Westen Kanadas stieg die Durchschnittstemperatur nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel seit Mitte des 20. Jahrhunderts um 1,9 Grad Celsius.