Um Erwärme nutzen zu können, muss in der Regel erst mal gebohrt werden. Foto: dpa/Soeren Stache

Calw auf dem Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung – das zumindest verspricht die kommunale Wärmeplanung, mit der sich derzeit ein Fachunternehmen beschäftigt. Diesem zufolge schlummern in der Hesse-Stadt große Potenziale für Geothermie.

Die Stadt Calw muss bis zum Jahresende einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Derzeit ist das Unternehmen Energielenker projects GmbH dabei, diesen zu entwerfen. Im Bau- und Umweltausschuss präsentierte Anika Scherenberg die ersten Ergebnisse.

Was hat es mit diesem kommunalen Wärmeplan auf sich?

Theoretisch haben alle Kommunen in Baden-Württemberg die Möglichkeit, einen Wärmeplan erstellen zu lassen. Große Kreisstädte, wie Calw eine ist, sind sogar dazu verpflichtet. Bis zum 31. Dezember muss die Stadt dem Regierungspräsidium Karlsruhe eine solche Wärmeplanung vorlegen.

Sinn der Sache ist es, eine klimaneutrale Wärmeversorgung zu erreichen, wie auf der Homepage des Umweltministeriums erklärt wird. „Jede Kommune entwickelt im kommunalen Wärmeplan ihren Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung, der die jeweilige Situation vor Ort bestmöglich berücksichtigt“, ist dort weiter zu lesen.

Wie funktioniert die Erstellung dieses Plans?

Vier Schritte sind notwendig, um einen solchen Wärmeplan auszuarbeiten: die Bestandsanalyse (Wie hoch ist der Wärmebedarf und der Verbrauch?), die Potenzialanalyse (Wie könnte man Energie sparen? Wo könnte man erneuerbare Energien einsetzen?), die Aufstellung des Zielszenarios (Wie kann man den Bedarf klimaneutral decken?) sowie die Wärmewendestrategie (Welche konkreten Maßnahmen werden umgesetzt?). Fünf Maßnahmen werden nach Abschluss der Analysen herausgesucht und priorisiert, kündigte Scherenberg an.

„Nach der abgeschlossenen Planung dient der kommunale Wärmeplan als Routenplaner. Seine Ergebnisse und Handlungsvorschläge sind Grundlage für die weitere Stadt- und Energieplanung“, heißt es dazu in der Sitzungsvorlage für den Bau- und Umweltausschuss.

Das von Calw beauftragte Unternehmen ist mit der Bestandsanalyse fertig und steckt gerade mitten in der Potenzialanalyse. Die beiden letzten Schritte stehen entsprechend noch aus.

Was haben die bisherigen Untersuchungen ergeben?

Die ersten Ergebnisse der Bestandsanalyse wirken wenig überraschend. Dort, wo mehr Leute wohnen, wird mehr Energie verbraucht. Und Erdgas (47,5 Prozent) sowie Heizöl (29 Prozent) sind die am häufigsten genutzten Energieträger zum Heizen.

Dennoch lohnt sich ein genauerer Blick auf die Daten, die aus dem Jahr 2019 stammen. So verbrauchen die privaten Haushalte mit 76,9 Prozent mit Abstand am meisten Energie, gefolgt von Gewerbe, Dienstleistung und Handel mit 17,5 Prozent und der Industrie mit 3,2 Prozent. Am wenigsten brauchen die kommunalen Einrichtungen mit 2,4 Prozent. Letztere beziehen ihre Energie zu 65 Prozent aus Fernwärme.

Der Wärmebedarf liegt in großen Teilen des Stadtgebiets bei unter 50 bis 200 Megawattstunden pro Jahr, wie eine entsprechend eingefärbte Karte zeigt. Lediglich vereinzelte Teile von Hirsau, Calw, Stammheim, Heumaden, Holzbronn und Wimberg haben einen deutlich höheren Verbrauch. Dies hänge zu einem großen Teil davon ab, ob dort ältere oder neuere Häuser stehen, erklärte Scherenberg. Und natürlich ziehen die Experten genau daraus ihre Schlüsse und leiten Handlungsempfehlungen ab.

Die erneuerbaren Energien machten an der Wärmeerzeugung Calws Stand 2019 rund 18 Prozent aus, den größten Teil davon bildet die Biomasse (88 Prozent), gefolgt von Solarthermie (sieben Prozent).

Welche Maßnahmen könnten daraus folgen?

Scherenberg und ihre Kollegen sehen großes Potenzial in der Geothermie, auch Erdwärme genannt. Die Kernstadt, Hirsau, Heumaden, Holzbronn sowie die Höhenorte und einen kleinen Teil Stammheims schätzen die Experten als „höher effizient“ für Geothermie für die Energiegewinnung ein.

Je nachdem, ob ein Gebiet dicht oder eher dünn besiedelt ist, könnten zudem Großwärmepumpen, thermische Abfallverbrennung und industrielle Abwärme (mittlere bis dichte Besiedlung), Solarthermie oder feste Biomasse (dünne Besiedlung) zum Einsatz kommen. Derzeit würden auch noch weitere Potenziale untersucht, erklärte Scherenberg.

Vieles davon, was es umzusetzen geben könnte, liegt freilich in den Händen der jeweiligen Eigentümer, meinte sie auf eine Nachfrage aus dem Gremium. Dafür gebe es aber heutzutage immer wieder Fördermittel. Im nächsten Schritt müsse das Unternehmen Energielenker projects GmbH nun erst einmal mit Vertretern aus Industrie und Gewerbe in Kontakt treten. Dann steht eine Zonierung an – was bedeutet, dass Projektsteckbriefe vorbereitet werden für die einzelnen Gebiete. Mittelfristig würden daraus entsprechende Szenarien entwickelt.

Was kostet das Ganze?

Die Erstellung der kommunalen Wärmeplanung für Calw kostet rund 47 400 Euro, ist der Sitzungsvorlage zu entnehmen. Vom Land bekommen die Städte, die dazu verpflichtet sind, demzufolge eine finanzielle Kompensation. Im Fall der Großen Kreisstadt Calw seien das vier Raten à 16 000 Euro, insgesamt also 64 000 Euro. Die Mittel, die nicht für die Erstellung der Wärmeplanung verwendet werden, sollen in andere Klimaschutzprojekte fließe, heißt es abschließend.