Leverkusen/Berlin - Schmutzige Scheidung und heftige Schuldzuweisungen: Der unfreiwillige Abschied von Michael Ballack aus der Nationalmannschaft ist am Wochenende zu einem Rosenkrieg eskaliert, aus dem nicht nur der langjährige DFB-Kapitän, sondern auch Bundestrainer Joachim Löw und der Deutsche Fußball-Bund schwer beschädigt hervorgehen. Durch seinen Generalsekretär Wolfgang Niersbach wies der Verband am Samstag die harsche Kritik des 98-maligen Nationalspielers an seinem Karriereende in der DFB-Elf entschieden zurück. Ballack wiederum legte einen Tag später per Pressemitteilung nach, warf Löw eine „Hinhaltetaktik“ und dem DFB unverhohlen eine Lüge vor. In der Causa steht Aussage gegen Aussage.

„Ich finde es schade, jetzt erneut Aussagen lesen zu müssen, die nicht der Wahrheit entsprechen und auf die ich reagieren muss“, verkündete Ballack in einer langen Presseerklärung, die von seinem Arbeitgeber Bayer Leverkusen verschickt wurde. Niersbach sei bei keinem der Gespräche dabei gewesen, die er mit Bundestrainer Löw geführt habe, erklärte Ballack. „Wenn der Bundestrainer Wolfgang Niersbach erzählt haben sollte, er habe bei unserem Gespräch am 30. März zu mir gesagt: 'Micha, das war's für dich und lass das jetzt mal sacken', oder 'Ich plane nicht mehr mit dir', dann ist das schlichtweg nicht wahr. Das genaue Gegenteil war der Fall.“

Laut Ballack habe Löw in dem Gespräch vermittelt, „dass er mich nach meinen Verletzungen wieder auf einem guten Weg sieht und durchaus daran glaubt, dass ich es in jedem Fall noch einmal schaffen kann, in die Nationalmannschaft zurückzukehren“. Löw habe ihn „motiviert und aufgefordert, nicht hinzuschmeißen“. Die „Hinhaltetaktik des Bundestrainers“ habe nicht zu Löws Aussagen gepasst. Zudem habe Teammanager Oliver Bierhoff im Frühjahr in einer TV-Sendung „sinngemäß“ gesagt, „dass man sich nicht alle Türen zuschlagen wolle und Michael Ballack noch sehr wichtig werden könne“.

Seite 2: Ballack wollte offenbar zurücktreten