August und Tilla Kaupp feiern ihre Eiserne Hochzeit: Vor 65 Jahren schlossen sie den Bund fürs Leben. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Jubiläum: Tilla und August Kaupp aus Lützenhardt feiert Eiserne Hochzeit / In Kirche und Gemeinde engagiert

Waldach tal-Lützenhardt. August und Tilla Kaupp in Lützenhardt teilen seit 65 Jahren Freud und Leid: Am heutigen Freitag, 18. Mai, begehen sie das seltene Fest der Eisernen Hochzeit und feiern morgen, Samstag, groß ihr Ehejubiläum mit 135 geladenen Gästen.

Der Dank-Gottesdienst morgen um 13 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche wird vom Kirchenchor mit der Marien-Messe unter Leitung von ihrem Enkel Johannes Kaupp musikalisch umrahmt. Anschließend ist die Feier im katholischen Gemeindezentrum. Sie bitten Gott, dass er ihnen noch einige Jahre Miteinander schenken möge.

Die beiden 89-Jährigen sind so aktiv und geistig rege, dass sie nicht an Ruhestand denken. Tilla Kaupp sagt: "Ich glaube, der Ruhestand täte uns nicht gut." Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen sind sie mit ihrem agilen Senioren-Leben zufrieden. Nachdem sie 1953 in der Herz-Jesu-Kirche von Pfarrer Heinrich Drißner getraut wurden, feierten sie im Saal des eigenen Gasthauses Germania. Dazu machte Metzgermeister August Kaupp selbst 800 Bratwürste und 100 Vor-Essen in Form einer Schlachtplatte. Im Heufeld in Lützenhardt haben sie sich im Alter von 18 Jahren kennengelernt und sind am Waldrand in eine peinliche Situation geraten, als ihnen der Ortspfarrer mit den Heimjugend-Mädchen entgegenkam und das Liebespaar fast in Erklärungsnot geriet. Seinerzeit war es üblich, dass die Mädchen Sonntagnachmittags mit dem Pfarrer spazieren gegangen sind. Heute sind ihr ganzer Stolz ihre drei Kinder Dietmar (1954), Annette (1955) und Katja (1961) sowie ihre sieben Enkelkinder Eva, Michael, Sarah, Simon, Johannes, Julian und Hannah als auch ihre drei Urenkel Maurice, Louis und Lea.

90-Stunden-Woche

Als sie noch die Metzgerei und das Gasthaus Germania betrieben, gab es öfters 80 bis 90 Wochenstunden Arbeit. Schaffen, auch an Wochenenden, war ihr Lebensinhalt. Die 65 Ehejahre waren gespickt mit zahlreichen Höhepunkten: Sport und Musik bestimmten das Leben des Jubelpaares. Erst in den vergangenen Jahrzehnten fanden sie Zeit, die nähere Heimat zu erkunden. Seit 30 Jahren sind die fleißigen Wanderer im Schwarzwaldverein Waldachtal und mit einer Wandergruppe aus dem Kreis Freudenstadt lernten sie Südtirol schätzen, das sie 15-mal besuchten.

Nach dem Besuch der Oberschule Horb – dort war er Klassen-Primus – erlernte August Kaupp das Metzger-Handwerk bei seinem Onkel Albert in Altheim und legte 1953 die Meisterprüfung ab. 1964 übernahm er den elterlichen Betrieb samt Gasthaus Germania, den er zusammen mit seiner Frau führte. Aus gesundheitlichen Gründen veränderte er sich 1971 beruflich und arbeitete zwei Jahre als Verwaltungsangestellter beim Landratsamt Horb. 1973 bis 1993 wurden ihm beim Landratsamt Freudenstadt weitere Aufgaben übertragen und er wurde Sachgebietsleiter. Für Kollegen war er "Hilfsstation" und für Klienten "die Blume im Gestrüpp der Bürokratie". 1972 holte er die Fachhochschulreife nach. 14 Jahre lang stellte er sich als Gemeinde- und Ortschaftsrat in den Dienst seiner Heimatgemeinde. Seit 1977 bis heute leiht er dem katholischen Kirchenchor seine Bass-Stimme. Beim Männergesangverein Schwarzwaldlust, bei dem er 15 Jahre als Vize-Dirigent tätig war, sang er von 1949 bis 1985 im Chor. Beim Musikverein ist er Ehrenmitglied und seit 60 Jahren passives Mitglied. Seit Jahrzehnten ist er Mitglied bei den Volksbanken Horb-Freudenstadt und Dornstetten.

Ab 1946 streifte August Karl Kaupp als halblinker Halbstürmer über 50 Jahre lang das Trikot des FC Kickers Lützenhardt über. In den drei Jahren Landesliga (seinerzeit: Amateurliga) ging er in einem Jahr als Torschützenkönig hervor. Zusammen mit Olympiasieger Frank Höfle, der auch in Heiligenbronn groß wurde, ist er 1994 mit dem Fair Play-Pokal des Sportkreises Freudenstadt ausgezeichnet worden, weil er in seiner Fußballer-Zeit von 1964 bis 1988 keine Verwarnung und keinen Platzverweis bekommen hat. Der Kämpe hat über 300 AH-Spiele bestritten und beendete seine Fußballer-Karriere erst im Alter von 59 Jahren. 20 Jahre lang frönte er dem weißen Sport und ging beim Tennisclub zweimal als Clubmeister der Hobbyspieler hervor. Erfolgreich agierte er bei Jedermann-Turnieren im Tischtennissport und als Volksläufer beim Leichtathletik Club Waldachtal. Hausmusik macht er auf dem Klavier und dem Akkordeon und zuweilen bei den Senioren.

Landjahr absolviert

Tilla Kaupp, geborene Denner, absolvierte ihr Landjahr bei der kinderreichen Familie Adam Bohnet in der Lützenhardter Mühle, besuchte die Hauswirtschaftsschule Gut-Betha-Haus in Rottenburg, arbeitete als Mädchen für alles bei Kaufhaus und Bürstenfabrik Geiger und zeitweilig als Schreibkraft auf dem Rathaus. 20 Jahre lang galt sie als die gute Seele in der Germania als Metzgerei-Verkäuferin und Wirtin. Zehn Jahre lang half sie Nachfolger Roland Fischer freitags und samstags in der Metzgerei. Sie war flexibel und konnte es gut mit den Leuten. In den Jahren 1951 bis 1971 war die humorvolle Frau zusammen mit ihrer Schwiegermutter Katharina "Kätherle" Kaupp als "Singende Wirtin" von der Germania bekannt. Unter Chorleiterin Emma Wittich trat Tilla Agatha Kaupp 1942 im Alter von 13 Jahren in den katholischen Kirchenchor ein, dem sie 76 Jahre lang bis heute eine Stütze ist. Sie ist die Dienstälteste Lützenhardterin in der Musica Sacra und gilt als Urgestein. 15 Jahre lang wirkte sie als Kirchengemeinderätin. Ab 1974, ab der Investitur von Pfarrer Paul Rathgeber bis heute stellt sie sich als Lektorin in den Dienst der Kirchengemeinde. Seit rund 45 Jahren arbeitet sie beim katholischen Senioren-Team mit. Zusammen mit ihrer Schwester Cilli führte sie zahlreiche Sketche auf, wie "S’Postamentle". 30 Gedichte kann sie auswendig vortragen. Seit Anbeginn engagiert sie sich beim Team für das Ökumenische Frauentreffen. Im Auftrag der katholischen Gemeinde besucht sie ältere Geburtstags-Jubilare. Seit mehr als 60 Jahren macht sie bei der Frauen-Gymnastik mit, bei welcher ihre Tochter Katja seit 30 Jahren Übungsleiterin ist. Tilla Kaupp organisiert dort Feste und Ausflüge. Ihr Mann lacht: "Ihre beiden größten Hobbys sind Einkaufen und Einkehren." Und sie war immer eine sehr gute Sportlerin.