Für die Wahlhelfer galt in diesem Jahr Maskenpflicht.Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Wahl: AfD in Nagold auf Rang drei / Debakel für die SPD

Ein bockstarkes Ergebnis für die Grünen, ein Thomas Blenke, der für die CDU knapp den Spitzenplatz verteidigen konnte, und eine AfD, die trotz Verlusten weiter überdurchschnittlich stark ist – so haben die Nagolder am Sonntag bei der Landtagswahl abgestimmt.

Nagold. Vieles war bei dieser Wahl anders als sonst. Wahlbezirke wurde zum Teil neu zugeschnitten, zusätzliche Briefwahlbezirke installiert, es gab keine Wahlpartys – auch nicht im Foyer des Nagolder Rathauses, wo sich sonst die lokale Politprominenz am Wahlabend die Klinke in die Hand gibt, um zu beobachten, wie die Wahl an der Heimatbasis ausgegangen ist.

Die Analyse fällt aus diesem Grund diesmal auch etwas anders aus. Ein Vorher-Nachher-Vergleich macht zum Teil kaum Sinn. Das liegt auch daran, dass in diesem Jahr 45,8 Prozent der 9311 Wähler Briefwähler waren, die man nicht den einzelnen Wahlbezirken zuordnen kann.

Zum Gesamtergebnis: Mit 20 Prozent setzte die AfD vor fünf Jahren ein Ausrufezeichen in Nagold und schnappte sich Platz zwei hinter der CDU. Das hat sich in diesem Jahr wieder verändert. Der in Vollmaringen wohnende Kandidat Miguel Klauß verlor vier Prozentpunkte – fuhr mit 16 Prozent allerdings immer noch ein im Vergleich zu anderen AfD-Kandidaten starkes Ergebnis ein. Klauß zieht übrigens auch in den Landtag ein.

Die CDU verschlechterte sich kaum

Im Nagolder Ranking kommt die AfD mit den 16 Prozent aber nur noch auf Platz drei. Platz zwei geht an die Grünen. Johannes Schwarz schaffte es in Nagold auf 26,3 Prozent – das sind rund sieben Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Damit kratzte er auch in Nagold am Ruf der unbesiegbaren CDU. Thomas Blenke (CDU) verschlechterte sich zwar kaum (nur um 0,7 Prozentpunkte), doch die 27,5 Prozent, die er diesmal erreichte sind alles andere als deutlich. Das sind lediglich 110 Stimmen mehr als die Grünen in der Stadt holten.

Zulegen konnte auch Herbert Müller – neben AfD-Mann Klauß der zweite Landtagskandidat, der in Nagold wohnt. Die 9,1 Prozent aus 2016 steigerte er auf 10,7 Prozent.

Ein Debakel ist das Ergebnis der SPD – da hilft auch kein Blick zum desaströsen Ergebnis auf Landesebene. Im Gegenteil, das 2016 in Nagold mit Daniel Steinrode erzielte Ergebnis von 18 Prozent scheint im Nachklang durchaus respektabel. Der Jung-Kandidat Philipp Göhner (25) jedenfalls verlor in diesem Jahr nahezu zehn Prozentpunkte und landete letztlich in Nagold bei 8,1 Prozent.

AfD bei den Briefwählern deutlich unbeliebter

Zur Abrundung: Die Linke mit Erhard Hofmann etablierte sich bei drei Prozent (2,6 Prozent 2016), und Martin Handel fuhr für die Freien Wähler auch in Nagold respektable 5,5 Prozent ein.

Die Hochburgen der einzelnen Parteien in der Stadt zu identifizieren fällt in diesem Jahr schwer. Vor allem wegen der Briefwahl verzerren sich die Ergebnisse. Das beste Beispiel dafür ist Miguel Klauß (AfD). Dass er bei den Urnenwählern gleich in mehreren Wahlbezirken die Nase vorn hatte – auf dem Oberen Steinberg zum Beispiel mit 42,7 Prozent und im Iselshäuser Tal mit 37,4 Prozent – relativiert sich wieder durch die bescheidenen Ergebnisse bei den Briefwählern. In den neun Briefwahlbezirken Nagolds kommt die AfD nämlich nur auf 8,2 Prozent. Ein klares Indiz also, für die schon oft geäußerte Vermutung, dass AfD-Wähler lieber selbst zur Urne schreiten.

Apropos Briefwähler. Unter den 4261 Briefwählern in Nagold lag recht deutlich Johannes Schwarz von den Grünen vorne. 33,1 Prozent der Briefwahlstimmen entfielen auf ihn, auf Thomas Blenke von der CDU kommen 29,8 Prozent der Briefwahlstimmen. Die anderen Parteien fuhren bei der Briefwahl recht ähnliche Ergebnisse wie bei der Urnenwahl ein.

Insgesamt nahmen in Nagold 59,5 Prozent der 15 662 Wahlberechtigten auch an der Wahl teil. 63,6 Prozent waren es kreisweit. Vor fünf Jahren gingen noch 67,4 Prozent der Nagolder Wahlberechtigten zur Wahl.