Hannelore Kreidler arbeitet seit 50 Jahren für die Familie Schmelzle / Kindermädchen, Haushaltshilfe und Arzthelferin in einer Person

Von Rul Jetter Waldachtal-Salzstetten. Es ist ein seltenes Jubiläum, das Hannelore Kreidler feiern konnte – seit 50 Jahren arbeitet sie für die Arztfamilie Schmelzle. Bürgermeister Heinz Hornberger, einer der Gratulanten, stellte fest: "In 38 Jahren Tätigkeit als Bürgermeister habe ich das noch nie erlebt."

Hannelore Kneissler, meist "Hanne" genannt, war 15 Jahre alt, als ihre Mutter im Jahr 1962 starb. Der Arzt des Dorfes, Rudolf Schmelzle, der die Mutter medizinisch betreut hatte, kümmerte sich um Hannelore, die noch vier Geschwister hatte – sie war an vierter Stelle – und übernahm zusammen mit seiner Frau die Pflegschaft der Vollwaise.

Die Arztpraxis befand sich noch unten im Dorf, die Schmelzles hatten vier Kinder. Bei der Arztfamilie konnte man jede Hand gebrauchen. Als Haushaltshilfe und als Kindermädchen hat Hanne Kneissler angefangen, 15-jährig, im April 1962.

Arzt übernimmt Rolleals Brautvater

Sie absolvierte eine Lehre als Arzthelferin und arbeitete in Schmelzles Praxis. Dann lernte sie Siegfried Kreidler, auch aus Salzstetten, kennen und lieben. Die beiden heirateten 1967 und Dr. Schmelzle durfte die Rolle als "Brautvater" übernehmen. Der Hochzeit voraus ging im selben Jahr die erfolgreiche Prüfung als Arzthelferin.

Die eigene Familie war der Grund, weshalb Hanne nicht mehr jeden Tag bei Arbeitgeber Schmelzle sein konnte, sie kam in Teilzeit und brachte hin und wieder ihren eigenen Nachwuchs mit.

Bei der wachsenden Familie Schmelzle gab es immer Arbeit: Ein großes Haus, ein weiter Garten, eine vielköpfige Familie. Jeden Tag waren zwölf bis 14 Tischgäste versammelt. Auch bei Schmelzles war Zuwachs eingetroffen, drei Kinder mehr, als Haustier einen Hund und später noch eine Katze. Dann kam Hanne wieder regelmäßig. Haushalt, Garten, Kinder, Tiere – so lautete ihr vielseitiges Arbeitsfeld. Und Dora Schmelzle, die Oma, die Mutter von Rudolf Schmelzle, war auch noch da.

Seit 50 Jahren ist Hanne quasi ein Familienmitglied. Hannelore Kreidler war für fünf Generation das Gegenüber: Oma, Eltern, sieben Kinder, 20 Enkel, zwei Urenkel – sie waren (fast) alle zur Feier gekommen: 38 an der Zahl.

Der Älteste der Großfamilie ist Rudolf Schmelzle mit 88 Jahren, der Jüngste im Familienverband ist der eineinhalbjährige Urenkel Joschia. Sie waren vereint, um "ihre Hanne", um das 50-jährige Dienstjubiläum zu feiern.

Jeder Gratulant überreichte eine Blume und sprach einen feierlichen Satz. Dann kündigte Michael Schmelzle an: "Jetzt krieagscht no was g’songa" und ein von Tochter Barbara Moya komponierter Kanon mit dem Titel "Hanne" erklang vom Familienchor.

Rudolf Schmelzle sprach von "unserer Perle", als er sich an die Jubilarin wandte. Er hob die Zuverlässigkeit und Fröhlichkeit von Hanne hervor. Hornberger, in Begleitung von Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner, hatte eine von Ministerpräsident Winfried Kretschmann unterschriebene Urkunde mitgebracht, mit der "Dank und Anerkennung für während 50-jähriger Tätigkeit treu geleisteten Arbeit" ausgesprochen wurde. Von der Gemeinde gab es die Ehrenmedaille in Gold.

Die Jubilarin zeigte sich überwältigt. Sie sei zufrieden und begeistert. Hannelore Kreidler meinte, Schmelzles seien eine Familie, in der man geborgen sei und so lange ihre Kraft reiche, wolle sie ihre Aufgaben erfüllen.