Kultur: Theodor-Schüz-Ensemble und Münchner Mozart Orchester überzeugen mit grandiosem Konzert / Solisten mit Strahlkraft

Großartige Stimmen erlebten die Zuhörer in der evangelischen Christuskirche in Tumlingen: Das Theodor-Schüz-Ensemble bot ein grandioses Konzert mit Werken böhmischer und mährischer Komponisten aus verschiedenen Jahrhunderten.

Waldachtal-Tumlingen. Solostimmen mit großer Strahlkraft prägten die anspruchsvolle Requiem-Aufführung. Jeder Sänger und jede Sängerin des zwölfköpfigen Ensembles stellte seine solistischen Fähigkeiten unter Beweis. Den hohen künstlerischen Anspruch untermauerte auch das Münchner Mozart-Orchester. Meisterlich dirigierte der Tübinger Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung. Die Vokalisten und Instrumentalisten berührten die Seelen. Sie verdienten sich großen Applaus.

Zum zweiten Mal gastierte das vor einem Jahr hier gegründete Ensemble, dem der Tumlinger Maler Theodor Schüz (1830-1900) seinen Namen gab, in der Bergkirche Tumlingen-Hörschweiler, die nicht nur durch ihre zwei Orgeln sondern auch durch ihre besondere Akustik bekannt ist. Rolf Müller, Laienvorsitzender des Kirchengemeinderates, sagte in seiner Begrüßungsrede: "Ein Teil des Konzerts entspringt dem 100. Psalm, dort heißt es: ›Jauchzet dem Herrn, alle Welt!‹ Wir können heute auch sagen: Singet und spielet dem Herrn." Müller interpretiert: "Gott ruft uns hier zum Loben auf, weil er freundlich ist und seine Gnade ewig bleibt. Welch eine Zusage an uns alle: Gott hat sich uns in Jesus freundlich zugewandt, damit wir zusammen in Ewigkeit Gott loben können."

Beeindruckend präsentierte der in Tumlingen verwurzelte Chor den 100. Psalm des in Nordböhmen geborenen deutsch-böhmischen Komponisten Johann Joseph Abert (1832-1915), der seit seinem 21. Geburtstag bis zu seinem Tod in Stuttgart lebte. Abert komponierte diesen Psalm anlässlich der Hochzeit seiner ältesten Tochter Anna mit dem Stuttgarter Bankier Heinrich Keller am 3. Mai 1881. Die Originalbesetzung des Werkes ist Männerchor und Blasorchester.

Kraftvolle Interpretation

Das Theodor-Schüz-Ensemble ließ dieses Werk aber in einer extra für dieses Konzert erstellten Fassung für gemischten Chor, drei Posaunen und Solovioline erklingen. Aberts Vertonung des 100. Psalms liegt die Übersetzung von Martin Luther zugrunde.

Kraftvoll interpretierten sie das "Otce nas", das Vater Unser, von Leos Janacek, eine Kantate für Chor, Tenorsolo, Orgel und Harfe. Die Vokalisten ließen die christliche Glaubensquelle in tschechischer Sprache üppig sprudeln. Stimmgewaltig zeigte sich Tenor Moritz Kugler, der wie Jennifer Neumann an der Harfe Akzente setzte und hellauf begeisterte. Das 1901 entstandene Vater Unser des damals 46-jährigen Leos Janacek gehört zu den bekanntesten und am häufigsten aufgeführten seiner Werke. Seine erste Fassung richtete er 1906 für Orgel neu ein und fügte eine Harfe hinzu. Die fünf Nummern des Werkes stellen gleichsam Janáceks Glaubensbekenntnis zum Christentum dar.

Organist Michael David Dan, begleitete die Aufführenden an der barocken Vleugels-Orgel von 2000 und bereicherte das Konzert an der romantischen Weigle-Orgel von 1929 mit dem Gebet (Pregiera) und der Klage (Nènia) des deutschen Komponisten Rudolf Dittrich (1861-1916).

Das Requiem in c-moll von Jan Dismas Zelenka als erste von vier Totenmessen des Komponisten gehört zu seinen Frühwerken und erinnert stilistisch noch nicht an die Tradition des Hochbarock, so wie er es später in virtuoser Weise handhabte. Der künstlerische Leiter Philipp Amelung ist ein großer Anhänger seiner Musik, seines Erfindungsreichtums und seiner Virtuosität. Die 16 Nummern variieren zwischen chorischen, solistischen und Ensemblesätzen, wobei die Solopartien in der Christuskirche von Sängerinnen und Sängern des professionellen Chores besetzt wurden. Sie sangen erhebend in lateinischer Sprache. Das Münchner Mozart-Orchester verlieh dem Werk Gewicht in der Waldachtaler Christuskirche. Die insgesamt fast 30 Akteure boten eine vorzügliche Leistung. Sie erwirkten Andachtshaltung bei den Zuhörern. Amelung wusste es einzuordnen: "Es war stilistisch nicht so einfach."

Die Tumlinger Organisten- und Dirigenten-Legende Friedrich Laun lobte die außergewöhnliche Klangfülle. Die aktuelle Tumlinger Organistin Margrit Baur schwärmte und gratulierte Amelung zu seinem Ensemble: "Ein wundervolles Klangerlebnis. Unbeschreiblich!" Im Jahr 2019 kommt das Theodor-Schüz-Ensemble erneut zu einem Konzert-Gastspiel an den Ort seiner Gründung. "Eigentlich möchten wir hier jedes Jahr zwei Konzerte geben, bekommen das aber terminlich noch nicht unter", erklärt Universitätsmusikdirektor Philipp Amelung.