Zeitreise in die Vergangenheit: Fotos aus der großen Theaterzeit in Salzstetten betrachteten die Besucher gerne. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Tag des offenen Denkmals: Interessierte lüften im Schlössle so manches Geheimnis / Urkunde mit Siegel des Abts von Hirsau

Die Einwohner von Salzstetten konnten in die Geschichte ihres Heimatorts eintauchen. Vorwiegend ältere Mitbürger zeigten Interesse an der Ausstellung von Dokumenten aus dem Ortsarchiv, welche der Förderverein Salzstetter Schlössle am Tag des offenen Denkmals bot.

Waldachtal-Salzstetten. Der größte Ortsteil der Gemeinde Waldachtal öffnete sein historisches Schaufenster. Zukunft braucht Erinnerung: "Die Exponate waren insbesondere bei unseren Senioren sehr gefragt", erklärte Förderverein-Vorsitzender Eberhard Armbruster.

Schätze kamen aus einem Archiv-Buch ab den Jahren 1853 der Brandversicherung hervor. "Hier konnten die Salzstetter schöne Dokumentationen und alte Zeichnungen über öffentliche Gebäude und Häuser entdecken", berichtete Armbruster. So belegt ein Eintrag aus dem Jahr 1855 den Grundriss und die Vermassung der Vorgänger-Kirche der heutigen St.-Agatha-Kirche, die auf einen Wert von 4800 Gulden geschätzt wurde. Armbruster rechnete Ellen- und Fußlängen um in heutige Meter. So war der Kirchturm 22 Meter hoch und die alte Kirche wies eine Länge von 26 Metern und eine Breite von 13 Metern auf. Auch die katholische Wallfahrtskirche von Heiligenbronn aus dem Jahr 1747 wurde skizziert und ist auf 9100 Gulden geschätzt worden. Fündig wurden Besucher im Ehrenbuch der Erste-Weltkrieg-Teilnehmer.

Siegel des Abts von Hirsau

Das Juwel unter den Archivalien: Vielfach unter die Lupe genommen wurde die Pergament-Urkunde mit dem Siegel des Abts von Hirsau. Es ist die älteste erhaltene Urkunde des Ortsarchivs Salzstetten vom 29. September 1530. Gern schauten sich die Besucher auch das Kontrollbuch der Nachtwächter von Salzstetten an, welches von Historikerin Ute Ströbele als Rarität bezeichnet wurde.

Inventuren und Teilungen machten neugierig: Akribisch aufgelistet wurde beispielsweise der Nachlass der am 15. Dezember 1800 verstorbenen Anna Maria Ruf, die fünf Kinder hatte. Das Jüngste mit fünf Jahren hieß Juditha. Ihr Mann lebte noch. Die seinerzeitige Obrigkeit wollte alles genau wissen. Ihr Haus und Hof wurden mit 390 Gulden bewertet. Darüber hinaus verfügte sie über Acker-, Wiesen- und Krautfelder. Auf ein Pferd und eine Kuh wurde der Viehbestand und auf eine Gans und zwei Hühner der Geflügelbestand beziffert. Die Aufzeichnungen boten auch Einblick in den Haushalt, wie das Küchengeschirr und die Möbel. Zum Nachlass der verstorbenen Mutter zählten drei Röcke in den Farben Grün, Blau und Schwarz.

Gern blätterten die Gäste in den Fotobüchern. Rosa Spohn erkannte sich auf den Bildern des Theaterstückes "Rosa von Tannenburg" unter der Ära von Schulleiter Leopold Alber wieder. "Ich war die Stiefmutter und mein Vater Johannes Saier war der Wirt. Wir sollten die drei Engel spielen, waren aber eher die drei Bengel", erzählte die 89-jährige Salzstetterin.

Fotos von 1937

Die 85-jährige Antonie "Toni" Krauss und die 84-jährige Antonie "Toni" Schelwat rätselten über die Zuordnung der Kindergesichter: Das Fotoalbum ließ das Kinderfest 1937 des Musikvereins lebendig werden, als unter der Ägide von Oberlehrer Anton Plappert ein Kinderumzug arrangiert worden ist. Zu den sogenannten Bürgermeister-Rechnungen aus den Jahrn 1808 bis 1810 bemerkte Armbruster: "Das war der Vorgänger der Buchführung: Hier sind alle Einnahmen und Ausgaben aufgelistet. Besucher blickten auch in Flurkarten von 1829."

Ganztägig bewirtete das Schlössle-Team mit Andrea und Eberhard Armbruster, Roswitha und Herbert Erath, Petra und Reinhold Maier, Bettina und Dieter Axt, Evelyn Reitz, Otto Singer und Hartmut Walcher, das auch den Auf- und Abbau der Festgarnituren und Sonnenschirme auf dem Schlössle-Hof leistete.