Das Gesäß des neuen Salzstetter Ortsvorstehers Friedrich Hassel dient fortan als Ellenmaß für den Narrenbaum der Salzstetter Zunft. Den Rathausschlüssel muss Hassel an die Narren übergeben (unten). Hexen stürmen den Dorfplatz. Fotos: Wagner Foto: Schwarzwälder Bote

Fasnet: Salzstetter Narren schicken ihren Ortsvorsteher Friedrich Hassel in den Zwangsurlaub

Wie in jedem Jahr waren auch am vergangenen Samstag wieder zahlreiche Schaulustige gekommen, um der Amtsenthebung der Ortschaftsverwaltung durch die Narrenzunft Salzstetten beizuwohnen.

Waldachtal-Salzstetten. Erst im Juli des vergangenen Jahres nahm der neue Ortsvorsteher Salzstettens – Friedrich Hassel – den Rathausschlüssel von seinem Vorgänger Wolfgang Fahrner entgegen. Am vergangenen Wochenende musste sich Hassel jedoch wieder vom Rathausschlüssel trennen und wurde sogleich von den Narren in den Zwangsurlaub geschickt. Selbst beim Aufstellen des Narrenbaums musste der bis dato amtierende Ortsvorsteher einiges über sich ergehen lassen – zur besonderen Freude der Schaulustigen. Bevor der imposante Narrenbaum jedoch mit Manneskraft in die Höhe gehievt werden konnte, musste dieser von einer fachkundigen Jury zunächst vermessen werden. "Will man das Maß genau erreichen – muss man zuerst das Werkzeug eichen", kündigte Ehrenzunftmeister und Präsident des Närrischen Freundschaftsrings Neckar-Gäu, Thomas Fischer, an und verdeutlichte ferner: "Das Eichmaß wird direkt vermessen – vom Ortsvorsteher platt gesessen. So messen wir jetzt jedes Jahr – ob der Arsch einst kleiner war." Prompt legten die Narren die Schieblehre an des Ortsvorstehers Gesäß an und hielten die Maße im "Baumbuch" der Zunft fest. "Reicht der Kaliber dann mal nicht mehr – so muss ein neuer Schultes her", gab Fischer dem Ortsvorsteher zu bedenken.

Nachdem die "Sieben-Hügel Hexen" den Baum erfolgreich in die Höhe stemmten, erwartete Hassel im Rahmen der Amtsabsetzung weitere Schelte. "Wir haben schon gemerkt, dass es im Ortschaftsrat Ratten im Getriebe hat. Da müssen wir Narren für Besserung sorgen", kündigte Zunftmeister Marcel Söll an. "Wir sagen Waldachtal adee – denn nur in Salzstett isch es sche", verriet Fischer die Absichten der Narren und regte obendrein an: "Freie Gemeinde Salostetten – nur das kann unseren Ort noch retten."

Versuche auf Schwäbisch

Auch Bürgermeisterin Annick Grassi fiel den Zeilen des Ehrenzunftmeisters zum Opfer: "Wir zweifeln oft an ihren Taten – von wem wird die wohl beraten? Das wird jetzt mit dem Freddy heiter – der alte Händel got grad weiter. Da kann sie auf den Rathausstühlen – nicht mehr Kaiserin Sissi spielen." Abschließend musste der entmachtete Ortsvorsteher sich dem schwäbischen Dialekt ergeben. "Ab heute musst du schwäbisch schwätzen – ich werd auf Hochdeutsch übersetzen", gab Fischer Hilfestellung. So verriet Polizist Hassel dem närrischen Volk: "Bei os Beamte schafft suscht nau der Moscht em Keller schee. No mach i bis’d Hebam zahlt – isch au als Ortsvorsteher nix hee." Die folgende Übersetzung war selbst für die Schwaben höchst aufschlussreich und erheiternd zugleich: "Beruflich bin ich als Beamter nicht ganz ausgelastet und kann mich somit als Ortsvorsteher voll entfalten."

Hassels eigens verfasste Zeilen durfte der gebürtige Rheinländer gnädigerweise in seinem gewohnten Dialekt an das närrische Volk richten. "Es läuft nicht immer rund – das Dorf ist eben groß. Und hinten und vorne – da fehlt es an Moos. Und Amokfahrt, Reichsbürger – halten auf Trapp – gut, dass die Zeitung stets drüber berichtet hat", gestand Hassel den Narren. "Unsere Grundschule muss eigenständig bleiben – dafür muss man sich reiben", versprach Hassel den Einwohnern, was mit Beifall von den Anwesenden kommentiert wurde.

Nachdem dem Ortsvorsteher der Rathausschlüssel entrissen wurde, sorgten die Tuders sowie die Schellenbergnarren für närrische Unterhaltung vor dem Aktiv-Haus in Salzstetten, wo wenig später die Fleggafasnet eingeläutet wurde. Zuvor stürmten jedoch die Hexen den Dorfplatz und brauten ihr teuflisches Hexengebräu. Neben dem gemütlichem Beisammensein erfreuten sich die Gäste der Fleggafasnet auch an den Programmpunkten von "Eugen und Fitho" sowie dem "Gsendl", welche ihre Darbietung als Liebesbotschaft an die Narrenzunft verpackten.