Guido Sprenger Foto: HFU

Furtwangen - "Geben ist seliger denn nehmen" heißt es schon in der Bibel. In vielen Völkern der Erde ist der Gabentausch dagegen nicht nur ein Zeichen von Frömmigkeit sondern gelebte Praxis, die ganze Kulturen prägt und stabilisiert. Wie wäre es, wenn man dieses Prinzip auch in westlichen Gesellschaften anwenden würde? Eine abwegige Utopie?

Nicht für Guido Sprenger. Er ist Professor für Ethnologie an der Universität Heidelberg. Seit dem Jahr 2000 forscht er im Hochland von Laos zu ethnischen Minderheiten und deren Kultur. Er wird am Donnerstag, 20. Januar, ab 19 Uhr in einem öffentlichen Vortrag an der Hochschule Furtwangen eine äußerst interessante und vielleicht auch provokante Idee für ein Wirtschaftsmodell der Zukunft vorstellen – dem Gabentausch.

Beziehungen werden auf Dauer stabiler

"Warum können zwei Dinge getauscht werden? Man ist versucht zu sagen: Weil sie gleich viel wert sind", so Guido Sprenger. Dieses Prinzip beherrsche den Tausch von Waren und Geld. Es gibt jedoch noch andere Möglichkeiten. "Im Gabentausch, in der – oft zeremoniellen – Übergabe wertvoller Objekte oder Dienstleistungen sind Dinge tauschbar, weil sie komplementäre Werte darstellen" Das habe eine Reihe von Folgen für die Tauschenden wie auch für die Gesellschaft insgesamt. "Die Beziehungen werden stabiler, und ein größerer sozialer Horizont wird in den Tausch einbezogen", so der Professor.

Vortrag wird online übertragen

Ein Beispiel seien die Gaben zwischen Verwandten in Südostasien. Sprenger: "Sie leisten weit mehr, als nur individuelle Bedürfnisse zu befriedigen. Daher ist es falsch, anzunehmen, eine Frau würde ›gekauft‹, wenn die Familie des Bräutigams für sie Brautgaben entrichtet." Durch solche Gabentauschzyklen würden vielmehr die Gesellschaft "in ihrer Gesamtheit und ihre Beziehung zum Kosmos" erneuert, so der Professor und fragt "Gilt das womöglich auch für westliche Gesellschaften?"

Wegen Corona wird dieser Vortrag online übertragen. Der Link zum Vortrag: https://t1p.de/7th1