Tilo Holighaus mit seinem Ventus 2 nach der geglückten Außenlandung. Foto: Reinhold

Pilot Tilo Holighaus aus Kirchheim/Teck muss wegen nachlassenden Winds zu Boden gehen.

Balingen-Endingen - Flugzeugabsturz? Notlandung? Jemand verletzt? Diese Frage könnte man sich durchaus stellen, wenn man am Sonntag Nachmittag nahe Endingen plötzlich ein verlassenes Segelflugzeug auf der verschneiten Wiese hinter dem Haus sieht. Also, falls man es überhaupt sieht, denn um das polierte Weiß von Rumpf und Tragflächen in der winterlichen Landschaft auszumachen, musste man schon genau hinsehen. Und wenn dann noch jede Spur vom Piloten fehlt, wird es ganz mysteriös.

Um die Sache aufzuklären: Gestartet war Pilot Tilo Holighaus, Segelflug-Weltmeister und Geschäftsführer des Segelflugzeugherstellers Schempp-Hirth in Kirchheim/Teck, nach Angaben der Fliegergruppe Wolf Hirth am frühen Nachmittag auf dem Flugplatz Hahnweide. Die Wetterlage mit straffem Wind aus westlicher Richtung versprach gute Aufwinde an der Kante der Schwäbischen Alb – und genau diese Aufwinde trugen der erfahrenen Piloten über mehr als 70 Kilometer bis nach Balingen. Hier allerdings nahm der Wind immer mehr ab, und am Ende reichte es Holighaus nicht mehr, um wieder zurück nach Hause zu fliegen.

Deswegen landete er auf einer schneebedeckten Wiese in Endingen, sodass die Rumpfspitze seines Flugzeuges nur wenige Meter vor der Straße In der Gass zum Stehen kam.

Pilot wärmt sich in Sparkassen-Filiale auf

Per Telefon informierte er nach der Landung seine Kameraden, die sich mit Auto und Transportanhänger auf den Weg machten, um ihn und das Flugzeug nach Hause zu holen. Innerhalb von nicht einmal 20 Minuten wurden gemeinsam die Tragflächen demontiert und das Flugzeug in den Anhänger verladen.

Solche Außenlandungen sind für Segelflieger ein völlig normales Prozedere, denn wenn die natürlichen Aufwinde ausbleiben, bleibt den Piloten der unmotorisierten Flugzeuge gar keine andere Möglichkeit, als sich ein Feld oder eine Wiese für die Landung zu suchen.

Aber warum war der Pilot zwischenzeitlich verschwunden? Einfach, weil es zu kalt war, um im Flugzeug sitzen zu bleiben. Er nutzte die Zeit bis zum Eintreffen seiner Helfer für einen Spaziergang durch den Ort und wärmte sich dann in der Sparkassenfiliale.

"Es war toll, die vielen Wintersportler auf der Alb zu sehen, die hier mit Schlitten oder auf Langlaufskiern das schöne Winterwetter nutzten", sagte Tilo Holighaus nach der Landung und fügte mit einem Lachen hinzu, dass die Kirchheimer Piloten gezeigt hätten, dass auch Segelflug Wintersport sein kann. Fünf Piloten des Kirchheimer Vereins waren am Sonntag von der Hahnweide aus gestartet und insgesamt mehr als acht Stunden in der Luft.