Mit dem Volto Santo von Manoppello bei einem Vortrag im vergangenen Jahr von Pfarrer Josef Läufer (links) in Waldachtal: Hagen Schulz, Gerhard Schuhmacher, Pirmin König, Pfarrer Anton Romer. Fotos: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Religion: Hagen Schulz und Gerhard Schuhmacher pilgern öfters zu den Grabtüchern Jesu / Neues Buch über Erforschungsgeschichte

Von Walter Maier

Es sind die geheimnisvollsten Tücher der Welt: Das Volto Santo von Manoppello und das deckungsgleiche Turiner Grabtuch. Hagen Schulz und Gerhard Schuhmacher, die beide in der Waldachtalgemeinde Lützenhardt wohnen, sind begeisterte Verehrer der Antlitz-Tücher von Jesus Christus.

Waldachtal. Sie sind überzeugt, dass es die Tücher sind, die voll Hingabe Jesus zeigen. Das ist ihr Glaube. Sie wollen dem menschlichen Bild des unsichtbaren Gottes nahe sein. Dabei sind sie schon mehrmals der deutschen Trappistin-Ordensschwester Blandina Paschalis Schlömer, der Hüterin des Volto Santo, begegnet. Im Mai 2015 pilgerten sie zum dritten Mal in das kleine Städtchen in den Abruzzen. Letztes Jahr wollten Schulz und Schuhmacher auf der Rückreise von Sizilien erstmals das Turiner Grabtuch im dortigen Johannes-Dom in Augenschein nehmen. Hagen Schulz: "Die Eindrücke von Turin sind sachlich. Es ist nicht so emotional wie Manoppello. Als Katholik steht man staunend davor, auch wenn man sich dem Turiner Grabtuch nur bis auf zehn Meter nähern darf." Gerhard Schuhmacher: "Die Nachbildung von Turin haben wir uns schon in Lourdes anschauen können. Das Original in Turin zu sehen, war die Erfüllung eines Wunsches."

Seit 2014 sind Schulz und Schuhmacher Mitglied im Verein "Freunde des wahren Antlitzes Jesu Christi", der sich die Öffentlichkeitsarbeit zur Wiederentdeckung dieser heiligen Reliquien mit gewisser Forschungsabsicht zu eigen gemacht hat. Hagen Schulz erklärt: "Die Übereinstimmung dieses Volto Santo mit dem Grabtuch von Turin, bei dem mittlerweile die Echtheit als Leichentuch Christi bestätigt ist, lässt uns ahnen, dass es das einzigartige und authentische Bild Jesu ist."

Paschalis kam als Ikonen-Malerin nach Manoppello

Für Schulz ist die 72-jährige Schwester Paschalis die Grals-Hüterin des Schatzes von Manoppello. Die bescheidene Trappistin, die nach ihrem Abitur Pharmazie studierte, hat der inzwischen 80-jährige Waldachtaler in einem Kloster in der Eifel kennengelernt. Die studierte Apothekerin, so erzählt Schulz, habe in Frankreich die Kunst der Ikonen-Malerei erlernt. Paschalis sei als Ikonen-Malerin nach Manoppello gekommen. "Ikonen-Malerei ist ein Gebet", sagt Schulz, der vor seiner Hildesheimer Zeit zehn Jahre in Recklinghausen gelebt hat, das durch sein Ikonen-Museum bekannt ist. Wie kommt das Gesicht des Herrn auf das nicht zu bemalende Schleier-/Muscheltuch? Schwester Paschalis unterhält ein Labor in Manoppello und wertet die Daten über Computer aus. Sie hat die Übereinstimmung der beiden Tücher erforscht und jetzt ein Buch in deutscher Sprache herausgegeben. Seit dem Besuch von Papst Benedikt XVI. am 1. September 2006 kommen immer mehr Besucher nach Manoppello, um das Gesicht mit dem geheimnisvollen Schleier zu verehren. Der 77-jährige Gerhard Schuhmacher ließ sich berühren: "Man ist ergriffen, wenn man das Bild sieht. In dem Moment ist alles andere bedeutungslos."

"Es gibt Momente im Leben, wo man den Atem anhält", schrieb Professor Andreas Resch in seinem 1999 erschienenen Buch "Der Schleier von Manoppello und das Grabtuch von Turin". Schon Pater Pio meinte: "Es ist das größte Wunder, das wir haben!" Pfarrer Josef Läufer aus Gengenbach meinte bei seinem viel beachteten Vortrag im März 2015 in Waldachtal: In die Augen des Volto Santo solle man wie Papst Benedikt XVI. sehen, um die Zeichen des Leidens im Gesicht Jesu wahrzunehmen: "Jesus hat die Leiden auf sich genommen zu unserer Erlösung." In den Wunden könne man die ganze Leidensgeschichte ablesen. Läufer: "Das älteste Glaubenszeugnis, das wir haben, ist das Ur-Evangelium." Unerklärlich seien das Foto-Negativ von Turin und das Foto-Positiv von Manoppello. Josef Läufer: "Die Bilder sind ein Phänomen und für die Wissenschaft enträtselt."

Es handelt sich um ein Schleiertuch, kein Schweißtuch

Erst durch das Foto-Negativ seien die Konturen des Turiner Grabtuchs sichtbar. Augen und Zähne des Manoppello-Tuches seien auch beim Turiner zu sehen. Es sei ein Schleiertuch, kein Schweißtuch, das man dem Verstorbenen auf das Gesicht gelegt hat. "Muschelseide gilt als der kostbarste Stoff aus der Antike." Reines Perlmutt nehme keine Farbe an, ergänzt Hagen Schulz. "Es lässt sich nur vermuten, dass das Bild durch reine Energie, die durch Materie-Umwandlung entsteht, entstanden ist. Es ist eine göttliche Erscheinung", meint der ehemalige Opernsänger Schulz, der in seiner Jugend mal die Absicht hatte, ein Ordensleben zu führen.

Nach dem Volto Santo sind inzwischen schon etwa 450 Christusbilder und Ikonen gemalt worden. Hagen Schulz, dem die Gegenwart Christi im Allerheiligsten viel bedeutet, ist überzeugt: "Christen sind keine Buch-Religion wie die Juden mit dem Alten Testament. Das Christentum ist eine Religion der Bilder des auferstandenen Christus. Wir sind die Gläubigen der Auferstehung", bekräftigt der Katholik.

Ob man die Reliquien aus biblischer Zeit mit den Augen des Herzens betrachtet oder mit einem Röntgenblick, es ist allein Glaubenssache. Wünschenswert, so Pfarrer Läufer, sei es, wieder mehr religiöse Bilder in die Wohnungen zu bringen. Er hält es mit dem Sprichwort: "Aus dem Auge, aus dem Sinn."

Primin König, der Laienvorsitzende des katholischen Kirchengemeinderates Lützenhardt/Pfalzgrafenweiler, sagte nach den Darlegungen von Pfarrer Läufer: "Bitten wir den Heiligen Geist, dass es unseren Glauben bestärkt." Die wohl heiligsten Bilder der Christenheit können eine Bereicherung für den Glauben sein. Hagen Schulz und Gerhard Schuhmacher wünschen sich, jedes Jahr nach Manoppello zu kommen. Zunächst aber planen sie nach 1972 ihre zweite Reise zum Marienwallfahrtsort Fatima.

Das neue Buch "Jesus Christus – Lamm und schöner Hirt, Begegnung mit dem Schleier von Manoppello" von Sr. Blandina Paschalis Schlömer inklusive DVD ist für 19,90 Euro erhältlich. Verlag Johannes Wiemann, Nürnberg, E-Mail: info@wiemannverlag.de, ISBN 978-3-9817430-2-9.