Podiumsgäste (von links): Lukas Grzib, Daniel Maier, Marleen Wörner, Carsten Knop, Bernhard Lasotta, Karl-Heinz Meier-Braun, Jürgen Schwab und Luis Washington Fotos: Unternehmensgruppe fischer Foto: Schwarzwälder-Bote

"Migration: Chance oder Problem?": Angehende Abiturienten befassen sich in Tumlingen mit wichtigen Zukunftsfragen der Gesellschaft

Von Bastian Seufert

Waldachtal. Knapp 200 Schüler nahmen gestern am 4. fischer-Abiturientenforum zum Thema "Deutschland altert! – Migration: Chance oder Problem?" teil. Sie diskutierten mit Experten und Vertretern aus Politik, Medien und Wirtschaft.

Mit dieser Fragestellung hatten die Schüler ein zeitgemäßes und wichtiges Thema gewählt, wie sich in der vielfältigen Diskussion zeigte. Marc-Sven Mengis, Geschäftsführer Personal, betonte in seiner Begrüßung die aktuelle und künftige Bedeutung dieser Problematik auch für ein Unternehmen wie fischer.

Die Podiumsteilnehmer wurden von einer Schülergruppe vorgestellt. Als Vertreter aus der Politik nahm der integrationspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Bernhard Lasotta, teil. Den Bereich Medien und Wissenschaft vertrat Karl-Heinz Meier-Braun, Leiter SWR International und Lehrbeauftragter an der Universität Tübingen. Jürgen Schwab beleuchtete als Leiter der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim den deutschen Arbeitsmarkt. Luis Washington, Diplom-Ingenieur an der fischer Akademie und gebürtiger Argentinier, berichtete von seinen Erfahrungen in Deutschland, seit er vor 25 Jahren die Heimat verlassen hatte. Die Moderation lag bei Carsten Knop, Leiter Unternehmensberichterstattung der FAZ. Die Schüler vertraten Marleen Wörner aus Freudenstadt, Lukas Grzib aus Nagold und Daniel Maier aus Horb. An der Diskussion nahmen auch Auszubildende der Unternehmensgruppe fischer teil.

Moderator Knop ging zu Beginn auf die Behandlung von Demografie und Migration in den Medien ein. Anhand von Zahlen stellte Karl-Heinz Meier-Braun fest, dass die Weltbevölkerung sich im vergangenen Jahrhundert vervierfacht habe, der Anteil der Europäer werde von 20 Prozent auf unter zehn Prozent sinken. "Wir werden älter, weniger und bunter", spitzte er die gegenwärtige Situation in Deutschland zu.

Das Podium war sich einig, dass Migration einen wichtigen Beitrag zur Abschwächung des demografischen Wandels leisten kann. Nur die Hälfte der Schüler teilte diese Ansicht, als Moderator Knop um eine Meinungsäußerung des Publikums mit Abstimmungskarten bat. "Das Durchschnittsalter der Zuwanderer liegt bei 28 Jahren, diese Generation wird die kommenden 40 Jahre in die Sozialkassen einzahlen", entgegnete Arbeitsmarktexperte Schwab und relativierte damit die Bedenken der Schüler.

Eine weitere Frage bezog sich auf die Integrationsbereitschaft der Migranten. Nach Auffassung des gebürtigen Argentiniers Luis Washington braucht es eine innere Bereitschaft, sich auf die neue Kultur einzulassen. Ebenso sei es erforderlich, dass "manche Einheimische von ihrem hohen Ross heruntersteigen und die Zuwanderer respektvoll behandeln".

Bernhard Lasotta berichtete aus seiner Erfahrung als Arzt im Krankenhaus sowie als Politiker, dass die Integration von Migranten in Deutschland insgesamt erfolgreich verläuft, auch wenn es einzelne wenige Problemfälle gebe. Am Beispiel des Gesundheitswesens stellte er fest, dass ohne Menschen mit Migrationshintergrund der Betrieb zusammenbrechen würde. Inzwischen sei unstrittig, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist und die integrationspolitischen Fehler der Vergangenheit nicht wiederholt werden dürfen.

Angesichts der Probleme, die aus der demografischen Entwicklung erwachsen, appellierte Moderator Carsten Knop an die angehenden Abiturienten, sich aktiv an der Politik zu beteiligen und ihre Interessen einzubringen. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Generation der Älteren Entscheidungen zu Lasten der Jüngeren trifft.

Die Diskussion machte deutlich, dass selbst einfache Fragen bei diesem komplexen Thema nicht eindeutig beantwortet werden können.

Bereits zum vierten Mal hatte das Waldachtaler Unternehmen für angehende Abiturienten ein Projekt angeboten. Gemeinsam wurde in mehreren Sitzungen ein Thema ausgewählt und dann in Arbeitsgruppen vorbereitet.

Dieses Mal griffen die Schüler des Gymnasiums Dornstetten, der Eduard-Spranger-Schule, der Heinrich-Schickhardt-Schule und des Kepler-Gymnasium, jeweils Freudenstadt, des Martin-Gerbert-Gymnasiums aus Horb sowie des Otto-Hahn-Gymnasium Nagold wieder ein heißes Eisen auf: In der ersten Sitzung zu Jahresbeginn wurde in einem Brainstorming mit anschließender Abstimmung das Doppelthema "Migration und Demografie" ausgewählt.

Danach ging es mit der Auswahl von Referenten und der Strukturierung des Themas weiter. In mehreren Arbeitsgruppen wurde die Vorbereitung konzentriert.