Dank einer Erbschaft kann die Nabu-Führung Waldachtal zukünftig deutlich mehr in den Naturschutz investieren (von links): Stefan Greza, Silvia Kaupp, Gaby Greza, Karin Rager, Ferdinand Schorpp. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder Bote

Hauptversammlung: Die Ortsgruppe Waldachtal erhält eine Erbschaft / Mitgliederzahl klettert auf 156

Eine unerwartete Erbschaft eröffnet dem Naturschutzbund (Nabu) Waldachtal ungeahnte Möglichkeiten, noch mehr in den Natur- und Umweltschutz zu investieren.

Waldachtal. Diese überraschende Mitteilung machte Vorsitzender Stefan Greza bei der Hauptversammlung im Sportheim-Restaurant Zollernblick in Salzstetten. "Wir wollen Projekte im Sinne der Erblasser fördern und eventuell eine Stiftung für die örtliche Naturschutzarbeit gründen", erklärte Nabu-Chef Greza. Auch größere Biotope sind vorstellbar. Dabei wolle man die Gemeinnützigkeit erhalten. Die Naturschützer können jetzt in Dimensionen denken und finanzieren, die bisher undenkbar waren.

Silvia Kaupp, Schatzmeisterin seit Gründung, freute sich über die exorbitant positive Entwicklung der Finanzen: "Die Arbeit hat an Umfang zugenommen." 2016 hat der Nabu Waldachtal in Naturschutz-Projekte investiert und 2017 ist der Kassenstand durch außerordentliche Einnahmen dank der Erbschaft kräftig angestiegen. Die Zusammenarbeit in der Vorstandschaft bewertete der Vorsitzende als "produktiv". Die Vorstandsmitglieder sind seit 23 Jahren weitgehend die gleichen.

Eine professionelle Mitglieder-Werbeaktion erbrachte 34 Neumitglieder. Die Mitgliederzahl kletterte auf 156 (vor zwei Jahren waren es noch 122). Stefan Greza hob bei seinem Rückblick auf die beiden Vereinsjahre 2016/17 die große Zahl freiwilliger Helfer im Amphibienschutz hervor: "Gerade hier stellen wir eine jahrelange Treue zur Naturschutzarbeit fest, gepaart mit einer oftmals sehr großen Leidenschaft und Liebe zu dieser Tätigkeit." In dieser Gemeinschaft sei auch ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl erlebbar. Erfolgreich verlaufen sind die Krötenschutz-Aktionen mit 8495 eingesammelten Amphibien am Tumlinger See und am Sandbühlsee in Hörschweiler: 3913 Erdkröten, Grasfrösche, Bergmolche und Salamander wurden 2016 sicher über die Straßen gebracht. 4582 Amphibien waren es 2017. Greza lobte das Mitwirken der Kindergartenkinder unter Anleitung von Förster und Nabu-Vize Ferdinand Schorpp und die qualitativ hervorragende Unterstützung durch die Straßenbaumeisterei Dornstetten beim Aufbau der Krötenzäune. Erfreulich sei, dass Kinder und Enkelkinder an diese sinnvolle Tätigkeit herangeführt werden.

Die Naturschutzarbeit in den Jahren 2016/17 wurde bestimmt durch das ornithologische Gutachten zu den Windkraftprojekten in Tumlingen und Salzstetten. Das Ende November 2016 vorliegende Windkraft-Gutachten ergab den Nachweis, dass der Bau und Betrieb von Windkraftanlagen an den geplanten Standorten in Salzstetten und Tumlingen ein sehr hohes Tötungsrisiko im Sinne des Paragrafen 44 des Bundesnaturschutzgesetzes für Wespenbussarde und in hoher Konzentration vorkommende Rotmilane bewirken würde. Der Gemeinderat und der Gemeindeverwaltungsverband wurden aufgefordert, die beiden geplanten Windkraftstandorte in Waldachtal aus dem Teilflächen-Nutzungsplan ersatzlos herauszunehmen. Das große Rotmilan-Vorkommen und das ornithologische Gutachten, dessen Finanzierung Eberhard Armbruster organisierte und an der sich auch der Nabu beteiligte, fand Interesse bei Zeitungen und dem SWR 4-Rundfunk. Dazu Waldachtals Nabu-Chef: "Es kommen hier mehr windkraftsensible Arten und Vögel vor, als wir es für möglich gehalten haben."

Die Förderung des Streuobstanbaus in der Gemeinde Waldachtal unter dem Slogan "100 Obstbäume für Waldachtal" – gut organisiert von Karin Rager – erbrachte die gewünschte Verjüngung des Streuobstbestände, obwohl nur eine Stückzahl von 52 zum Tragen kam. "Die Aktion unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin Annick Grassi war ein Dankeschön an die Mitbürger im Rahmen des 20-jährigen Bestehens unseres Vereins", unterstrich Stefan Greza. 120 Nisthilfen für Kleiber und Meisen wurden im Jahr 2017 an die 44 Besteller ausgegeben. Davon sind 104 Nistkästen mit 50 Prozent des Katalogpreises durch den Nabu Waldachtal bezuschusst worden. Baumschnitt-Kurse wurden durch den Landschaftserhaltungsverband angeboten. Die Nabu-Geschäftsstelle mit Stefan und Gaby Greza half Anrufern weiter wegen aufgefundener Jungvögel, Wespen und Hornissen, eingewanderten Gänsen oder Problemen Im Naturschutzgebiet Salzstetter Horn und leistete Beratungen zu Nisthilfen für Vogelarten.

Beeindruckt von "den vielen Nabu-Aktionen mit wenig Mitarbeitern" zeigte sich Bürgermeisterin Annick Grassi: "Hut ab! Da steckt viel Arbeit dahinter!" Der Nabu Waldachtal verstehe es, seine Anliegen gut zu erklären, meinte die Gemeindechefin. Sie bekräftigte, dem Naturschutzbund in der Gemeinde bei seinen weiteren Vorhaben "behilflich" zu sein.