Sie organisieren Spenden für Flutopfer im Ahrtal: Pfarrer Anton Romer (von links), Ortschaftsrat Christoph Sadzik, Verschönerungsvereins-Vorsitzender Elmar Schwarz und Salzstettens Ortsvorsteher Freddy Hassel. Foto: Maier

Waldachtal, vor allem Salzstetten, hilft den Opfern im von der Flutkatastrophe betroffenen Ahrtal. Dazu starteten der Ortschaftsrat Salzstetten in Zusammenarbeit mit Vereinen sowie der katholische Pfarrer Anton Romer eine Spenden-Initiative.

Waldachtal - Für die Direkthilfe sind inzwischen 6330 Euro an Spenden zusammengekommen. Der Ortschaftsrat Salzstetten und Salzstetter Vereine sowie Privatpersonen haben 1800 Euro zusammengetragen. Bei Pfarrer Anton Romer von der katholischen Gemeinde sind weitere 4530 Euro eingegangen.

Als der Ortschaftsrat Salzstetten auf dem heimischen Minigolfplatz Mitte Juli bewirtete, wurde von Ortschaftsrat Christoph Sadzik die Idee geboren, den Erlös aus der Bewirtung auf der Freizeitanlage an die Flutopfer zu spenden. "So kam der Stein ins Rollen", berichtet Salzstettens Ortsvorsteher Freddy Hassel. Die Ortschaftsräte legten mit dem Erlös aus Bewirtung und Trinkgeld mit 205 Euro den Grundstock für die Aktion in Salzstetten. Bei einer folgenden Vorstandssitzung des Verschönerungsvereins wurde ins Spiel gebracht, weitere Salzstetter Vereine um Spenden anzufragen.

Pfarrer Romer startete dann aufgrund seiner Verbindung zu Schwester Ans im Ahrtal eine weitere Initiative. In den Gottesdiensten in der katholischen Seelsorgeeinheit Waldachtal/Pfalzgrafenweiler wies der Geistliche auf die Not der Betroffenen hin. Zu seiner eigenen Spende kamen dann weitere größere Einzelspenden hinzu. 4530 Euro konnte Pfarrer Anton Romer inzwischen schon ins Ahrtal überweisen. Die Spenden aus der Gemeinde Waldachtal werden im Ahrtal von Oberin Schwester Ans (Anna) Mathew an Bedürftige direkt verteilt. Pfarrer Anton Romer kennt die indische Schwester aus der Zeit seines Theologiestudiums.

Menschen sind in Not und freuen sich auch über kleinere Spenden

"Grundsätzlich begrüße ich diese Initiative", stellt sich Salzstettens Ortsvorsteher Hassel hinter die Hilfsaktion. "Ich fühle mich mit dem Ahrtal verbunden, weil ich in Mariental sieben Jahre beruflich tätig war." Es erging ihm wie vielen: "Das Leid der Menschen, das berührt mich. Das tut mir auch weh", erklärt Hassel im Gespräch mit unserer Zeitung. "Wenn sich die Möglichkeit ergibt, werde ich Oberin Schwester Ans in Bad Neuenahr und das Ahrtal besuchen, wenn ich mal in meine Heimat nach Düren (zwischen Aachen und Köln, Anmerkung der Redaktion) fahre, wo noch meine Mutter und meine Geschwister leben", sagt Hassel. Auch Verschönerungsvereins-Vorsitzender Elmar Schwarz unterstützte die Aktion.

"Wie es nach der Flutkatastrophe im Ahrtal aussieht in den Dörfern und in den Menschen ist unvorstellbar", schildert Pfarrer Anton Romer, Leiter der katholischen Seelsorgeeinheit Waldachtal/Pfalzgrafenweiler, die geradezu apokalyptischen Zustände. In Gottesdiensten berichtete er von Erzählungen von Schwester Ans, die als Krankenhausseelsorgerin in Bad Neuenahr arbeitet. "Sie ist nah dran an den Menschen. Sie geht auch zu den Menschen vor Ort und hat selbst Hand angelegt beim Aufräumen."

Die indische Schwester Ans informiert: Eine über 80-jährige alleinstehende Frau hat nichts mehr. Die Flut hat ihr einziges Hab und Gut, ihr Haus weggerissen. Sie ist verzweifelt und will auch nicht mehr leben – wie Dutzende Menschen, die sich im Ahrtal aus Verzweiflung das Leben genommen haben. Pfarrer Romer: "Dieser Frau kamen die Tränen, als ihr die Ordensfrau 100 Euro in die Hand drückte." Schwester Ans ermutigt sie und andere betroffene Menschen zum Durchhalten und Weitermachen. "Solche kleinen Spenden sind schon Zeichen, dass andere Menschen an sie denken und sie sich nicht alleingelassen fühlen. Schwester Ans hat mir von der Freude der Empfänger berichtet, auch deshalb, weil sie in ihrem Leid nicht vergessen sind", bestätigt Waldachtals katholischer Pfarrer.

Es können weiterhin Spenden für die Flutopfer getätigt werden

Scheinbar bekommen die Opfer der Naturkatastrophe zwar das Nötigste an materieller Hilfe – aber kein Geld. Bis die großen Hilfen der Hilfswerke und vom Staat kommen, dauert es lange. Dankbar sind die Menschen – so die Ordensfrau – für Soforthilfe, die sie aus Spenden geben kann.

Die Oberin der Anbetungsschwestern am Maria Hilf-Krankenhaus in Bad Neuenahr teilt unserer Zeitung mit: "Von Herzen bedanken wir uns für den Einsatz in Salzstetten und Waldachtal für die Menschen im Ahrtal." Sie berichtet aktuell: "Immer wieder kommen viele Menschen in die Kapelle und weinen, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht. Sie sind einfach traumatisiert!" Oberin Schwester Ans: "Sie erzählen von sehr schmerzhaften Situationen." Ihr kommen jeden Tag schreckliche Geschichten zu Ohren. "Daher sind wir sehr froh und dankbar, dass wir ihr Leiden durch etwas Geld von lieben Menschen im Schwarzwald etwas mildern können. Vergelt’s Gott im Namen aller Notleidenden."

Spenden für die Flutopfer im Ahrtal können weiterhin überwiesen werden. Informationen über das Spendenkonto befinden sich an den Kirchentüren der katholischen Kirchen in Salzstetten, Lützenhardt und Pfalzgrafenweiler und sind auf der Homepage der Seelsorgeeinheit einsehbar: www.se-waldachtal-pfalzgrafenweiler.de.