Vorsitzender Artur Wollensak: Das Advents- und Weihnachtskonzert ist abgesagt. Sein Kirchenkonzert plant das Harmonikaorchester jetzt auf 2021.Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Verschoben: Wegen der Pandemie sagt der Harmonikaverein sein Kirchenkonzert ab / Hoffnung auf das kommende Frühjahr

Der Harmonikaverein Salzstetten-Tumlingen muss sein Konzertprogramm völlig auf den Kopf stellen: Das geplante Advents- und Weihnachtskonzert wird auf 2021 verschoben und thematisch neu konzipiert. Unsere Zeitung hat mit dem Vorsitzenden Artur Wollensak ein Gespräch geführt.

Waldachtal-Salzstetten. Die 50-Jahrfeier 2018 mit einem Gänsehaut-Feeling in der Kirche in Salzstetten hat dem Verein jüngst einen neuen Schub gegeben und alle haben sich auf das bevorstehende Kirchenkonzert in Salzstetten gefreut. Durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie ist das Orchester jetzt jedoch jäh ausgebremst worden und muss völlig neu planen.

Der Harmonikaverein hat sich bereits zum Jahresbeginn 2020 (vor Corona) entschlossen, in diesem Jahr anstelle des traditionellen Adventsnachmittags mit Jahreskonzert im Gemeindesaal Salzstetten ein Kirchenkonzert am Sonntag, 29. November, in der Sankt Agatha-Kirche durchzuführen. Vorsitzender Artur Wollensak: "Die sehr gute Besucherresonanz auf unser Kirchenkonzert anlässlich des 50-jährigen Jubiläums 2018 hat uns bewogen, diese Entscheidung zu treffen."

Als Akkordeonorchester durfte man bereits im Juni wieder mit Proben beginnen. Der Standard-Proberaum im Bildungshaus durfte Corona bedingt nicht weiter genutzt werden. "Wir waren daher sehr froh, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, in der Werkstatt eines Aktiven üben zu können.", erläutert der 64-jährige. Diese war für die zunächst maximal zehn Teilnehmer auch groß genug, um den Mindestabstand problemlos einhalten zu können.

Nach einem ersten Konzert am 28. Juni im Pavillon in Lützenhardt mit Akkordeonfreunden aus der Umgebung unter den Zuhörern, ergaben sich wieder Kontakte zu potenziellen Mitspielern. Das Orchester konnte sich im Hinblick auf das geplante Kirchenkonzert wieder vergrößern. Inzwischen war proben mit 20 Personen wieder erlaubt. Als geeignet erwies sich der größere Bürgersaal im Aktiv-Haus, den der Förderverein zur Verfügung stellte.

Anfang Oktober erarbeitete die Vorstandschaft ein Hygienekonzept für das Kirchenkonzert. Mit den Proben kam das Orchester gut voran. "Wir waren uns sicher, dass wir unseren Gästen am ersten Adventssonntag 2020 ein unterhaltsames und auf die Weihnachtszeit einstimmendes Programm bieten können", erklärt Wollensak.

"Leider mussten wir dann mit den neuen Informationen vom 28. Oktober und der neuen Corona-Verordnung diese Hoffnung aufgeben. Wir haben dann am gleichen Mittwoch die Probenarbeit eingestellt und uns im kleinen Kreis Gedanken gemacht, wie es weitergehen kann."

Eingeübt von Musiklehrerin Birgit Schittenhelm wurden bis dahin interessante Engagements wie "Christmas Fantasy" und "Jingle Bells" in einer sehr rhythmischen Version. Zunächst verzichten muss das Salzstetter und Waldachtaler Konzert-Publikum auf Highlights wie "Conquest of Paradise" und "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sowie den Michael Jackson-Welthit "We are the world". Geplant war, dass Dirigentin Schittenhelm mit ihrem musikalischen Hintergrundwissen durch das Programm führt und Annette Hug-Stäb das Kirchenkonzert mit einem geistlichen Impuls passend zur Adventszeit bereichert. Doch Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Einen konkreten Termin für das Nachholen des Kirchenkonzertes im Frühjahr 2021 gibt es bislang noch nicht. "Wir benötigen mindestens zwei Monate Probezeit, um die Musikstücke einzuüben, welche die weihnachtlichen Titel ersetzen sollen", macht Wollensak auf notwendige thematische Veränderungen im Konzertprogramm aufmerksam. "Wir warten derzeit, ab wann die Infektionszahlen und die Corona Verordnung wieder einen Probenbetrieb gestatten und werden dann nach einem Termin suchen. Unsere Dirigentin Birgit Schittenhelm ist jedoch schon dabei, neue Musiktitel auszusuchen, über die wir zu gegebener Zeit in einer ersten Probe nach kurzem Anspielen entscheiden werden."

Wie ist die Perspektive – wie viele Personen dürfen bei einem Konzert in die Kirche in Salzstetten? Wollensak: "Die vor der Verschärfung erlaubte Anzahl von Besuchern für ein Konzert in der Sankt Agatha-Kirche ergibt sich durch die Abstandsregel von 1,5 Metern zwischen Personen, Paaren oder Familien." Damit könne im Vorfeld nicht exakt gesagt werden, wie viele es sein können. "Bei nur Einzelpersonen wären es bekanntlich 60 Personen, welche für die Kirche in Salzstetten zugelassen sind. Bei überwiegend Paaren und auch einigen Familien ergibt sich eine Anzahl zwischen 90 und 100 Personen, welche das Konzert besuchen dürfen", rechnet der Vorsitzende hoch. "Wir hoffen, dass diese Regeln im Frühjahr wieder gelten und würden uns freuen, das Konzert für diese Anzahl von Personen durchführen zu können."

"Ich hoffe, dass wir im Januar wieder mit der Probenarbeit beginnen können", so Wollensak. Allerdings werde man auch nach den neuesten Informationen, was einem Impfstoff betrifft, noch recht lange mit Corona-Einschränkungen leben müssen. Wollensak macht sich weitere Gedanken: "Ich wünsche mir, dass wir bald wieder Kurse in der musikalischen Früherziehung und den Musikgarten anbieten können, denn diese müssen im Moment leider aufgrund der räumlichen Gegebenheiten in den Kindergärten und Schulen ruhen."

Für Wollensak ist das bedauerlich: "Diese Kurse sind aus meinen eigenen Erfahrungen für die Entwicklung der Kinder sehr positiv und für die Heranführung dieser zu musikalischer Betätigung von enormer Bedeutung. Nur so können wir die Chancen wahren, dass es weiterhin musiktreibende Vereine in unserer Gemeinde gibt."

Doch es gibt auch erfreuliche Nachrichten: "Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass aus dem Kreis der Akkordeonfreunde aus der Umgebung, welche uns schon bei unserem Jubiläumskonzert 2018 unterstützt haben, weitere sieben Akkordeonspielerinnen und –spieler sowie ein Keyboardspieler hinzugestoßen sind", berichtet der Vereinschef. Dadurch hat sich ein in allen Stimmen gut besetztes Orchester gebildet. Wollensak: "Der Klang ist toll, und da die Kameradschaft auch eine ganz besondere ist, haben die Proben und auch das Beisammensein nach den Proben unheimlich Freude bereitet."

Im Bezirk des Deutschen Harmonikaverbandes, der die Landkreise Freudenstadt, Rottweil und Zollernalb umfasst, sind derzeit 26 Vereine mit etwa 1000 Musikerinnen und Musikern aktiv. Als langjähriger Bezirksvorsitzender macht sich Wollensak auch Sorgen, ob alle Aktiven gut durch die Krise kommen und weiterhin bei der Stange bleiben. "Ich höre aus den Vereinen aus unserem Bezirk, dass die neuerliche Einstellung der Probenarbeit und die Absage von geplanten Konzerten als sehr belastende empfunden wird. Allerdings werden die Maßnahmen als notwendig für den Erhalt unserer Gesundheit gesehen und akzeptiert."

Da die hauptsächliche Konzertzeit der Frühling und der Herbst ist, mussten auch im hiesigen Bezirk einige Konzerte abgesagt werden. Bezirksvorsitzende Wollensak berichtet: "Bei einzelnen Vereinen muss ich auch feststellen, dass auf Grund von fehlenden Zielen, sprich geplanten Auftritten, die Motivation, sich weiterhin im Orchester zu engagieren, schwindet. Hoffen wir, dass wir bald wieder Veranstaltungen durchführen dürfen, denn die Besucherzahlen waren während des Sommers auch nach eigner Erfahrung deutlich höher als in den Zeiten davor. Das zeigt mir, dass unsere Mitmenschen sich kulturelle Angebote wünschen."

Und was wünscht sich der Bezirksvorsitzende des Harmonikaverbandes? "Ich wünsche mir, dass durch die Einhaltung der Verordnungen von möglichst allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die Infektionszahlen bald wieder rückläufig sind und wir in der Lage sind, weitgehend ein normales Weihnachtsfest, vielleicht auch mit Hausmusik, in unseren Familien zu feiern."