Ein Care-Geschenkpaket für die Schwestern: Diakon Georg Lorleberg (von links), Schwester Irmentrudis, Gabriele Stöhr, Schwester Reinholda, Helmut Held, Rosemarie Lutz. Foto: Schwarzwälder Bote

Kirche: Benedetto-Treff Alpirsbach und Franziskus-Treff Dornstetten zu Besuch in Heiligenbronn

Auf Abschiedsbesuch bei den Ordensschwestern im katholischen Wallfahrtsort Heiligenbronn waren die miteinander vernetzten Benedetto-Treff Alpirsbach und der Franziskus-Treff Dornstetten. Die Franziskanerinnen Irmentrudis (83) und Reinholda (80) zeigten sich sehr erfreut.

W aldachtal-Heiligenbronn. Altersbedingt geht die 128-jährige Ära der Franziskanerinnen im Apostolatsort nun zu Ende. Die bis zuletzt verbliebenen Schwestern Irmentrudis Berktold und Reinholda Zirkel kehren im März oder April ins Mutterhaus nach Heiligenbronn bei Schramberg zurück, um dort ihren Lebensabend zu verbringen, wo sie beide einmal in leitender Stellung tätig waren. Reinholda: "Wir freuen uns aufs Ausruhen."

Heiligenbronn, das zur Kirchengemeinde Salzstetten gehört, hat unter der Ägide der beiden Franziskanerinnen seinen Nimbus als katholischer Wallfahrtsort gestärkt. Reinholda kann auf eine fast 30-jährige Dienstzeit und Irmentrudis auf ein 20-jähriges Wirken im Apostolatsort Waldachtal zurückblicken. Fragen der Pilger aus den katholischen Kirchengemeinden St. Benedikt Alpirsbach und St. Franziskus Dornstetten formulierte jetzt der Freudenstädter Diakon Georg Lorleberg in der Wallfahrtskirche: Was haben sie erlebt? Was geben sie uns mit?

Mit Kopf und Herz

Sie nehme mit Kopf und Herz Abschied, meinte Schwester Reinholda. Der Kopf sage ihr: Es ist Zeit, die Aufgaben mit der Wallfahrtskirche abzugeben. Das Herz tue weh: Als sie im September 1990 hier als Oberin von zehn Schwestern eingesetzt worden sei, wären das noch ganz andere Bedingungen gewesen. "Die Häuser waren da. Die Übergangswohnungen für Russlanddeutsche und Menschen aus Osteuropa."Später seien die Räumlichkeiten Bürgerkriegsflüchtlingen aus Ex-Jugoslawien und Asylbewerbern zur Verfügung gestellt worden. Beide Nonnen fungierten als geistliche Begleiterinnen für Hilfesuchende. "Von der Kirche und den Gottesdiensten nehme ich schwer Abschied. Das wird mir fehlen. Auch die Beziehungen und die vielen netten Leute, die ich kennenlernen dufte", teilte Irmentrudis mit.

Vita Communis – 13 Jahre zusammen: Wie geht das, haben Sie auch mal Stress miteinander? Zum alltäglichen Zusammenleben der beiden Ordensfrauen im Schwesternhaus in Heiligenbronn erklärte die frühere Oberin Reinholda: "Ich bin sehr dominant. Wir waren manchmal auch verschiedener Meinung und führten ein Leben mit Stärken und Schwächen, die hat man ein ganzes Leben lang, wie auch in einer Ehe." Im Apostolatsort Waldachtal führten sie ein selbstständiges Leben mit selber Kochen, Einkaufen, Waschen. Im Mutterhaus Heiligenbronn-Schramberg erwarte sie eine eingeschränkte Freiheit und kleine Wohnzellen. Jede bekommt dort aber ein eigenes Büro. Sie leben in verschiedenen kleinen Konventen und treffen sich hauptsächlich bei den Gebeten. St. Franziskus in Heiligenbronn-Schramberg zählte früher 400 Schwestern – heute sind es 38. Irmentrudis und Reinholda bekräftigten, dass sie es bis heute nicht bereut haben, als Ordensschwestern zu leben. "Unser Beruf ist Berufung", betonte Reinholda. Vor 60 Jahren habe sie begeistert Ja gesagt zu dieser Berufung. Irmentrudis bekräftigte: "Ich schaue dankbar auf mein Leben zurück. Ja, ich würde diesen Weg wieder gehen." Und: "Wir haben Gehorsam gelobt, aber da kommt man schon an seine Grenzen", gestand sie ein. "Junge Leute lassen sich nicht mehr so einbinden", bemerkte Reinholda.

Alle 200 Jahr ein Tief

Zur aktuellen Glaubwürdigkeitskrise der katholischen Kirche merkte sie an: "Unsere Kirche muss demütig werden. Sie war wohl zu überheblich." Irmentrudis bemühte die Kirchengeschichte: "Alle 200 Jahre gab es einen Tiefpunkt." Jetzt hoffe sie darauf, dass dieser bald überwunden wird. Sie erzählte auch von der aktuellen Begegnung mit dem namhaften Kabarettisten Josef Brustmann, der im Salzstetter Schlössle aufgetreten ist. Ihr bayrischer Landsmann habe die Wallfahrtskirche Heiligenbronn wegen ihrer "wunderbaren Akustik und besonderen Atmosphäre" gelobt. Reinholda fügte hinzu: "Wir haben eine Kirche zum Beten. Gott ist hier spürbar." Gemeinsam beteten die 21 Teilnehmer das von den beiden Franziskanerinnen verfasste Abschiedsgebet zur Schmerzhaften Mutter von Heiligenbronn und verknüpften damit die Hoffnung, dass der Zuspruch für den Heiligen Bronnen mit seiner Wallfahrtskirche und Gnadenquelle erhalten bleibe. Helmut Held vom Benedetto-Treff Alpirsbach und Rosemarie Lutz vom Franziskus-Treff Dornstetten überreichten zusammen mit Gaby Stöhr und Diakon Georg Lorleberg ein Care-Paket an die beiden Schwestern und wünschten ihnen alles Gute.