Den Bachlauf der Waldach offenhalten oder nicht? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Nabu Waldachtal zur Zeit. Foto: Maier

Bürgermeisterin Grassi möchte den Bewuchs entlang der Waldach ausdünnen. Nabu äußert Kritik.

Waldachtal - Manch einer mag entlang der Waldach oder an Seen in der Gemeinde Waldachtal schon den seltenen Eisvogel entdeckt haben. Unterschiedliche Meinungen gibt es zur Renaturierung des Bachlaufs: Soll der üppige Wuchs von Pflanzen ausgedünnt werden oder nicht?

Ihre teils konträren Positionen zum Auslichten des Bachlaufs des Waldach deutlich machten Nabu-Vorsitzender Stefan Greza, sein Stellvertreter Ferdinand Schorpp und Bürgermeisterin Annick Grassi bei der Hauptversammlung des Naturschutzbundes (Nabu) Waldachtal.

Bürgermeisterin Annick Grassi teilte mit, dass mit dem Gemeinde-Entwicklungskonzept mehr innerorts entwickelt werden solle, weniger Neubaugebiete. Am Waldach-Bachlauf solle der üppige Bewuchs "ausgedünnt" werden und der Bach wieder zugänglicher gemacht werden. Das "offen halten" hänge auch mit der Verkehrssicherungspflicht zusammen. Dagegen fand es Nabu-Vorsitzender Greza gut, wenn der Bach durch grüne Pflanzen beschattet werde. "Ansitze für den Eisvogel sollen erhalten bleiben."

Kompromissbereiter gab sich Vize-Nabu-Vorsitzender Ferdinand Schorpp, der sich für "hellere und dunklere Abschnitte" aussprach. Stefan Greza: "Wie realistisch nicht anders zu erwarten, fällt auch beim aktuell in der Bearbeitung befindlichen Gemeinde-Entwicklungskonzept das Thema Naturschutz durch das Raster. Es gibt einfach in der Gemeinde und wegen der unterschiedlichen Interessen der Teilorte zu viele andere Baustellen, die die Bürger mit hoher Priorität bewerten."

Fördermittel möglich

Ziemlich radikal seien auch die Baumfällarbeiten im Bereich Breitenbach und Breitenbachsee in Lützenhardt ausgefallen. "Auch hier haben wir das Feingefühl für besonders wertvolle Bäume wie eine alte und kerngesunde Eiche am Breitenbach und für den Vogelschutz wichtige Gehölze am Waldsee – beispielsweise die Deckung für Schwimmnester der Teichhühner – vermisst."

Annick Grassi meinte, der Fokus beim Gewässer-Entwicklungsplan liege auf Renaturierungsmaßnahmen. So könnten für den Bereich beim Kurpark mit dem alten Wehr der Waldach bis zu 90 Prozent Fördermittel beantragt werden. "Auch die Biotop-Vernetzung haben wir wieder aufgegriffen", bekräftigte die Gemeindechefin.

Vize Ferdinand Schorpp zeigte die Entwicklung auf: "Früher lebte der Nabu von seinen Pflegemaßnahmen und heute mangels Helfern nur noch von der Amphibien-Aktion." Stefan Greza bestätigte: "Aufrufe wegen Helfern für den Landschaftspflege-Einsatz in den letzten zwei Jahren verhallten. Ohne persönliche Ansprache gewinnt man hier wenig."

Ein Versuch, im Oktober 2014 die massiven Schlehen-Zuwächse im Engässle im Naturschutzgebiet Salzstetter Horn zurückzudrängen, sei fehl geschlagen. Etliche Stunden Arbeit hätten kein brauchbares Ergebnis ergeben. "Die Aufgabe ist uns über den Kopf gewachsen. Aber sie ist es wert." 2015 hat der Landschaftserhaltungsverband Freudenstadt (LEV) unter Leitung von Diplom-Biologin Anja Bechtold einen Unternehmer mit den Maßnahmen im Engässle beauftragt. Ihr wurden auch Nester von Zwergmäusen, Ameisenhaufen, Trollblumen-Bestände und Spargelbohnen gezeigt. Das Engässle-Reservat gehört der katholischen Kirche. Greza: "Pflegeflächen gibt es noch weitere, vor allem in Salzstetten, aber aktuell keinen Nabu-Pflegetrupp." Die Aktionen "100 Obstbäume für Waldachtal" und die Obstbörse unter der Regie von Sabine Gremmelspacher wertete der Vorsitzende als gut für die Wahrnehmung des Nabu in der Öffentlichkeit.